Mit 19 modelten die Zwillinge Wyatt und Fletcher Shears für Yves Saint Laurent – das jedenfalls war einer der Gründe warum ihre Band The Garden plötzlich so viel Aufmerksamkeit bekam. In der Garagenrock-Szene, und den hippen Blogs dieses Internets, galten die Jungs aus Orange County aber schon vorher als eine der interessantesten Burger Records-Bands: Mit Schlagzeug und Bass spielen The Garden düsteren Neo-Punk, oder Wave, oder – wie sie es selbst betiteln – Vada Vada.

Dabei sehen die Brüder immer ziemlich lässig und gelassen aus, schneiden Fratzen, tragen Crop-Tops, hübsche Ohrringe, und hängen mit ihrer Ästhetik erfrischenderweise nicht in der Vergangenheit ab, sondern hier bei uns im Jahr 2014. Gerade waren sie auf ihrer zweiten Europa-Tour. Als ich Wyatt Shears im Backstage der Berghain Kantine antreffe, telefoniert er noch mit seiner Mutter. Er ist ein bisschen krank. Es riecht nach Mandarinen.

Du hast auch dein eigenes Solo-Projekt, oder? Ich erinnere mich an ein Video in dem du mit Martiniglas am Pool sitzt.

Wyatt: Ja, es heißt Enjoy. Ich hasse dieses Video (lacht). Wirklich. Das ist vor Jahren entstanden. Genauso wie einige Videos von The Garden mich ein bisschen nerven.

Aber ihr habt die Videos doch alle selber gemacht…

Wyatt: Es ging definitiv um Quantität als Qualität. Gut, das hat uns geholfen, bekannter zu werden. Jetzt ist es natürlich ein blödes Gefühl darauf zurückzuschauen, weil wir uns damit nicht mehr identifizieren können. Viele Journalisten denken dann zum Beispiel auch, dass Fletcher ständig Frauenklamotten trägt. Das war mal eine Phase die er hatte, aber so ist das nicht mehr.

Wohin soll es denn jetzt gehen?

Wyatt: Wir sind eine Band, die sich nicht grundsätzlich ändert, aber ständig weiterentwickelt. Fortschritt inspiriert uns und ist wichtig. Unsere neuen Songs haben jetzt auch mehr elektronische Elemente, die wir derzeit übergangsweise mit einem Backing-Track live spielen können. Darauf rappen wir beide auch mal zusammen.

Welche Rolle spielt Technologie in eurer Ästhetik und Musik?

Wyatt: Viele Leute sind besessen von der Szene der 90er, 80er, 70er… Wir wollen aber, dass diese Generation die Beste ist. Wir sind mit technologischem Fortschritt aufgewachsen, und es geht immer weiter. Auch im Rap und in elektronischer Musik passieren gerade viele neue Dinge. Rock ist aber noch ziemlich verstaubt… um Neues entstehen zu lassen musst du dich trauen die Regeln eines Genres zu brechen. Damit uns erst niemand in eine Schublade steckt, und uns sagt was wir dürfen und was nicht, ob wir noch Punk sind oder nicht, haben wir unser eigenes Genre erfunden, Vada Vada.

Das erinnert mich an bisschen an die Punkszene in Dänemark. Bands wie Iceage, die auf dem neuen Album plötzlich Streichinstrumente und Balladen haben.

Wyatt: Ich liebe Iceage! Wir haben schonmal mit denen gespielt. Genau das meine ich, Iceage sind uns in diesem Prinzip sehr ähnlich. Wir hoffen, dass die Leute bei unserem neuen Album sehen, dass es um etwas Tieferes geht. Wir sind immer noch sehr minimalistisch. Aber wir versuchen einfach das Beste aus so wenig wie möglich zu machen.

 

(photo taken from mtvhive.com)