1997 veröffentlichten Max Herre, DJ Friction und Don Philippe als Freundeskreis ihr Debütalbum ’Die Quadratur Des Kreises’ und schafften damit tatsächlich etwas, was zu diesem Zeitpunkt in der deutschen HipHop-Szene mit ihren Grabenkämpfen zwischen Untergrund-Tradition und Pop-Ausverkauf nahezu unmöglich erschien. Sie verbanden Unterhaltung und Anspruch so geschickt miteinander, dass zwar die Charts geknackt wurden, sie sich aber nicht die Anbiederung an den Mainstream vorzuwerfen hatten. Dass sich diese Qualität durch ihre ganze Diskografie zieht, zeigt nun das Best-Of-Album ’FK 10’.
„Wir haben einfach geguckt, welche Songs für uns über die Zeit hinaus Bestand haben. HipHop ist ja meistens schon sehr auf den Zeitpunkt bezogen. Das betrifft die Sounds und zum Teil auch die Inhalte. Uns ist aber aufgefallen, dass wir viele Sachen gemacht haben, die unserer Meinung nach noch immer aktuell sind“, beschreibt Max Herre, wie die Auswahl für die CD zustande kam. Enthalten sind natürlich alle Singles – von der gesellschaftspolitischen Reflexion ’Leg Dein Ohr Auf Die Schiene Der Geschichte’ über ihren Durchbruchserfolg ’A-N-N-A’ bis hin zum Liebeslied ’Mit Dir’, bei dem Max Herre durch die gemeinsame Aufnahme dieses Stücks seine heutige Frau Joy Denalane kennen lernte.
Neben diesen offensichtlichen Hits präsentieren Freundeskreis aber auch einige Besonderheiten wie Remixe von ’Tabula Rasa (Part 2)’ oder von ’Wenn Der Vorhang Fällt’, bei dem Cassandra Steen den Refrain sang. Zehn Jahre nach seiner Veröffentlichung ist dieses Stück tatsächlich noch immer Inspirationsquelle für junge Talente wie Separate, der mit einer Zeile seiner neuen Single ’Ein Ganz Normaler Junge’ Freundeskreis Respekt zollt: „Ich stuf’ Geld niemals wichtiger als Freunde ein./ Und werf’ trotzdem einen Blick hinter die Kulissen wie Freundeskreis!“
Andere Stücke auf ’FK 10’ sind dagegen überhaupt nicht auf den Alben von Freundeskreis zu finden, wie DJ Friction betont: „Das war uns auch wichtig. ’Tabula Rasa (Part 1)’ war zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit Mellowbag, die nur auf deren Scheibe enthalten war. Dann gibt es eine Sache, die wir für Udo Lindenberg gemacht haben. Außerdem noch ’Exklusivinterview’, das Max ursprünglich für meine Produzenten-CD ’Science Friction’ gerappt hat!“
In ’Exklusivinterview’ ließ Max Herre damals seine Wut darüber raus, dass die Presse Freundeskreis oft falsch verstand oder sie gerne als Popstar-Idole anpreisen wollte. Legendär war unter anderem ein Artikel, der ihn vor allem aufgrund seines damaligen Aussehens mit Bart und langen Locken sowie seinen idealistischen Texten als „Jesus von Benztown“ bezeichnete. Entsprechend fiel der Text beim ’Exklusivinterview’ aus: „Check das, Herr Journalist, dass wenn ich der Auserwählte, du der Judas bist./ Und Pontius Pilatus wär’ der Publizist. Nur der Hacken daran ist: Ich bin Atheist.“
Zur Freude der Freundeskreis-Fans gibt es neben solchen Raritäten auch noch die zwei neuen Stücke ’Das Prinzip Hoffnung’ und ’FK 10’. Passend zu diesem Titel lässt Max Herre noch einmal wichtige Stationen der letzten zehn Jahre Revue passieren und reflektiert über die Wahrnehmung von Freundeskreis in Medien und Szene: „War nie der Jesus, nie euer Petrus./ Kein Genius, einfach nur ein Rapper mit Ethos./ War nie nur ein intellektueller kleiner Studi-Futzke./ Fakt ist: War nie an der Uni, macht mich nicht zu Rudi Dutschke./ Waren einfach nur die coolsten Rapper und Producer./ Weil wir den Mund nicht halten, galten wir als Revoluzzer.“
Gesellschaftskritisch ist auch wieder ’Das Prinzip Hoffnung’ geworden, in dem sich Max Herre Gedanken über die Globalisierung, Guantanamo Bay, Wirtschaftswachstum, Vergangenheit und Zukunft macht. Und obwohl alle drei betonen, dass sie gerade an neuen Solo-Projekten arbeiten und kein weiteres Freundeskreis-Werk planen, bleibt auch hier die Hoffung, dass irgendwann mehr folgen wird.
Text: Holger Köhler
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