Es herrscht mal wieder Chaos in den deutschen Kinos. Offiziell laufen an diesem Donnerstag ganze 15 neue Filme an. Na gut, davon kann man einige gleich wieder vergessen, so klein und sonderbar sind die. Ungarische Trickfilme und Schweizer Dokumentationen – nicht nur, dass so etwas (leider?) kaum jemand guckt, eigentlich kennt man noch nicht einmal ein Kino, in dem diese Filme überhaupt laufen würden. Aber selbst wenn wir auf „Ausgerechnet Bulgarien“ und ähnliches hier gar keine Rücksicht nehmen, bleiben noch acht Filme, denen wir uns widmen sollten. Vier davon kommen aus den USA, die anderen vier aus Deutschland – also was bietet sich da eher an als ein Battle?

Der Kampf geht natürlich über zwei Runden: Kunst und Kommerz, zwischen diesen beiden Polen bewegt sich Film schließlich immer. Mit letzterem geht’s los, und auf den ersten Blick sehen Hollywoods Chancen dabei nicht allzu rosig aus. „Die Gebrüder Weihnachtsmann“ ist zwar eine astreine Weihnachts-Komödie, aber ganz abgesehen davon, dass die in Deutschland noch nie besonders gut gelaufen sind, spielt auch noch Vince Vaughn die Hauptrolle. Der ist in Deutschland nun mal nicht gerade ein Star – und das völlig zu Recht, denn der Kerl ist einfach nicht witzig. Aber auch „Mr. Brooks“ dürfte es schwer haben, schließlich haben mit Kevin Costner und Demi Moore gleich beide Hauptdarsteller ihre erfolgreichsten Tage seit gut 15 Jahren hinter sich.

Ob allerdings der auch nicht mehr ganz junge Richard Gere bessere Karten hat? Dass sein Auftritt in „Hunting Party“ mitten in den Jugoslawienkrieg fällt und dennoch in erster Linie eine Komödie sein will, macht die Sache zumindest nicht leichter. Und wo wir gerade bei schwierigen Themen sind: „Gone Baby Gone“ handelt von einer Kindesentführung im trostlosen White Trash-Milieu. Dabei hätte es der Film doch schon schwer genug dadurch, dass Ben Afflecks Name als Regisseur groß auf dem Plakat steht!

Team Deutschland steht diesbezüglich allerdings auch nicht wirklich besser da. „Warum Männer nicht zu hören und Frauen schlecht einparken“ kommt von Leander Haussmann, aber das ist spätestens seit „NVA“ alles andere als ein Qualitätsgarant. Zudem scheint sich der Versuch einer Komödie weder an Männer noch an Frauen, sondern lediglich an Neandertaler zu richten. Aber auch „Nichts als Gespenster“ hätte vor ein paar Jahren sicherlich bessere Karten gehabt. Heutzutage jedenfalls reißen die melancholischen-schlichten Berlin-Geschichten von Judith Hermann, die hier als Vorlage dienten, niemanden mehr vom Hocker.

Probleme mit dem Zielpublikum könnte aber auch „Hotel Very Welcome“ bekommen. Denn ob dieser Asientrip nun vor allem passionierten Backpackern Spaß macht oder doch eher denjenigen, die sich über sie lustig machen, sei dahingestellt. Und mit „Mörderischer Frieden“ wagt man sich auch bei uns zulande an das heikle Thema Krieg und schickt dafür zwei junge deutsche Soldaten zum heiklen Einsatz in den Kosovo.

Was auf den ersten Blick nach einem, unbefriedigenden Unentschieden aussieht wird auch in der zweiten Runde nicht wirklich eindeutig. In Sachen künstlerische Qualität hat zwar Hollywood mit dem bewegenden „Gone Baby Gone“ und der erstaunlich gelungenen Mischung aus Thriller und Komödie in „Mr. Brooks“ zwei echte Asse im Ärmel, aber dafür verspielt „Die Gebrüder Weihnachtsmann“ mangels Witz den Kredit wieder. Auf deutscher Seite erweisen sich dagegen „Nichts als Gespenster“ (vor allem Dank der tollen Schauspieler!) und „Hotel Very Welcome“ als echte Glücksgriffe. Das Debakel namens „Warum Männer nicht zuhören…“ macht aber ebenfalls alles wieder zunichte.

Möglicherweise könnte ein weiterer Film das Zünglein an der Waage spielen. Doch auch „Schwerter des Königs – Dungeon Siege“ sorgt absolut nicht für Klarheit. Der Regisseur, Trashkönig Uwe Boll, kommt aus Deutschland, doch die abgehalfterte Besetzung (u.a. Burt Reynolds und Claire Forlani) stammt aus Hollywood. Und das Geld für die Computerspielverfilmung floss gleich aus beiden Ländern. Eins aber ist sicher: egal welchem Team man diesen wirklich schlechten Film zurechnet: es hätte sofort verloren. Um des lieben Friedens Willen belassen wir es dann aber doch lieber beim Unentschieden – und suchen vielleicht doch mal ein Kino, in dem auch Filme wie „Bruno Manser – Laki Penan“ laufen!

Text: Patrick Heidmann