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Categories: Kinokolumne

Ich weiß schon was, was du auch weißt

Ist es Intuition? Ein Déjà-vu? Oder einfach nur
gesunder Menschenverstand? Sandra Bullock spielt in dieser Woche jedenfalls die Hauptrolle in einem neuen Film namens „Die Vorahnung“, in dem ihr Ehemann erst bei einem Autounfall ums Leben kommt, nur um am nächsten Morgen wieder lebendig zu sein. Leider ist sie nicht die einzige, die eine Ahnung davon hat, in welche Richtung sich ihre Geschichte entwickeln wird. Wenn America’s Sweetheart No. 2 sich im ernsten Fach versucht, wird es eben immer hanebüchen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass ihr dieses Mal mit Mennan Yapo ein deutscher Regisseur zur Seite stand. Er inszeniert statt eines spannenden Thrillers lieber ein träges Rührstück, an dem das Filmplakat noch das Beste ist. Warum Hollywood trotzdem gerade so scharf auf deutsche Regisseure ist (kommende Woche gibt es diesbezüglich Neues von Oliver Hirschbiegel und Marco Kreuzpaintner), ist deswegen eine berechtigte Frage, die sich auch mit übersinnlicher Weitsicht aber nicht so schnell beantworten lässt.

Nicht besonders schwer vorhersagen lässt sich
dagegen sicherlich, was uns in Michael Moores „Sicko“ erwartet. Der Meister des polemischen Polterns und meisterlichen Manipulationen hat sich das höchst marode amerikanische Gesundheitssystem vorgenommen – und poltert dabei polemisch und manipuliert meisterlich. Mit den präsentierten Fakten sollte man es dabei genauso wenig ernst nehmen wie er, aber dass er in der Sache Recht hat, rechtfertigt seine filmische Anklage durchaus. Und dass der Film mit seinen Abstechern nach Frankreich, England und vor allem Kuba Moores vielleicht bisher unterhaltsamster ist, schadet natürlich auch nicht. Aber bleiben wir doch noch ein wenig bei Vorahnungen, denn tatsächlich sieht man eigentlich allen Neustarts dieser Woche schon von weitem an, was einen dann auf der Leinwand erwarten wird.

Operation: Kingdom“ erklärt mit Saudi-Arabien
kurzerhand ein ganzes Land zum Film-Bösewicht, doch weil man dabei natürlich möglichst ausgewogen und reflektiert wirken will, unterscheidet der Film mit Jamie Foxx und Jennifer Garner sehr ordentlich in gute Moslems und böse Moslems. Gemeinsam ist ihnen dabei vor allem eins: sie sind Väter von entzückenden Kindern. Damit für die wenigstens der Rest einer Hoffnung auf eine friedliche Welt bestehen bleibt, ist aber natürlich auch klar, wer am Ende die Oberhand behält: das FBI!

Fast noch schlimmer ist derweil der Verdacht, der uns bezüglich „Pornorama“ beschleicht. Dass die Presse das neue Werk des immerhin Oscar-nominierten Marc Rothemunds erst kurz vor Filmstart zu Gesicht bekam, ist schon einmal kein gutes Zeichen. Wenn wir ehrlich sind, macht aber auch der Titel nicht viele Hoffnungen. Natürlich waren wir nicht so naiv, mit wirklich heißem Sex zu rechnen (sonst würden kaum Tom Schilling und Karoline Herfurth die Hauptrollen spielen), aber musste es von „Sophie Scholl“ ausgerechnet in die 60er gehen? Nichts gegen Oswald Kolle und den „Schulmädchenreport“, aber wer darüber lachen möchte, greift doch ohnehin besser zu Original.

Auch kein Hellseher muss man sein, was „December Boys“ angeht. Zwar ist hier Daniel Radcliff bei seinem ersten Kinoauftritt jenseits von „Harry Potter“ zu erleben, aber es kann wohl niemand ernsthaft damit rechnen, dass das für volle Kassen in den Multiplexen sorgen wird. Sicher, der Kerl hat es verdient, sich als Schauspieler zu beweisen und macht seine Sache auch nicht unbedingt schlecht. Aber er ist eben auch kein Star, für denn jemand sofort ins Kino eilt. Schließlich zahlen die Leute wegen des Zauberlehrlings mit der netten Brille Eintritt und nicht wegen eines blassen, britischen Burschen, der sich auch in diesem harmlosen Jugenddrama nicht entscheiden kann, ob er nun so alt wirken darf, wie er ist, oder eben nicht.

Das Stichwort „Harry Potter“ ist aber nicht ganz verkehrt, denn mit „Wintersonnenwende“ kommt auch ein Film auf die Leinwand der schamlos auf den Jugendliteratur-inspirierten Rowling-Zug aufspringt. Auch hier wird ein englischer Teenager auserwählt, um dem Bösen die Stirn zu bieten, galoppierende Pferde und komplizierte Zeitreisen inklusive. Dass in Wahrheit die Romanvorlage dieses Films viele Jahre älter ist als „Harry Potter“, wird dabei kaum jemandem auffallen. Es macht den Film aber auch ohnehin nicht besser!

Der einzige Film, der in dieser Woche wirklich überraschen kann, weil man eben nicht schon im Vorfeld weiß, was zu erwarten ist, heißt deswegen „Gegenüber“. Der Titel verrät nicht zu viel und auch die Geschichte dieses verstörenden deutschen Ehedramas verläuft wenig vorhersehbar. Hier ist es nämlich nicht der Gatte, der in seinem Frust die Hand erhebt, sondern seine Frau. Was Sandra Bullock wohl dazu sagen würde? Ich habe die leise Ahnung, dass wir das sobald nicht erfahren werden.

Text: Patrick Heidmann

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