Auf ein Interview mit der Band Hockey darf sich jeder freuen. Außer er mag Hippies nicht.

Hockey aus Portland, Oregon nennen ihr Album ‘Mind Chaos’, gründeten die Band an einer Uni, die “mehr eine Hippie-Kommune war” und tragen auf Pressefotos Batik T-Shirts und gehäkelte Wollmützen. Reichlich hippieesk ist auch der erste Eindruck von Gründungsmitglied und Bass-Zupfer Jeremy, genannt Jerm, Reynolds. Leicht verwirrt kommt er in die edle Suite eines Berliner Luxus-Hotels, wo die Interviews stattfinden. Bevor er sich als Bandmitglied outet, fragt man sich allerdings, zu wem dieser zerstreute junge Typ eigentlich gehört.
Mit leicht schlaftrunkenen Augen referiert Jerm über die Qualitäten des Hockey Debütalbums ‘Mind Chaos’, das er als “Popmusik mit traditionellem Songwriting” beschreibt, dann aber noch hinzufügt, dass “unter der Oberfläche dieser Popmusik jede Menge experimentelle und gar esoterische Songstrukturen zu erkennen sind.” Zwar wird der Sound seiner Band immer wieder mit den “ansteckend-poppigen Ohrwurm-Qualitäten der Strokes oder dem Beat-lastigen Sound von LCD Soundsystem verglichen”, er selbst lokalisiert sie jedoch eher zwischen Ace Of Base, Bob Marley und MGMT. Während Jerm und seine beiden Mit-Instrumentalisten lediglich als lyrische Berater fungieren, versucht Sänger Benjamin Grubin ihre Erlebnisse über amerikanische Kleinstädte, verschiedene Weltanschauungen und komische Leute textlich zu verarbeiten. Diese “komischen Leute” sind nicht selten befreundete Bands, die Hockey gleichzeitig inspirieren und herausfordern.

Neben Passion Pit, mit denen sie grade auf Tour waren und die angeblich das Club-Dach mit ihrem kranken Sound weggeblasen haben, gehört dazu vor allem die neue kreative Brooklyn-Szene mit Bands wie MGMT, Chairlift und Boy Crisis.

Auch wenn Hockey nicht zu jener Szene gehören, die Zukunft sieht trotzdem nicht weniger rosig für sie aus. Das Quartett ist nicht nur sehr stolz auf sein Album, sondern sicher, dass es den Leuten gefallen wird. Darüber hinaus freut Jerm sich schon auf die Tour und darauf, zu sehen, wie die deutschen Fans auf ihre ganz eigene musikalische Mischung und ihr ‘Mind Chaos’ reagieren.

Linda Aust

Hockey – Learn To Lose