Irgendwie sind die Mannen um Thees Uhlmann so was wie die Gutem im sonst so bösen Popgeschäft. Seit Jahren kämpfen sie mit kleinen Mitteln für den Fortbestand von schöner Musik. Signen innovative junge Bands und organisieren Festivals fernab von den großen Rock Am Ring und Rock Im Park Bühnen. Neustes Mitglied im Club der Unbestechlichen sind Escapado, eine Hardcore Band aus Flensburg.
Aber Moment ein mal. Hartes Rockergepose und nordisches Kleinod, passt das wirklich so gut zusammen? Ja macht es. Nicht zuletzt, weil die Mannen Helge Jensen (Gesang), Christoph Voß (Schlagzeug), Gunnar Vosgröne (Bass) und Sebastian Henkelmann (Gitarre) alles andere als typisch Hardcore sind. Es gibt keine schwarzen Haare, keine Piercings, keine allzu böse drein schaunden, tot-tattoowierten Bulldoggen.
Und doch zeugt ihr soeben erschienender Zweitling „Initiale“ von einer, jedenfalls in Deutschland unbekannten musikalischen Wut. Es wird geprügelt und angeklagt was das Zeug hält. Dabei gestalteten sich die Aufnahmen zur Platte alles andere als einfach. Der alte Basser verließ die Band, der Mischer hatte mit einem Bandscheibenvorfall zu kämpfen und die Band mit Vorwürfen des Verrats aus der so genannten Szene. Letztendlich kam es im Juni 2007 doch zur Fertigstellung. Maßgeblichen dazu beigetragen hat der Mischer (Der Tante Renate).
Begonnen mit der Musikmacherei hat die Band 2004. Die ersten Aufnahmen und Auftritte folgten ein Jahr später. „Hinter den Spiegeln“ hieß das Debüt der Norddeutschen und schlug schnelle große Wellen im Underground. Was folgte, ist eine Pop-Geschichte der ganz besonderen Art.
„Eines Nachts internetzte man sich durch die Untiefen der sympathischen kleinen Mitknutschzentrale myspace und guckte sich Sauffotos von Kumpels an.
Es war mehr als spät. Den Tag als nervig zu umschreiben wäre eine Untertreibung! Und plötzlich entdeckte man einen Bandnamen der nicht so dämlich war wie alle anderen. Man rollte mit der halb kaputten Maus auf das Bandfoto, klickte die Seite, die Seite lud und zehn Sekunden später… Ein offener Mund, eine Faust in der Luft und ein 1 Mann Moshpit in einem kleinen unaufgeräumten Büro in KreuzKölln mit unbezahlter Stromrechnung. Lauter, tiefer, aggressiver, mehr von allem! Deine Hand wird zur Faust! Wie ein Ninja, der auf dem Hochhaus sitzt und konzentriert zum letzen mal die Klinge seines Schwertes prüft und küsst und sie dann in eine Nazi Demo gleiten lässt und ein romantisches, farbenfrohes Blutband purer Formvollendung anrichtet! Ein Feuersturm der totalen Übernahme bereitet sich in Flensburg vor um loszuschlagen!“ (Auszug aus der Escapado Künstlerseite auf Grand Hotel van Cleef)
Wir verneigen uns vor soviel Voraussicht und Musikliebe.
Hans Erdmann
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