Wer kennt es nicht: Man läuft zu seinem Lieblingsspäti und will sich eigentlich nur eine Mate kaufen, doch dann stolpert der Blick über all die Süßigkeiten. Auf gut Glück nimmt man was mit und die Mate ist dann völlig vergessen, weil OMG ist das gut! Unser Späti im Internet nennt sich Instagram, unsere Mate Musik und unsere Süßigkeiten Kunst. In dieser neuen Kategorie zeigen wir euch regelmäßig unsere liebsten Künstler*innen, die wir über die Plattform entdeckt haben und sie geben uns ein paar Eindrücke in ihren ganz eigenen Späti. Diesmal mit der Berliner Künstlerin Helena Leeners.
Wer ist schon so cool wie ein Center Shock?
motor.de: Wenn deine Kunst eine Süßigkeit wäre, welche wäre sie und warum?
Helena: Ich wünschte, meine Antwort wäre Center Shock. Das wäre cool – aber gelogen. Die ehrliche Antwort wäre eher sowas wie ein Donut. Es passt zur Komposition, weil ich oft auch große, eher grafische und einfarbige Flächen habe (das Gebäck-Gerüst) und dann Highlights mit den Toppings setze. Aber was besonders gut passt, ist die Füllung im Donut. Denn manchmal schmeckt sie einem einfach nicht. Das macht für mich auch idealerweise meine Kunst aus – außen schick aber die Message ist unbequem. Trifft aber DEFINITIV nicht auf all meine Werke zu. Manche vermitteln einfach ein Gefühl.
motor.de: Ausversehen oder lang geplant – Wie ist dein kreativer Prozess?
Helena: Eher geplant mit Raum zur spontanen Improvisation. Es ist wichtig, dass man offen bleibt und sich nicht zu früh festfährt. Gerade, wenn man auf kleiner Fläche plant und das dann größer umsetzt. Meistens mache ich zunächst mehrere Skizzen von demselben Motiv. Dann plane ich die Farben am Computer vor und lasse das Motiv erstmal eine Woche liegen. Entweder habe ich mich dann schon satt gesehen, oder ich setze es um.
motor.de: Was war das Letzte, was du ausversehen entdeckt hast und dann als sehr geil eingestuft hast?
Helena: Definitiv der Song „Du musst gar nix“ von „Die Sterne“ und „The Düsseldorf Düsterboys“. Es werden einfach super viele Dinge aufgelistet, die man vermeintlich machen muss. Super spannend, wenn man dann begreift, wie wenig man eigentlich muss und was man alles machen kann. Ich glaube gerade dieses und letztes Jahr fühlten sich besonders Kreative unter Druck gesetzt ihre Zeit zu nutzen und etwas zu schaffen. Das ist aber echt schwer ohne menschlichen und kulturellen Input. Für die zitiere ich mal den Song:
“Du musst gar nix. Du musst nichts erfinden.
Dir muss heute gar nix einfallen.
Du hast vielleicht einfach mal gar keine Ideen.
Du hast vielleicht sogar noch nicht einmal einen Gedanken.
Du musst auch nicht denken.”
Jazz und DJ Bobo – aber auf keinen Fall gefällig
motor.de: Was ist die beste Musik zum Arbeiten? Welche für den Späti Besuch?
Helena: Zum Malen liebe ich Jazz (KEINE LÜGE) und melancholische, experimentelle deutsche Indie Musik. Aber sind wir mal realistisch und zerstören das Bild vom deepen Künstler – häufig dudeln irgendwelche beliebigen Serien im Hintergrund vor sich hin.
Für einen Späti Besuch schlage ich entweder Deutschrap vor, weil mir das Stärke gibt – oder Trash. Aber nicht den soften und gefälligen „Toxic von Britney Spears“ Trash, sondern die wirklich harten Sachen: Chihuahua von DJ BoBo, Magic Melody von BeFour oder I’m Lovin It von Jimi Blue. Ich wünsche mir mehr Schamlosigkeit in der Öffentlichkeit.
motor.de: Wenn du mit deiner Kunst einen Späti hättest wie würde der aussehen?
Helena: Ich liebe es, wenn sich verschiedene Disziplinen verbinden. Mein Späti wäre also eher ein lebendiges Projekt und eine offene Bühne. Er wäre schick und bunt mit einem leichten Hang zur Geschmacklosigkeit. Dann wünsche ich mir noch einen Hütchenspieler an der Kasse, der die Leute abzieht. In meiner Vorstellung lassen sich die Leute aber gerne abziehen. Ist ja irgendwie cool und fancy. Außerdem hätte ich gerne so einen singenden Fisch an der Wand. Ich hoffe, ihr versteht mich da.
Die großartige Kunst von Helena findet ihr u.a. auf ihrem Instagram Account hier.
Die Artikelfotos hat die wundervolle Ramona Roemer gemacht, die ihr hier auf Instagram findet.
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