Sie sind viele und sie sind zu zweit. Mit diesem Auszug von Die Sternes “Big In Berlin” lässt sich das Geschwisterpaar Eva und Philipp Milner alias Hundreds am besten beschreiben.
Denn das Duo zeigt im musikalischen Mimenspiel eine Emotionsvielfalt, die viele Gesichtsregungen beim Rezipienten zu evozieren vermag. Von verträumt über verführerisch bis zu frohlockender Melancholie reicht das Spektrum, welches vor allem eines niemals ist: eintönig.
Von Philips schwebenden Pianoklängen beseelt und mit den modernen Finessen elektronischer Sound-Spielereien verziert, ist es vor allem auch Evas Stimme, die neben den großen gemeinsamen Einflüssen der beiden, die von Björk bis Portishead reichen, zuweilen auch mal Suzanne Vega (“Happy Virus”) ins Hör-Gedächtnis ruft. Dass Hundreds der reinen Elektro-Pop oder Trip Hop-Schubladen-Klassifizierung dennoch einfach entwachsen sind, zeigt ein Stück wie “Song For A Sailor”, das mit herrlichen Handclap-Samples, Schepper-Hi-Hat im Hintergrund und pulsierendem Piano den Hafen für feinste vokale Harmoniebögen bildet. Und wo wir gerade schon bei Hafen sind, “I Love My Harbour” vermittelt genau jene nebulöse Zwischenwelt von Fernweh und heimatlicher Vertrautheit, die man nur in Hamburg, Evas Wohnsitz, erleben und erfühlen kann. Und auch Bruder Philipp, der bis vor kurzem noch hauptsächlich in Erfurt sesshaft war, hat es mittlerweile an die See gezogen. Auch, wenn das den diplomierten Weimarer Musikhochschul-Absolventen vermutlich nicht von weiterer gelegentlicher Pop-Pendelei abhalten wird. Schließlich ist Philipp nicht nur bei Cluesos Begleitband erste Pianisten-Wahl auf Bühne und im Studio, sondern hat neben seinem Solo-Projekt NAM auch schon diverse Nebenjobs in der Filmindustrie im Rahmen von Soundtrackproduktionsarbeiten erledigt.
Hundreds – I Love my Harbour
Doch vorerst wird der Talenttacho des Tausendsassas aller Voraussicht nach noch eine Weile länger auf Hundreds stehen, denn das Album-Debüt des Geschwister-Duos lässt hoffentlich nicht mehr allzulange auf sich warten. Und dann heißt es nicht nur “Big In Hamburg”, sondern ist vielmehr damit zu rechnen, dass sich auf bundesdeutscher Ebene die Fans dieses faszinierenden Familien-Projekts gleich locker vertausendfachen werden. Denn Sehnsucht nach etwas Fernweh in der Heimat, haben wir doch fast alle.
Danny Dubilski
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