“Speaking in Code” zeigt große Gefühle. Dabei geht es in dem Film um eine Art von Musik, die auf den ersten Blick als die mechanischste und nüchternste der Welt erscheint: Techno.
„Lost In Music“ liest man an der Wand des Kompakt Büros. Das Kölner Minimal-Label hat den Anspruch „Techno für Erwachsene“ zu machen, wie der Kölner Musikproduzent Wolfgang Vogt es formuliert.
Und tatsächlich finden wir während des Films heraus, dass Techno nicht mit Pillen schmeißen und neonfarbenden Loveparade-Ravern gleichzusetzen ist. Hinter der Stilrichtung verbergen sich Persönlichkeiten, die sich in der Musik verlieren, für sie leben und dafür auch Opfer bringen…
Unter ihnen das Berliner DJ-Duo Modeselektor. Die Regisseurin Amy Grill begleitet sie unter anderem zu ihrem Auftritt auf dem Sonar Festival in Barcelona, dem größten europäischen Festival für elektronische Musik. Den sonst so abgebrühten Berlinern liegen die Nerven blank, alle Kabel werden doppelt kontrolliert. Techno, das ist Nervenkitzel und Aufregung, aber auch Ernüchterung und Angst.
An Amys Ehemann David erfahren wir, was die Leidenschaft zur Musik für düstere Seiten haben kann. Der junge Amerikaner versucht seine Lieblingsmusik auch in seiner Heimatstadt Boston beliebt zu machen. Dafür strapaziert er Kreditkarten, seinen Job und schließlich auch die Ehe zu Amy.
„Speaking in Code“ verfolgt sechs Geschichten in fünf Ländern, die eine Sache verbindet: Die Leidenschaft zur Musik. Begleitet werden die Charaktere von einer Regisseurin, die durch ihre sensible Bildersprache auch hinter der Kamera durchgängig auf der Leinwand präsent ist. Die Dokumentation ist nicht der Technoszene mit all ihren Facetten und Stilrichtungen verschrieben. Vielmehr nimmt sie sich Zeit, der Frage nachzugehen, was das für Menschen sind, die von einem DJ-Set zum nächsten hechten, Nächte hinter ihren Turntables verbringen und Kredite für einen Club aufnehmen. Musik kann Menschen zusammenbringen, aber sie kann Menschen auch spalten. Diese Lehre gibt Amy Grill uns in ihrer bestechend persönlichen Dokumentation mit auf den Weg. Ein beeindruckendes Debüt der Jungregisseurin, das berührt, neugierig macht und an Vorurteilen rückelt. Reizend auf allen Sinn(es)ebenen!
Trailer zum Film:
Laura Gertken
Mit: Modeselektor, The Whignomy Brothers, Monolake, Ellen Allien, Tobias Thomas, uvm.
Regie: Amy Grill
Zu sehen gibt es den Film auf dem diesjährigen MELT! Festival oder hier als DVD zu bestellen.
http://www.speakingincode.com/
http://www.myspace.com/speakingincode
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