Ein Hoch auf die Nachbarschaftshilfe – Karin Dreijer Anderson von The Knife verhalf First Aid Kit nicht nur zu ihrem ersten Plattenvertrag, sondern steht den beiden Stockolmerinnen auch sonst beratend zur Seite.

Klara (16) und Johanna Söderberg (19) stehen in den Kinderschuhen ihrer Karriere. Nachdem die Schwedinnen ihre erste EP “Drunken Trees” auf Rabid, dem Label ihrer Nachbarin Karin Dreijer Anderson von The Knife / Fever Ray, veröffentlicht haben, kommt im Februar ihr Debütalbum “The Big Black and The Blue” über das englische Label Witchita in die Plattenläden. Anlass genug, um den beiden Schwestern ein paar Fragen zu stellen:

motor.de: Ihr seid sehr jung, eure Texte handeln allerdings von sehr erwachsenen Themen, Lieben und Glauben. Wo findet ihr eure Inspiration?

Klara: Wir denken nicht, dass unsere Texte so ungewöhnlich für unser Alter sind. Unsere Freunde hören unsere Musik und keiner kommt zu uns und fragt uns nach dem Sinn oder der Absicht eines Textes. Es ist nicht schwer, mit Themen zu sympathisieren, selbst wenn man selbst noch keine Erfahrung damit gemacht hat.

Johanna: Für uns ist es ganz natürlich, über diese Dinge zu singen. Es ist als ob man einen Film schaut. Teenager können ja auch andere Filme als zum Beispiel “Twighlight” schauen. Mit unserer Musik ist es das gleiche. Wir sind nicht supertalentiert oder haben eine besondere Gabe. Wir singen nur über Dinge, die uns beschäftigen.

motor.de: Hattet ihr jemals Gesangsunterricht?

Klara: Ich bin tatsächlich zu einer Gesangslehrerin gegangen und sie hat mir gesagt, dass sie mir nichts mehr beibringe muss. Ich konnte das gar nicht glauben. Also hab ich ihr Woche um Woche Songs vorgesungen und sie hatte nichts zu kritisieren. Nach einer Weile hab ich es wieder sein lassen. In den letzten zwei Jahren sind unsere Stimmen so viel besser geworden, einfach nur weil wir gesungen haben.

motor.de: Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?

Klara: Unsere Musik und unser Songwriting sind sehr spontan. Wir setzen uns nicht hin und überlegen uns: Heute schreiben wir einen Popsong mit Heavy Metal Elementen und der Text dreht sich um einen einsamen Jungen.

Johanna: Es klingt etwas blöd, aber wir bezeichnen unsere Musik immer als “Folcousmusic” – das soll eigentlich nur sagen, dass der Focus auf den Stimmen liegt.

motor.de: Wie vereinbart ihr euere Karriere mit der Schule?

Klara: Johanna hat die Schule bereits abgeschlossen und ich wollte jetzt eigentlich auf eine höhere Schule für Kunst gehen, wo ich sehr viel über Musikproduktion lernen würde. Ich habe jetzt aber erst mal beschlossen, ein Jahr zu pausieren, damit ich Zeit für unsere Musik habe. Das finde ich auch sinnvoller, anstatt in einem Klassenzimmer die Theorie zu lernen. Ich habe jetzt die Möglichkeiten auf Tour zu gehen und Alben zu veröffentlichen, also mache ich genau das.

motor.de: Wie reagieren eure Eltern auf eure Musikkarriere und die daraus resultierenden Konsequenzen?

Klara: Unsere Eltern unterstützen uns in allen Belangen. Unser Vater ist eigentlich Lehrer und hat sich jetzt ein Jahr frei genommen, um mit uns auf Tour zu kommen. Sie wissen, dass die Musik das ist, was wir lieben und was uns glücklich macht.

Johanna: Wir wissen das sehr zu schätzen und sind unglaublich dankbar, dass wir sie haben. Andere Eltern würden vielleicht anders reagieren.

motor.de: Wann habt ihr euren ersten Song geschrieben?

Klara: Meinen ersten Song schrieb ich, als ich sechs Jahre alt war. Er hieß “We Rode 15 Miles In My Barbie-Car”. Ein wirklich guter Song. Den ersten ernstzunehmenden Song für First Aid Kit schrieb ich mit 13.

motor.de: Ihr spielt bei euren Live Shows auch ein Fleet Foxes Cover…

Klara: Wir sind wirklich große Fans dieser Band.

Johanna: Wenn es die perfekte Band auf der Welt gibt, dann sind es die Fleet Foxes. Nachdem wir die Band live gesehen hatten, haben wir das Cover aufgenommen und bei YouTube hochgeladen, eigentlich nur, um den Fleet Foxes etwas zurück zu geben, weil das Konzert so unglaublich toll war. Mit so einer Resonanz haben wir nicht gerechnet.

motor.de: Wie seid ihr an euren Plattenvertrag gekommen?

Klara: Karin Dreijer Anderson von The Knife und Fever Ray ist unsere Nachbarin. Sie hat unsere erste EP auf ihrem Label veröffentlicht und unterstützt uns, wo sie nur kann. Sie ist unsere Mentorin. Inzwischen sind wir bei dem englischen Label Witchita unter Vertrag. Die sind durch MySpace auf uns Aufmerksam geworden.

motor.de: Wie sehen eure Erwartungen für die Zukunft aus?

Johanna: Es klingt wie ein Klischee, aber wir wollen das hier und jetzt genießen. Im Musikbuisness kann man nicht planen, was in fünf oder zehn Jahren passiert.

Klara: Wir wollen Alben veröffentlichen und Musik machen. Das ist momentan alles was zählt.

Interview: Kati Weilhammer