In der wahrscheinlich 18. Band-Konstellation ist die isländische Techno Band Gus Gus gearde auf Tour in Deutschland. Und das 24/7.

Gus Gus hat eine lange Bandgeschichte. Viele verschiedene Mitglieder, viele unterschiedliche Stilrichtungen und zwei, die die ganze Zeit mit dabei waren. Bigi Veira und President Bongo, der sich vor der Show in der Distillery in Leipzig mit motor.de traf und mit uns über das neue Album “24/7” und die Technoszene in Deutschland sprach.

motor.de: Als ihr die Band gegründet habt, wart ihr zu neunt. Über die Jahre sind viele gegangen und Neue hinzugekommen.
President Bongo: Ja, das ist richtig. Aber es ist jetzt einfacher zu arbeiten wenn man nur zu dritt ist. Und so entwickeln sich die Dinge eben, alles verändert sich. Aber man macht weiter. Es ist auch nichts was man selber entscheidet. Es passiert einfach, und dann muss man damit leben.

motor.de: Daniel August ist jetzt wieder bei der Band eingestiegen.
President Bongo: Ja, aber er hat uns nie wirklich verlassen. Er hat immer noch mit uns zusammen gearbeitet. Er war kein festes Mitglied mehr, aber auf „Attention“ und „Forever“ hat er einen Track mit uns gemacht. Und jetzt ist er endlich wieder wirklich bei uns zu Hause angekommen.

motor.de: Wie ist das auf der Bühne, könnt ihr da überhaupt ältere Sachen spielen wenn so viele Mitglieder nicht mehr da sind?
President Bongo: Ja, wir machen solche Mischsachen. Wir blenden das über und kombinieren die Songs. Aber meistens versuchen wir uns auf das aktuelle Album zu konzentrieren.

motor.de: KOMPAKT ist ja ein deutsches Label, habt ihr auch in Deutschland gearbeitet?
President Bongo: Nein, gearbeitet haben wir nur in Island. Wir sind nur für Shows in Deutschland.

motor.de: Was bedeutet der Titel eures aktuellen Albums „24/7“?
President Bongo: Das kommt von einem Lied auf dem Album. Da gibt es eine Zeile, die heißt „on the job 24/7“. Wir arbeiten auch immer. Aber wir haben Spaß dabei. Das ist der Vorteil daran, wenn man das Hobby zum Beruf machen kann.

motor.de: Ihr habt auch schon viele Remixe gemacht, ist da derzeit was in Planung?
President Bongo: Ja, ich mache das ja die ganze Zeit welche. Ich habe wieder einen Remix für Sigur Rós gemacht, der ist grade erst fertig geworden und wirklich gut. Der wird bald erscheinen. Und grade mache ich einen für Múm.


motor.de: Entscheidest du dich dafür, die Remixe zu machen, oder kommen andere Künstler zu dir und bitten dich darum, ihre Songs zu bearbeiten?
President Bongo: Das kommt ganz darauf an. Die interessantesten Remixe sind natürlich die, die wir selber machen wollen. Weil man dann den Song auch mag und etwas Neues damit machen will. Wenn jemand fragt ist das ganz unterschiedlich. Entweder man sagt nein, oder man macht was ganz anderes draus.

motor.de: Ihr kommt von Electronic über ein bisschen Pop und jetzt zu Techno. Plant ihr noch eine andere Richtung auszuprobieren?
President Bongo: Nein, ich glaube nicht. Ich persönlich finde sowieso, dass wir immer Techno gemacht haben. Auch wenn es Tracks wie „Ladyshave“ und „Polyester Day“ gibt, die sich mehr auf Breakbeat konzentriert haben. Auf unseren Alben war immer purer Techno. Diese alten Sachen waren zu der Zeit in Mode, die Band wurde da für etwas wahrgenommen, was wir eigentlich nur zur Hälfte waren. Wir wurden als 90s Trip Hop Band bezeichnet. Aber wir sind inzwischen eine Techno Band des 21. Jahrhunderts.

motor.de: Du sagtest einmal, die Techno Szene in Deutschland sei anders als die in Island.
President Bongo: Ja, in Deutschland gibt es diese Basis aus Erfahrung, Toleranz und Respekt für Techno, das ist sehr einzigartig. Es ist so wie Salsa in Südamerika. Techno ist sehr deutsch. So wie klassische Musik. Die erste Technoband, Kraftwerk, kommt ja auch aus Deutschland.


motor.de: Sind dann die Fans in Deutschland auch anders?
President Bongo: Ich mache da eigentlich keinen Unterschied. Ein gutes Publikum ist ein gutes Publikum. Ich habe da keine Präferenzen. Wir versuchen immer, das Beste zu geben. Es kommt ja im Grunde nur auf die Stimmung an, manchmal hat man einen guten Tag und dann geht man in guter Stimmung auf das Konzert. Das ist überall gleich.

motor.de: Was hörst du privat für Musik?
President Bongo: Ich höre keine Musik. Also, ich höre schon was, aber nicht oft. Grade probiere ich ein paar Sachen aus. Experimentelle Afrikanische Musik. Oder Klassik. Wenn ich Musik höre, dann meistens das was meine Freundin hört. Die hat übrigens unsere letzten beiden Album Cover designt.

Juliane Sondermeyer