Es ist schon seltsam, was mit mir passiert. Ich finde die Vorstellung von gelben Vögeln, die im Baum sitzen und mit mir Lieder singen, nicht schrecklich, sondern schön. Ich schaue mir Videos an, die in U-Booten spielen, ohne mich zu Tode zu langweilen. Ich halte es für einen perfekten Moment, wenn Kunstschnee auf mich herauf fällt. Ich kriege Gänsehaut bei Konzerten, dabei dachte ich früher immer, die gibt es nur im Sprichwort oder wenn es kalt ist. Ich verliebe mich in die Augen eines Trompeters, ohne jemals ein Wort mit ihm gewechselt zu haben. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn mich jemand erschießt und finde das geil
Ich bin zum Get Well Soon Fan geworden.

Also so richtig zum Fan. Ich reise dieser Band auf Konzerte nach. Sowas mache ich nie. Ich überlege beim Immergut ernsthaft, jetzt sofort nach Hause zufahren, weil ich nach dem Get well soon Auftritt in so einer Hochstimmung bin, die jetzt nur noch zerstört werden kann. Ich bin inzwischen sogar im Besitz des Palermo Shooting-Soundtracks, weil dort zwei exklusive Songs von Konstantin Gropper drauf sind.

Ich bin so begeistert, dass ich nie wieder mit ihm reden will. Weil plötzlich klar wurde, dass Konstantin Gropper persönlich niemals so toll sein kann wie Get well soon in meinem Kopf. Mich überzeugen kann, dass alles gut wird. Mit mir die Monarchie neu erfinden. Die Welt retten. Postkarten direkt vom goldenen Herz schicken. Kälte in Hitze umwandeln. Die Wahrheit unter seinem Bett versteckt hat.

Daher werde ich einfach weiter dastehen, die ganzen Feuilletonberichte und arte-Kulturmagazine ignorieren und nur seine Musik hören. Immer wieder. Sprachlos. Alle Leute ignorieren. Sprüche wie: „Totaler Kitsch“, „Popmusik wie gelernt“, „langweilig und vorhersehbar“. Weil sie keine Ahnung haben. Oder nichts verstanden.

Für alle, die nicht dazukamen, sich fünf Konzerte von Get well soon anzuschauen oder gerade für die, die es taten, gibt es ein komplettes Studiokonzert live zu sehen. Tag und Nacht. Man ist ja schließlich Fan.