Sie sind eine Mischung aus Geige und Gitarre, aus Wiesbaden und Mannheim, aus Wut und Freude. In Hope wollen keine Popstars werden, sondern Musik machen. Am 14. Dezember erscheint ihr Album Album "Hearts & Colors", das von gebrochenen Herzen, selbstzerstörerischen Heilungsprozessen und dem Finden neuer Liebe in den frühen Zwanzigern handelt. Diese Ansage haben wir zum Anlass genommen, uns mit Sänger und Gitarrist Piotr Potega zu treffen und mit ihm irgendwo in Pankow über Optimismus und Mittelfinger zu quatschen.
motor.de: Ihr seid ein Geiger und ein singender Gitarrist. Wie kam diese seltene Bandkonstellation zu Stande?
In Hope: 'In Hope' als Namen nutze ich seit 2005 für sämtliche Bandprojekte. 2008/2009 habe ich mit vier anderen Jungs die Band neu formiert. Nach dem Abitur und den damit einhergehenden Veränderungen und Geschehnissen haben wir uns aber wieder aufgelöst. Nico war während dieser Zeit live mit uns als Geiger unterwegs und wir haben dann beschlossen, zu zweit weiterzumachen. So haben wir uns gefunden. Und verliebt. (lacht)
motor.de: Ihr steckt Euch musikalisch in die ‚Folk’-Schublade. Wie seid Ihr da reingeraten?
In Hope: Wir haben nie die Entscheidung getroffen explizit ‚Folk’ zu machen. Ich habe solche Musik schon immer gehört. Ich bin stark von Arcade Fire und Bright Eyes beeinflusst. Hier insbesondere von Conor Oberst. Seit ich vierzehn bin, höre ich diese Musik und deswegen war es keine bewusste Entscheidung. Die Musik die ich hören wollte, habe ich dann auch gemacht. Und eine Geige passt gut in diese Musik rein. Das kam alles zu der Zeit, als ich das Bright Eyes Album „Cassadaga“ ganz stark gehört habe, auf dem viele Geigen eingesetzt wurden. Und das wollte ich natürlich klauen, weil ich eigentlich immer nur werden wollte wie Connor Oberst! Und Nico spielt fantastische melodische Sachen. Ich kann die Melodien nicht immer stimmlich umsetzen, und von daher ist es sein Job, die Musik gut zu machen.
motor.de: Und wieso wurde das Projekt "In Hope" getauft?
In Hope: Wieso nicht? (grinst)
motor.de: In dem Namen steckt viel Optimismus. Wenn man sich aber Eure Texte anhört, klingt es gar nicht mehr so optimistisch.
In Hope: Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wie ich auf diesen Namen kam. Es entstand so mit dreizehn oder vierzehn. Ich fand einfach, es klang schön und ist relativ kurz und prägnant. Marketing-Spezis würden wahrscheinlich sagen, es sei gar keine gute Wahl, weil man ihn nicht so leicht ergoogeln kann. Dadurch dass es ein euphonischer Name ist, kann ich mich damit aber sehr gut und sehr lange abfinden.
motor.de: Bei Euch heißt es: „Ein gebrochenes Herz, ist der Anfang jeder guten Geschichte“. Für Anfang Zwanzig klingt das schon einigermaßen weise. Aber auch schon verdammt desillusioniert. Und trotzdem nennt ihr Euch In Hope. Ist doch irgendwie paradox.
In Hope: Wir sind auch eine sehr paradoxe Band. Wenn man Niko und mich persönlich kennt, merkt man auch, dass wir nicht wirklich zwei Jungs aus traurigem Elternhause sind und eigentlich total gut gelaunte Menschen. Nutzen aber gleichzeitig unsere Musik als eine Art Ventil, um die schlechten Dinge im Leben zu verarbeiten. Und dafür passt der Name schon ganz gut. Auch wenn wir uns musikalisch eher mit negativeren Dingen, sind wir menschlich und persönlich der Meinung, dass es immer irgendwie weitergeht und blicken froh in die Zukunft.
motor.de: Also doch Optimisten?!
In Hope: Ja. Weil ich der Meinung bin, dass im Leben nichts so gravierend schief gehen kann, dass man sich dauerhaft die Freude daran nehmen sollte.
motor.de: Und trotzdem illustriert ihr Euch und Eure Musik mit einem Mittelfinger.
In Hope: Das soll hauptsächlich polarisieren. Wir zeigen ihn nicht der Menschheit allgemein, sondern er ist an ganz bestimmte Personen in unserem Leben gerichtet. Wir würden nicht jedem den Mittelfinger zeigen. Aber es gibt Menschen, bei denen haben wir keine andere Wahl. Es basiert eigentlich auf der Instgram-Geschichte von Murad Osman, der mit seiner bezaubernden Freundin durch die gesamte Welt gereist ist und entweder Händchen gehalten oder den Mittelfinger gezeigt hat. Und da ich niemanden zum Händchenhalten hatte, habe ich beschlossen, dass eben mein schöner Mittelfinger herhalten muss.
motor.de: Aber im Video zu „Colors“ wird dann doch Händchen gehalten.
In Hope: Wir erzählen mit dem Album ja auch eine Geschichte. Und irgendwann ist der Mittelfinger alleine nicht ausreichend, um glücklich zu werden. Purer Hass und Wut führt ja zu nichts! Irgendwann muss man Händchenhalten. Deswegen bildet „Colors“ den Abschluss des Albums, und soll zeigen, dass das gebrochene Herz irgendwann heilt und auch wieder Friede-Freude-Eierkuchen sein kann. Letztlich ist der „Alles-wird-gut-Gedanke“ die Message. Ich glaube nicht, dass wir mit unserer Musik den krassen Nerv der Mainstream-Musik treffen, dazu sind wir nicht Popstar genug. Solange die Leute und wir selbst unsere Musik ertragen können, ist alles gut.
motor.de: Eine sehr erträgliche Einstellung.
Julia Ramonat
[…] irgendwohin fahren. Aber wohin? Immer ist was. Und aber dann kommt der Tag, an dem zum Beispiel der Piotr anruft oder der Fredderick vorbeikommt, und dann muss man sich besaufen. Da ich nicht gerne Bier […]