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Vier blutjunge Jungs aus Husum eröffnen den Abend. Vierkanttretlager, so der Name der Truppe, sorgten am eisig kalten Donnerstag-Abend dafür, dass die Besucher im Leipziger Werk 2 sich langsam aufheizten. Mit Schifferklavier und gängiger Indie-Rock-Instrumentalisierung zeigte der Nachwuchs, wie gut sich ein deutscher Text auf die Melodie von Peter Sarstedts “Where Did You Go My Lovely” macht.
Vierkanttretlager, die bereits auf dem Immergut-Festival zu sehen waren, nehmen mitten im Abistress gerade ihren ersten Langspieler auf. Die Burschen sollte man sich vormerken.
Nach einer kurzen Umbaupause folgt die Hauptband dieses Abends: Fotos aus Hamburg. Dem Opener “Alles schreit” folgen mit “Mauer” und “Nacht” weitere Songs vom aktuellen Album “Porzellan“.
Schnell wird klar, dass es sich bei der Mischung aus dem etwas überdimensionierten Werk 2, recht langsamen Songs und einem, mit Verlaub gesagt, bewegungsfaulen Publikum um eine sehr ungünstige Kombination handelt. Abgesehen von zwei Ausdruckstanz-affinen Indiemädchen der Sorte oversexed and underfucked entlocken die Songs nicht mehr als ein mildes Kopfnicken, höfliches Händeklatschen und lahmes Fußwippen bei den Konzertbesuchern.
Zwar legen die vier Jungs eine durchaus solide Show vor, doch der Funke will einfach nicht überspringen. Und zugegeben: Es eignen sich eben nicht alle Songs zum Tanzen. Als auch “Angst” und “Nach dem Goldrausch” nicht dafür sorgen, dass der Knoten platzt, wird der Frontmann trotzig. So verleiht Sänger Tom seiner Frustration Ausdruck: “Wollt ihr den ganzen Abend sitzen bleiben, oder seid ihr nur hier, um eure Kinder abzuholen?” fragt er die sitzende Meute.
Ein bisschen provozieren und in die Kerbe schlagen möchte er aber trotzdem: “Dann setze ich mich eben auch”. Zu “So fremd” leert sich in der Mitte des Sets die Bühne bis der Sänger und das Publikum im herrlichen Wechselgesang inniger werden können. “Sie sind so kalt / sie fühlen nichts mehr / außer der Leere / die fühlen sie sehr.” Dann springt er doch noch, der Funke.
Ab diesem Moment spürt man eine deutliche Zäsur. Bei “Komm Zurück” oder “Giganten”, zwei Songs ihres 2006er Debüts, wird sich bewegt und mitgesungen. Klar, Euphorie sieht anders aus, aber auch kleine Brötchen backen, will gelernt sein.
Zum vom Publikum gesungenen “Komm zurück” begleitet, betritt die Band dann für die Zugaben die Bühne. Auf “Ritt” folgt “Explodieren”.
Auch dieses singt er allein zur Gitarre und zum von Mädchen-Stimmen getragenen Chor: “Also nimm deine Liebe, dein Lachen, deinen Mut / vergiss deinen Alltag, deine Angst, deine Wut / und hör einfach auf zu funktionieren / jetzt ist die Zeit zu explodieren” und hinterlässt Ende des Abends etliche Kubikmeter Gänsehaut.
Die Fans haben es den Fotos an diesem Abend nicht gerade einfach gemacht, die große Halle und die Häufung langsamer Songs taten ihr übriges dazu, dass das Konzert nicht gerade als Feuerwerk der Emotionen in Erinnerung bleiben wird. Trotzdem: Die Band hat alles richtig gemacht – ein guter Mix aus alten und neuen Songs, Kommunikation mit den Gästen, Musikerkönnen. Natürlich hätte ein bisschen mehr Spielfreude das faule Publikum vielleicht noch angesteckt. Letztendlich sei gesagt, dass sich ein gutes Konzert nicht an der verdunsteten Schweißmenge messen muss!
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