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(Fotos: Heisskaltmusik)
Nach zwei Ep’s und endlosen Tour-Reisen quer durch die Republik, wollen es die Jungs von Heisskalt nun endlich wissen. Mit ihrem Debütalbum „Vom Stehen Und Fallen“ im Gepäck machen sich die Stuttgarter bereit für die richtig großen Business-Sprünge. Wir nahmen uns Sänger Matze zur Seite und plauderten über Drucksituationen, Entwicklungsschritte und alte Zeiten.
motor.de: Hi Matze, ihr seid gerade in München, richtig?
Matze: Ja, genau. Ich sitze hier gerade ganz gemütlich in der Sonne, während im Hintergrund unsere Backline aufgebaut wird.
motor.de: Klingt entspannt.
Matze: Ja, total. Wir lieben es auf Tour zu sein. Das ist unser Ding.
motor.de: Das ist jetzt mittlerweile eure zweite Headliner-Tour. Wenn du jetzt diese – oder auch eure letzte eigene – mit der Jennifer Rostock-Tour vergleichst, die ihr letztes Jahr absolviert habt: Was macht euch mehr Spaß?
Matze: Das ist schwer. Ich denke, dass jedes Konzert eine Band weiterbringt. Eine eigene Tour verläuft natürlich um einiges entspannter ab, als ne Support-Tour, wo man den Großteil der Menschen mit denen man unterwegs ist, erst im Laufe der Zeit richtig kennenlernt. Man spielt zwar in der Regel vor mehr Leuten, aber der Druck ist auch höher. Das ist wie beim Speed-Dating, wenn man nur ein paar Minuten Zeit hat, um seinen Gegenüber von sich zu überzeugen (lacht).
motor.de: Interessanter Vergleich. Wie liefen denn eure Speed-Dates mit den Fans von Jennifer Rostock?
Matze: Die liefen alle super (lacht). Wir hatten in jeder Stadt großen Spaß. Auch in punkto Logistik, Organisation und Technik klappte alles. Während so einer Tour hat man eigentlich immer am meisten Schiss vor technischen Pannen. Die blieben aber glücklicherweise aus. Von solchen Sachen bleiben wir aber generell eher verschont. Den letzten Ausfall hatten wir, glaube ich, beim Southside-Festival vor zwei Jahren zu beklagen.
motor.de: Was war da los?
Matze: Naja, da ist unserem Drummer mitten im Set das Bassdrum-Fell gerissen.
motor.de: Ah, böse. Vergleichbar mit 'nem Motorschaden bei der Formel 1.
Matze: Exakt. Dann steht man erstmal ziemlich blöd da, fängt an das Ding zu kleben und verliert unheimlich viel Zeit.
motor.de: Gings dann aber?
Matze: Nicht wirklich. Der Knöppel klebte dann irgendwie immer fest. Das war ziemlich ärgerlich. Aber, wie gesagt, das sind Ausnahmen.
motor.de: Apropos Southside 2012: Das ist ja nun schon zwei Jahre her, fällt aber in etwa in die Phase, in der ihr gemerkt habt, dass es mit Heisskalt weiter nach vorne gehen könnte, als mit euren alten Bands, oder?
Matze: Ja, das war so die Zeit, als wir plötzlich Konzerte spielten, bei denen die ersten Reihen nicht komplett für Freunde reserviert waren (lacht).
motor.de: Gab es einen ganz bestimmten Moment, in dem euch bewusst wurde, dass ihr mit Heisskalt in andere Ligen vorstoßen könnt?
Matze: Da gab es sicherlich mehrere. Zum einen natürlich die Tage, als wir die ersten Gespräche mit Labels führten. Das war sicherlich ein Knackpunkt. Und dann gab es eben auch viele Konzerte fernab der Heimat, wo plötzlich Fan-Mädels auf uns warteten und wir Autogramme schreiben mussten. Da denkt man sich dann schon: Leute, hier läuft irgendwas irgendwie anders.
motor.de: Das war ja erst der Anfang. Seitdem ist unheimlich viel passiert. Mittlerweile habt ihr nicht nur euer Debütalbum am Start, sondern seid auch im TV präsent. Gibt’s Tage, an denen euch das alles ein bisschen zu schnell geht?
