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Bald schon kein Indie-Geheimtipp mehr? motor.de sprach mit den Flashguns über katholische Jungeninternate, Freundschaft und ihr Debütalbum „Passions Of A Different Kind“.
Dass jemand von einem Musiklabel in den Proberaum kommt und die Musiker zum Unterschreiben eines Plattenvertrags bittet, ist wohl die antiquierte Bilderbuchvorstellung vom musikalischen Werdegang vieler Bands. Bei den Flashguns aus London war das ungefähr so, als ihr Manager mit einem Vertrag von Humming Records zu den Proben kam und sie regelrecht zum Unterschreiben zwang. „Wir dachten das ist ein Scherz, ich hab dann mit X oder sowas unterschrieben“, erinnert sich Sam Johnston, Sänger und Gitarrist der Flashguns. Die Bandmitglieder glauben zwar nicht an Schicksal, aber eine glückliche Fügung war es wohl doch als danach Leute von dem Berliner Label zu einem ihrer Auftritte kamen. Seitdem sind Flashguns ein Geheimtipp, doch ihre EP „Matching Hearts, Similar Parts“ gibt schon einmal einen Vorgeschmack auf das kommende Debütalbum. Vor Kurzem gingen die drei jungen Briten auf Tour durch Deutschland. motor.de traf Sänger Sam und Schlagzeuger Giles vor ihrem letzten Gig in Dresden.
motor.de: Heute endet eure Tour durch Deutschland. Wie war’s?
Sam Johnston: Es war unglaublich. Es war eine Saga. (lacht) Ehrlich, jeder Abend war großartig.
motor.de: Welches war das beste Konzert?
Sam Johnston: Berlin war toll, weil 400 Leute da waren. Und Chemnitz auch, da haben wir sehr gut gespielt. Kein Konzert war schlecht. Es ist ziemlich aufregend im Ausland zu spielen, daher macht es immer Spaß.
Giles Robinson: Wir haben so viele coole Leute getroffen. Es war besser, als wir es erwartet hätten.
motor.de: Habt ihr auch Songs vom kommenden Album „Passions Of A Different Kind“ gespielt? Wann kommt es eigentlich in Deutschland raus?
Sam Johnston: Ja, wir haben ein paar gespielt. „Come And See The Light“, die neue Single zum Beispiel und auch noch ein paar andere.
Giles Robinson: Wir hoffen, dass es nächstes Jahr herauskommt, aber wir wissen nicht genau wann.
Sam Johnston: In England wird es wahrscheinlich am 14. Juni veröffentlicht. Und vorher gibt es noch zwei Singles im Januar und im März.
motor.de: Und was erwartet uns da?
Sam Johnston: Verdammt großartige Songs! Es wird nicht das gleiche wie die EP, das Album fühlt sich anders an. Es ist auf eine gute Art erwachsener. Wir sind glücklich damit, ich denke es wird sehr gut werden.
motor.de: Werden es eher kurze Indie-Hits oder so epische Experimente, wie „Racing Race“?
Sam Johnston: Nein, auch die Songs, die ein bisschen kommerzieller sind, haben dieses experimentelle Element. Wir schreiben nicht einfach nur einen Pop-Song, um des Pop-Songs Willen.
Giles Robinson: Aber es wird auch ein paar Indie-Hits geben! (alle lachen)
Flashguns – “I Don’t Not Love You”
motor.de: Ihr seid ja eine recht neue Band, also fangen wir mal ganz am Anfang an. Wie lange kennt ihr euch schon und wann habt ihr entschieden eine Band zu gründen?
Giles Robinson: Wir kennen uns seit sechs, sieben Jahren, wir gingen zusammen zur Schule. In der Schule hatten wir eine gute Ausstattung, um Musik zu machen. Und wir wurden beeinflusst von den älteren Mitschülern und Schulkonzerten.
Sam Johnston: Dort haben wir gelernt, wie man Songs schreibt und live spielt. Und in den letzten eineinhalb Jahren haben wir dann Flashguns gegründet und ein par Demos aufgenommen und sowas.
Giles Robinson: Wir wollten damit gar nicht weitergehen. Wir haben eine MySpace-Seite für uns erstellt, damit wir da mal draufgehen können und irgendwie haben dann Leute davon gehört.
Sam Johnston: Wir hatten einfach Spaß am Musikmachen und abends nach der Schule gab es nicht wirklich etwas zu tun. Und jetzt sind wir hier – ziemlich cool.
motor.de: Ihr wart auf einem katholischen Jungeninternat. Identifiziert ihr euch noch mit Religion?
Giles Robinson: Nein. Ich denke, die Schule würde das nicht gern hören, aber seitdem ich da weg bin, hab ich nichts mehr mit Religion zu tun.
Sam Johnston: Ich glaube wenn du zur Schule gehst und da sind viele Leute, dann macht man eben mit. Aber jetzt merke ich, dass da vieles dumm war. So sollte man Dinge eben nicht führen. Aber das ist nur meine Meinung!
Giles Robinson: Das ist nicht respektlos gegenüber der Schule gemeint.
