Highfield Festival 2010: Hitze, Chaos, neue Location, Konzertabbruch – und trotzdem sympathisch. Aber von vorn…
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Internet auf dem Festivalgelände: Fehlanzeige. Darum nun ein Nachbericht mit dem Versuch, alle Tage so weit wie möglich rekapitulieren zu können.
Die ersten Eindrücke des neuen Geländes am Störmthaler See bei Leipzig sind anders als erwartet: weitläufig nach hinten, eher eng im Bereich der Bühne, weniger liebevoll als auf dem alten Standort in Hohenfelden bei Erfurt. Irgendwo im Nirgendwo, gelegen an einem See, der allerdings außer Sichtweise ist; baden war wegen der noch nicht vollständigen Flutung ebenfalls verboten. Soll aber nächstes Jahr dann gehen – und vielleicht verbessert sich bis dato auch der grobe Gesamteindruck.
Es sind nicht nur die letzten Schliffe, die dem Gelände noch kurz vor Eröffnung des Festivalplatzes verpasst werden: Aufgrund der heftigen Regenfälle an den Vortagen ist das Gelände zerfahren, es werden Schotter und Matten en masse verteilt, überall stehen Bagger und Walzen. Aber seht selbst.


Die große Bühne vor Eröffnung des Festivalgeländes


Die Arbeiten zur Beseitigung des Schlamms…


… sind noch in vollem Gange.

Schon nach wenigen Minuten lassen sich die Herren der Good Shoes und Billy Talent auf dem Areal blicken, Interviews kommen dazu auch bald, ihr dürft also gespannt sein…


Billy Talent (Jonathan Gallant und Ian D’Sa)

Bei den schwedischen Pop-Punkern von Millencolin sammeln sich bereits einige Festivalbesucher um die Main Stage. Es war doch recht überraschend, schon so viele Gäste an dem neuen Standort begrüßen zu können.

Im Anschluss hüpfen die Jungs von Good Shoes über die Tent-Bühne. Bunt, quirlig und vor allem ein eigenwilliger Kleidungsstil prägen neben dem unerlässlichen, britischen Akzent das Konzert. “The Way My Heart Beats” lässt die Füße derjenigen tänzeln, die sich in das überhitze Zelt gewagt haben. Ein schüchternes “Cheers” von Sänger Rhys Jones – schon haben sie die Sympathien der Besucher auf ihrer Seite.

Während uns The Gaslight Anthem im Hinterund beschallen, finden wir ein kleines Kunstwerk von motor.de-Lesern vor:

Am frühen Abend geben sich The Drums die Ehre. Die New Yorker dürfen in keiner Indie-Disko fehlen, aber die Drums sind weit mehr als “Let’s Go Surfing”. Sie springen in Pirouetten über die Bühne, tippelnd mit dem Tamburin, verliebt melancholisch. Nicht nur die Synthie-Sounds erinnern an Joy Division, ein kleiner Ian Curtis findet sich auch in den Bewegungen des Sängers der Post-Punk Band. Ein volles Haus, und das zu Recht. 

Die Überraschung des Abends: Wir Sind Helden. Als Opener den Hit “Denkmal” – eine Leichtigkeit für die Band, das Publikum zu entflammen. Am Nachmittag war Frontfrau Judith Holofernes noch mit ihren Kindern spielend gesichtet worden, jetzt auf der großen Festivalbühne, und all das ohne Glamour – aber nicht ohne Glanz. Die studentische Attitüde erweckt einen sympathischen Eindruck, bescheiden bezeichnet sie Wir Sind Helden noch immer als Nachwuchsband. Selbst die ruhigen Passagen des Konzerts finden Anklang – bei Festivals ist eine Aneinanderreihung von Balladen ja doch eher unbeliebt. Überraschend überzeugend.


Judith Holofernes (Foto: FKP Scorpio)

Headliner im Zelt: Archive, die Vorläufer des Trip-Hop. Das Londoner Kollektiv erfüllt den Raum mit einer riesigen Ladung Melancholie und Atmosphäre zwischen spärlicher Beleuchtung, holt seinen Rapper an Board, der zugegebenermaßen nicht wirklich in die ganz in schwarz gekleidete Rock-Band passt – aber gerade dieser Fakt so großartig daran ist. Der Sound ist unschlagbar, eine Reise mit minutenlangen Intros und emotionalen Klangteppichen. Beeindruckend!


Billy Talent Frontmann Benjamin Kowalewicz (Foto: FKP Scorpio)

Ein Umschwung beim Schritt nach draußen in die mittlerweile sehr kalt gewordene Nacht: Billy Talent auf der Main-Stage. Man kann sagen was man will, die Kanadier haben die Crowd im Griff. Als Opener “Devil In A Midnight Mess”, als letzte Zugabe “Red Flag”. Wer bei solcher Energie nicht rocken kann ist selber schuld!

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(Fotos: Lisa Heinold und Elli Eberhardt)