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(K)ein König, (k)ein Gott, (k)ein Traum

Wer über HipHop aus New York redet, kommt an El-P nicht vorbei. Während sich Rapper wie Jay-Z, Nas oder 50 Cent um die Krone kloppen, arbeitet er wie ein Besessener an seinem ganz eigenen Ding, wie der Titel der neuen CD ’I’ll Sleep When You’re Dead’ beweist.

„Desperate men do dangerous things./ Full alarm system – New York with no kings!”, rappt das Company-Flow-Mitglied entsprechend beim Stück ’No Kings’. „Mir geht es nur darum zu sagen, dass es keine Könige in New York gibt. Dabei ist es mir ziemlich egal, wer das von sich behauptet. Wenn wir wirklich einen König in NeW York hätten, wäre das Rappen definitiv schwerer. Ich habe jedenfalls kein Interesse an einer Diktatur!“
Dabei wird schnell klar, dass es bei El-P um mehr geht als HipHop. Seine Stücke sind vielseitig auslegbar, beschäftigen sich mit zwischenmenschlichen Erlebnissen genauso wie mit Politik. Doch selbst Muttersprachler werden ihre Schwierigkeiten haben, all seine Gedanken genau verfolgen zu können. „Ich finde es unabdingbar, dass jeder seine eigene Aussage aus meinen Stücken zieht. Natürlich haben sie für mich schon eine bestimmte Bedeutung. Solange aber die Punkte A und B klar sind, kann jeder sich dazwischen soviel zurecht rücken, wie er möchte!“

Die dafür passenden Gäste hat er diesmal weit außerhalb der Rap-Szene gefunden. Unterstützt wird er nämlich von unter anderem Trent Reznor (Nine Inch Nails), Cat Power und The Mars Volta. Gerade diese Kooperationen schaffen es, kulturelle Brücken zu schlagen. In ’Tasmanian Pain Coaster’ klingt eine Zeile zum Beispiel so, als ob sie sich auf Graffiti beziehen würde: „Your future’s uncertain here now, the plot smears on the wall”!

Diesen Satz hat aber Cedric von The Mars Volta geschrieben. El-P selbst hat keine Ahnung, was genau er damit sagen will. Trotzdem macht es für ihn absolut Sinn, solche Texte verfassen zu lassen. „Deswegen habe ich ja mit diesen Leuten zusammengearbeitet. Ich schreibe ja hier keine Autobiografie, sondern verschmelze verschiedene Eindrücke zu einem Ganzen. Die Szene in ’TPC’, in der ich jemanden umrenne, den ich lange nicht gesehen habe, ist ja etwas Alltägliches. Genau wie das Verhalten, sich seine Lebensgeschichte anzuhören, auch wenn du eigentlich weiter willst. Solche kleinen Ideen ergeben letztlich ein Gesamtwerk!“

In ’Flyentology’ beschäftigt er sich zum Beispiel sogar mit Glaubensfragen, die einem schon bei einem turbulenten Flug beschäftigen können: „Keep me in the sky. That’s all that I cry./ I’ll become your servant if it’s worth your time./ Keep me in the sky. That’s all that I’ll say./ I’ll become your soldier at least for this day!“ So ein Gebet ist schon seltsam, wenn einem Gott im Alltag rein gar nichts bedeutet. Aber sobald El-P ins Flugzeug steigt, betet er dafür, dass alles gut geht – wie viele andere Atheisten. „Was ist, wenn was passiert? Vertraust du auf die Wissenschaft oder den Glauben? Den Gedanken, dass es vielleicht doch etwas mehr als nur die Physik gibt, finde ich sehr interessant! Das Stück habe ich zum Beispiel auch erst geschrieben, nachdem ich vom Fliegen geträumt habe!“

Manchmal macht es eben doch Sinn, ruhig mal schlafen zu gehen. Auch wenn noch andere Aufgaben wie das eigene Label ’Definitive Jux’ oder das Erschaffen eines eigenen Königreichs auf einen warten.

Text: Holger Köhler

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