Sam Johnston: Genau, es ist eine tolle Schule. Und dass es ein Internat war an einem wunderschönen Ort, hat uns eher beeinflusst als die Religion. Nach dem Unterricht musste man sich halt beschäftigen mit Fußball spielen, Fernsehen gucken, Musik hören und sowas. Wir haben eben Musik gemacht.
motor.de: Würdet ihr sagen, dass man als Freunde auf einem Internat mehr zusammenwächst ?
Giles Robinson: Ja, wir waren Freunde die wirklich in einem Raum zusammen gewohnt haben, das macht es uns auf Tour leichter.
Sam Johnston: Wir können das als Freunde genießen, anstatt nur eine Band zu sein. Das macht es wirklich einfacher. Wir werden nicht plötzlich herausfinden, dass einer von uns eigentlich ein Arschloch ist. Unsere Freundschaft wurde auch fester, da wir so viel Zeit miteinander verbringen. Das ist wie eine Ehe.
Giles Robinson: Wir leben ja buchstäblich übereinander in einem kleinen Bus und das 24 Stunden am Tag.
Sam Johnston: Aber durch das ganze Touren sind wir als Personen und auch musikalisch gewachsen. Touren ist der beste Weg, um als Band besser zu werden.
motor.de: Ihr seid schon als Vorband für Jamie T oder die White Lies aufgetreten. Mit welchem Künstler würdet ihr in Zukunft gern noch einmal auf Tour gehen?
Giles Robinson: Es gibt viele Bands mit denen wir mal auf Tour gehen würden. Toll wäre eine, die einen rauen und fetteren Sound hat.
Sam Johnston: Ja, Biffy Clyro oder Surfer Blood wären richtig toll. Die Bands mit denen wir bisher getourt sind, waren eher poppig. Ich würde gern mal vor Leuten spielen, die Musik hören, die etwas härter ist. Aber wer auch immer uns mit auf Tour nehmen möchte, soll sich melden und wir werden da sein und nicht rumnerven.
motor.de: Wo seht ihr euch in fünf Jahren?
Sam Johnston: Wir tun genau das, was wir jetzt machen, nur auf einem wesentlich höheren Level. Vielleicht haben wir drei Alben veröffentlicht und sind noch erfolgreicher.
Giles Robinson: Wir wollen in der Lage sein von der Musik zu leben.
Sam Johnston: Ja, genau. Ich hoffe in zwei Jahren haben wir noch zwei Alben veröffentlicht, die immer besser sind als die Vorgängerplatten und können größere Touren machen.
motor.de: Was wäre, wenn eure Karriere nicht so verläuft? Würdet ihr dennoch weiter im Musikbusiness arbeiten wollen?
Giles Robinson: Ja, wir würden gern andere Dinge im selben Business machen. Sam produziert beispielsweise gern. Vielleicht würden wir es auch noch mal ganz von vorn probieren, neu anfangen.
Sam Johnston: Es ist durchaus möglich, dass diese Band langsam abbaut. Aber alles was wir bisher getan und gesehen haben, möchte ich nicht missen und auch definitiv weiter machen. Denn es ist das, was ich kann und was mir Spaß macht. Ich werde immer Musik machen, egal ob es das Schreiben ist, auf der Bühne stehen oder Produzieren.
motor.de: Wir haben gelesen, dass ihr geplant hattet zur Uni zu gehen.
Sam Johnston: Ja, wir haben ein Jahr studiert, tun das jetzt aber nicht mehr. Das hat Spaß gemacht, aber wir wären nicht hier, wenn wir in der Uni hätten bleiben wollen.
Giles Robinson: Ich habe echt ein Jahr abgeschlossen und bestanden, yeah! (die beiden klatschen ab) Es war eigentlich fast unmöglich die Uni und die Band unter einen Hut zu bekommen. Man kann einfach nicht in beidem wirklich gut sein, das funktioniert nicht.
Sam Johnston: Ich habe aber das Gefühl, genau die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
motor.de: Was habt ihr denn studiert?
Sam Johnston: Philosophie.
Giles Robinson: Marketing und Wirtschaft, also die lustigen Sachen. (lacht)
Sam Johnston: Ich muss sagen, dass ich einiges gelernt habe, gerade was das Texten angeht. Aber auch über Dinge genauer nachzudenken. Außerdem haben wir viele nette Leute kennen gelernt, die sich für Musik und ähnliche Dinge interessierten.
motor.de: Zum Schluss, habt ihr noch ein paar Insidertipps, welche britischen Bands sich unsere Leser auf jeden Fall mal anhören sollten?
Sam Johnston: Oh man, da gibt es einige. We Beat The System zum Beispiel.
Giles Robinson: Oh ja!
Sam Johnston: Das sind Freunde von uns und die sind wirklich klasse. Sie sind jünger als wir und beginnen jetzt wie wir vor ein paar Jahren. Es gibt auf jeden Fall noch einige andere, aber wenn man solche Fragen gestellt bekommt, fallen einem meist keine ein. (lacht)
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