Matze: Nein, eigentlich nicht. Für uns waren das ja alles irgendwie logische Schritte. Die ganze Entwicklung mag nach außen hin so erscheinen, als würde da jetzt ne Band so aus dem Nichts mal eben ganz oben anklopfen. Wir haben da aber eine ganz andere Wahrnehmung. Das liegt vor allem daran, dass wir an den meisten Prozessen auch direkt beteiligt sind. An dem Album haben wir beispielsweise über ein Jahr gearbeitet. Wir merken aber natürlich schon, dass momentan ein Rädchen ins andere greift. Das ist ein tolles Gefühl. Es wäre schon schön, wenn das so weitergeht und wir uns mittelfristig nur noch auf die Musik konzentrieren könnten.
motor.de: Demnach seid ihr momentan noch auf andere Jobs angewiesen?
Matze: Naja, wir schlängeln uns alle so ein bisschen durch den Alltag. Die Musik steht natürlich im Vordergrund, aber es reicht noch nicht ganz um alles andere an den Nagel zu hängen. Unser Bassist macht nebenbei noch Grafik-Design und wir anderen versuchen uns hin und wieder als Autoren. Aber wie gesagt, wir sind guter Dinge, dass sich das in Zukunft ändern wird.
motor.de: Euer Debütalbum sollte euch definitiv einen weiteren Schritt nach vorne bringen. Mir gefällt vor allem dieser polarisierende Vibe, der mich in punkto Atmosphäre und Energie an Bands wie Frau Potz und The Hirsch Effekt erinnert.
Matze: Oh, das freut mich. Das sind zwar Bands, mit denen wir bisher noch nicht so oft verglichen wurden, aber auf jeden Fall Kollegen, die wir derbe abfeiern. Ich kann das mit der Stimmung auch durchaus nachvollziehen, wobei ich sagen muss, dass wir uns soundtechnisch eher an Ami-Bands wie Underoath orientiert haben.
motor.de: Ihr seid ja früher wesentlich komplexer und experimenteller zu Werke gegangen. Mittlerweile findet man auch viele eingängige Passagen innerhalb eurer Songs. Steckt da eine bewusste Entwicklung dahinter?
Matze: Nein. Ich denke, dass man so verkopft auch nicht arbeiten sollte. Das hat sich im Laufe der Zeit einfach so ergeben. Man verändert sich einfach mit den Jahren. Als wir damals angefangen haben, hatten wir ein ganz anderes Bild von unserer Musik. Das ist ein Prozess, den man laufen lassen muss, wenn man als Musiker ernst genommen werden will. Wir haben uns halt nicht nur als Menschen, sondern auch als Musiker weiterentwickelt.
motor.de: Wo du gerade über Entwicklung sprichst: Es gibt eine sehr interessante TV-Doku über euch, in der euer Alltag als aufstrebende junge Band gezeigt wird. Das Material wurde vor gut zwei Jahren aufgezeichnet. Man sieht da beispielsweise, wie ihr im Keller des Hauses eures Gitarristen probt, während seine Mutter in der Küche aufpasst, dass die Gläser nicht aus dem Schrank fallen. Probt ihr da immer noch?
Matze: Ja, manchmal schon. Mittlerweile fahren wir zwar auch schon mal für ne Woche in den Schwarzwald oder nach Berlin um zu üben, aber dieses Band-Quartier haben wir immer noch. Das ist auch ganz wichtig für uns. Dort werden wir auch immer wieder ein bisschen aufgefangen, wenn uns Dinge über den Kopf wachsen. Das ist so, wie der alte Bolzplatz, auf dem man sich immer wieder gerne austobt, und der Erinnerungen weckt.
Text: Kai Butterweck
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