Das Empire schlägt zurück – nachdem Ronny Trettmann und Ranking Smo in den letzten Jahren die deutsche Dancehall-Szene aufmischen wie kein anderer, legt nun ihr Debütalbum die Messlatte noch höher.

“Der Sommer ist für alle da” sächselte es 2006 erstmals zum Offbeat aus den Radios der Nation und Ronny Trettmann spaltete sofort die Gemüter. Während Kritiker ihn sofort als eine Reggae-Variante der Ö la Palöma Boys abstempeln und ein baldiges Aus attestieren wollten, erkannten viele andere, dass mehr Potential dahinter steckt – und sie sollten Recht behalten.

Ronny baute in den Folgejahren seinen in Mundart gefärbten Wortwitz zu jamaikanischen Rhythmen aus und erschuf das Heckert Empire – das Label und Künstlerkollektiv. (Der Name geht übrigens zurück auf ein Plattenbaugebiet in Chemnitz – damals noch Karl-Marx-Stadt, in dem er seine Jugend verbrachte.) An seine Seite gesellte sich der junge Berliner Sänger und Produzent Ranking Smo, seines Zeichens der Spross von Matthias Schramm, dem Bassisten der DDR-Kombo Silly. Mit ihm an Bord und dem Leipziger DJ Kid Gringo an den Platten bzw. CD-Tellern sind sie seither unterwegs um die deutsche Dancehall-Landschaft mit ihrem ganz eigenen Entertainment erbeben zu lassen.

Konkret zieren in den letzten zwei/drei Jahren diverse Hits den Weg des Empires, angefangen beim Song “Großvater”, der unerwartet ernst die ältere Generation zum Thema macht, über Party-Tracks wie “Raven” bis hin zu versauten Jamaika-Adaptionen à la “Sie kann’s nicht erwarten”. Während man textlich dem Ganzen (besonders bei letzterem Titel) natürlich mit einem Augenzwinkern begegnen muss – wobei Ronny und Co. dem allein schon durch die nötige Portion Selbstironie vorbeugen – wird musikalisch das gesamte Spektrum karibischer Musik abgedeckt. Ob Roots-Reggae, Dancehall, Soca oder gar Euro-Dance-Anleihen – die Produktionen könnten vielseitiger nicht sein. Verantwortlich dafür sind neben Smo auch noch die Wiener Bassrunner, SoulForce aus Krefeld, der Hamburger Jr. Blender sowie die Neuseeländer High Stakes.

Nun geht nach zahlreichen Singles die Essenz dieser Arbeit in Form des Ronny Trettmann- und Ranking Smo-Albums “Zwei Chlorbleiche Halunken” an den Start. Inhaltlich vertiefen der selbsternannte Dancehalldirektor Ronny und Smozart auf dem Debüt ihre bisherige Strategie: Testosteron geschwängerter Dancehall (“Das Ist Wie Gangster Ticken”) paart sich mit autobiografischen Momenten (“Dasmachmornochmal”), aber auch ernsthaftere Töne (“Kindvater”) finden ihren Platz. Unterhaltsame Skits, in denen selbst Gott zu Wort kommt, stellen die Bindeglieder des vielseitig instrumentierten Albums dar. Smos Experimentierfreude beim Komponieren scheint dabei keine Grenzen zu Kennen und schießt eigentlich nur bei der extremen Pop-Rock-Nummer “Wie Es Weitergeht” leicht übers Ziel.

Fazit: Wieder definiert Ronny Trettmann mit tatkräftiger Unterstützung von Ranking Smo die Grenzen deutschsprachiger Reggae/Dancehall-Kultur neu und vergisst Witz und Unterhaltung sowie die nötige Portion Club-Tauglichkeit nicht.

Wieviel Autobiografie im übrigen genau in “Zwei Chlorbleiche Halunken” steckt, warum der aktuelle Hype-Tune “Schüttn Eimor Wasser Drübor” nicht auf dem Album ist und noch vieles mehr erfahrt ihr im exklusiven und natürlich gewohnt bierernsten Interview.

Ein Chlorbleiches Interview Teil 1

Ein Chlorbleiches Interview Teil 2


Text: Kai-Uwe Weser