Mit “Zaba” haben die vier Jungs aus Oxford ein wunderbar eskapistisches Album aufgenommen, das klanglich so stimmig erscheint, dass man den Eindruck bekommt, es wurde in einer langen, fiebrigen Session in einer Tropfsteinhöhle mitten im Dschungel aufgenommen. Wir haben Dave und Joe von Glass Animals kurz vor ihrem Auftritt im Berliner Bi Nuu getroffen.
Allem was ihr bisher veröffentlicht habt, scheint eine bestimmte Ästhetik zugrunde zu liegen. Von der Musik, über Artwork und Videos bis zu eurem Bühnenbild – woran liegt das?
Dave: Viele meiner Lieblingsalben haben diese Kohäsion, die das Musikalische mit dem Visuellen verbindet. Pink Floyd haben das mit “Dark Side Of The Moon” meiner Meinung nach zur Perfektion durchgeführt. Das Artwork, die Bühnenshow und natürlich die Musik – das hat einfach alles perfekt zusammengespielt. Diese Art von Kunst finde ich besonders aufregend.
Gibt es ein Thema auf eurem Album, das all diese Elemente verbindet?
Dave: Ich bin mitten im Nirgendwo aufgewachsen, in Grafton, Massachusetts, um genau zu sein. Da gab es viele Wälder und Seen. Als Kind bin ich also die ganze Zeit dort herumgeklettert. Als ich dann später nach Oxford gezogen bin und wir die Band gegründet haben, haben wir immer in einer kleinen Hütte im Wald geprobt. Das hat all diese Kindheitserinnerungen vom unbeschwerten Austoben in der Natur wieder hervorgebracht. Ich glaube, diese Naturverbundenheit und positive Naivität hat unsere Arbeit dort sehr geprägt.
Joe: Ich bin ähnlich aufgewachsen. Viele Bücher, die Dave zu der Zeit gelesen hat, gingen thematisch in diese Richtung. Bücher über Abenteuer und Erkundungen.
Dave: Ja, das war eine Phase, die sicher auch von unserem Proberaum im Wald komplementiert wurde. Ich habe “The Island Of Doctor Moreau” gelesen und “Heart Of Darkness”…Filme geschaut, wie “African Queen” oder “Apocolypse Now”. Unsere Arbeit wurde wohl von der Atmosphäre dieser Geschichten infiltriert.
Der Albumtitel “Zaba” ist ja auch an ein Kinderbuch angelehnt…
Dave: Ja, “The Zabajaba Jungle” von William Steig. An dieses Buch aus meiner Kindheit wurde ich durch unsere Proben im Wald zurückerinnert.
Joe: Auch hier spielt der Faktor Naivität eine große Rolle. Ich denke, das ist etwas, das sich thematisch durch Dave´s Lyrics zieht. Außerdem ist das Buch eine Ansammlung verschiedener Geschichten mit unterschiedlichen Charakteren, die zwar voneinander unabhängig sind, durch den gemeinsamen Kontext des Buches aber doch zusammen gehören. Genau so soll auch unser Album sein.
Dave, du bist ein ausgebildeter Neurologe – hast du dich jemals mit Musiktherapie beschäftigt?
Dave: Das habe ich tatsächlich. Ich habe ein tolles Buch gelesen von Oliver Sacks mit dem Namen “Musicophilia”. Ich glaube Musiktherapie ist unheimlich wichtig und kann Unglaubliches bewirken. Menschen, die schwer unter Parkinson leiden und sich dann auf einmal bewegen können, wenn bestimmte Musik spielt. Erstaunlich!
Joe: Das ist doch das, was Musik so großartig macht. Bestimmte Songs bringen mich zurück zu bestimmten Momenten und lösen Emotionen aus. Ich verbinde auch Farben mit Musik, ich bin also synästhetisch veranlagt. Musik macht, dass du etwas fühlst. Das ist der Grund, warum Menschen Geld dafür ausgeben, reisen und wegen ihr manchmal durchdrehen (lacht). Das ist auch der Grund, warum wir Musik machen.
Dave: Die Menschen bauen so viele Mauern um ihr Innerstes auf und versuchen ihre Gefühle zu verstecken. Aber Musik bricht mühelos durch deine Mauern und auf einmal weinst du wegen einem Song und weißt gar nicht, wie dir geschieht.
Joe: Ich musste auch vorhin weinen, aber das war, weil Dave meine Cola verschüttet hat. (lacht)
Dave: Unser Album ist jetzt übrigens auch endlich auf Vinyl draußen – und das ist ja bekanntlich der beste Weg, um Musik angemessen zu genießen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Und das sind fünf Songs, die Dave und Joe im Moment feiern:
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