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Sie galten seit jeher als hoffnungsvollster Bastard aus Heavy, Alternative und Noise. Sie
kreuzten die Wege von Dave Sardy, Helmet oder auch Unsane, blieben aber meist im Schatten der
großen Namen. „Alternative“ Gitarren, Riffs wie das Ararat-Massiv und gigantische Soundwände…
das war und ist immer noch HARMFUL.

Doch plötzlich werden aus den zaghaft sprießenden
Pflanzen, die sich früher durch das Gitarren-Gestein wagten, ganze Wälder und Wiesen. Es blühen
Songs auf dem Hessen-Granit! Ein Album voller Pop! Eingängig und leicht begehbar wie die
Zugspitze, doch genauso zerklüftet und durchzogen von Schluchten und Steilhängen. Ein Album, das
persönlicher geworden ist als alle vorherigen zusammen. Spröde und zerbrechlich und doch brachial und mächtig!

Aber nicht nur das Songwriting, auch die Produktion wirkt leichter und transparenter. So erscheint
das, was HARMFUL stets so eigen und unaufhaltsam kraftvoll erscheinen ließ, noch intensiver und
beeindruckender. Ungewohnt blitzen hier und da orientalische Samples, akustische Gitarren und
fremde Melodien durch das Gitarren-Massiv. HARMFUL wagen etwas und geben etwas preis.
Endlich! Denn wer die Karriere der Drei von Beginn an beobachten konnte, weiß, dass hier eine Band
immer beharrlich blieb und versuchte, einen eigenen Weg zu finden. Die Wahl der Label-Stempel auf den Rückseiten der Alben sagt viel aus. Von bluNois dem schrulligen Krach-Indie, über Major-
Companies bis zum Heavy-Oldschool Label SPV. Stets zu noisy für die Metaller, zu heavy für die
Indie-Posse. Und doch stets unbeirrbar weiter, dickköpfig, eigen und unvergleichbar HARMFUL.

Genauso interessant wie die rein musikalischen Veränderungen und Weiterentwicklungen sind aber
andere, ebenso auffällige Einschnitte. Familiäre Erlebnisse wurden zum Auslöser für Aren Emirze,
der sich auf die Suche seiner armenischen Wurzeln machte und Reisen in die Heimat seiner Familie
unternahm. Das Schicksal und die Geschichte seines Volkes interessieren Aren Emirze und ohne
pseudo-politischen Aktivismus versucht er, vorsichtig mit dem Finger auf etwas zu zeigen, was seiner Meinung nach zu wenig bekannt ist. Ein Volk, das seit Jahrhunderten unterjocht wurde und im Konflikt zwischen den Nachbarn und ihren Kulturen und Religionen zerrieben wird.

Musik, Texte, sogar das Artwork sind dieser Suche nach etwas Neuem unterworfen. Hatten die alten
HARMFUL Cover stets etwas konsequent Klares, fast steril-künstlerisches, so kleidet man sich heute
in ungewohnt bonbonfarbenes Artwork, umrahmt von orientalischen Ornamenten. Kurios, wie die
Außenform des immer schon genutzten Band-Logos an die Form armenischer Kirchenfenster erinnert
und das Layout dominiert. Und über den Köpfen schwebt die Silhouette von „Sis Masis“, die
beeindruckenden Gipfel des 5000er Hochgebirges, auf denen der Legende nach einst Noah mit
seiner Arche strandete. Doch „Sis Masis“ steht auch für das Selbstbewußtsein der Armenier. Von den
Türken, auf deren Gebiet er steht, nur „der Berg“ genannt. Offiziell in Atlanten als „Ararat“
beschrieben. Von den Armeniern selbst werden die beiden Berge aber „Sis Masis“ genannt, die trotz
ihrer Lage, als ein mächtiges Symbol für die kleine Nation angesehen.

Eine Band scheint erwachsen geworden zu sein. Reif und erfahren, keine tumben Rock´n´Roll-
Träume, sondern Musik als Kunst, als Ausdruck ihrer selbst, als Lebensgefühl. Und auf
beeindruckende Weise lockerer, eingängiger, kraftvoller und ungestümer denn je. Was für ein Album! Wir würden gerne Panorama-Postkarten davon drucken lassen…

Promo

Aktuelles bei Harmful

Das neue Album von Harmful wird am 16.2.2007 erscheinen und nennt sich „7“. Folglich ist es ihr siebtes Album. Produzent Billy Gold (Ex- Faith no More) ist jetzt als zweiter Gitarrist am Start.
Kommende Tour im Frühjahr (Ende März) 2007.

Christian Thurow

Label: Noisolution