Ob I’m Not A Band eine Band ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. Der Name stammt wohl eher aus der ungewöhnlichen Aufstellung: Kopf der Band, Stephan Jung, ist nicht nur für die elektronische Komponente zuständig, sondern auch für die klassische Violine. Beides spielt er auch live. Seit letztem Jahr singt Simon Ortmeyer an seiner Seite und gerade erschien I’m Not A Bands drittes Album “OCEANS“. Neben dem einzigartigen Elektro-Klassik-Sound haben die Berliner mit ihrem neusten Werk auch eine politische Nachricht, die Fans und Hörer erreichen soll. Mit dem Song “Colours” positionieren sie sich klar gegen Rassismus und sprechen sich für einen solidarischen Umgang mit Geflüchteten aus. Ich habe mit Stephan über das neue Album und sein ehrenamtliches Engagement geredet.

motor.de: Euer drittes Album ist letzten Freitag erschienen – und mit Simon ist es schon der dritte Sänger der Band. Beeinflusst ein Bandmitglied-Wechsel eigentlich dein Songwriting?
Stephan Jung:
Beim Songwriting werde ich maßgeblich durch meine Umwelt, durch die Dinge, die ich erlebe, geprägt. Dazu gehören natürlich auch meine musikalischen Weggefährten. Es ist ein schöner Prozess, wenn man die Leidenschaft zur Musik mit verschiedenen Menschen, auch auf der Bühne, teilen kann.  So werden immer persönliche Stile, neue Ideen mit in I’m Not A Band gebracht.

Wie schreibst du  Songs generell? Was inspiriert dich?
Das ist sehr unterschiedlich. Meist beginne ich mit einer musikalischen Idee, die sich dann ausdefiniert und mit Inhalt füllt. OCEANS ist über einen recht langen Zeitraum entstanden… die ersten Songs teilweise schon beim letzten Album. Einige waren instrumental länger fertig und hatten nur noch auf einen Text gewartet.  Viele der Songs, die längere Zeit herumlagen konnte ich erst fertig schreiben, seitdem Simon mit an Bord ist.
Das erste mal habe ich trotzdem versucht, dem Album eine Art Handschrift zu verleihen und sehr genau darauf zu achten, welche Geschichte ich mit dem Album erzählen möchte. Die Geige sollte dabei noch mehr als zuvor in den Vordergrund rücken, quasi als roter Faden durch das Album führen. Vorher hatte ich viele einzelne Songs geschrieben, jetzt stand das Album als Gesamtwerk im Fokus.

Das Genre „electronic meets classic“ ist ziemlich einzigartig – hast du selbst Vorbilder, deren Sound du bewunderst?
Nein, nicht wirklich. Mich fasziniert an dieser Kombination einfach die Verschiedenartigkeit der Kräfte, die sowohl in der Fragilität und Melancholie, als auch in der Präzision und Wucht und Tanzbarkeit von Elektronik liegt.
Was hat den Song „Colours“ motiviert?
Seit letztem Sommer engagiere ich mich für geflüchtete Menschen und gegen Rassismus. Durch die Eröffnung eines Asylbewerberheims in meiner Nähe, gegen die es heftigsten Protest gab bin ich auf die Thematik gestoßen und habe gemeinsam mit anderen jungen Menschen aus dem Bezirk den Verein Hellersdorf hilft e.V. gegründet. Die Arbeit nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und ist oftmals sehr emotional.

Ist I’m Not A Band eine politische Band?
Hm… mir ist es wichtig, ein Thema wie den Umgang mit Geflüchteten und die Positionierung gegen Rassismus auch in der Musik zu thematisieren. Darüber erreicht man vielleicht auch Menschen, die sich sonst weniger mit Politik auseinandersetzen würden. Die Gesellschaft trägt gerade jetzt zu Zeiten Pegidas und etlicher Bürgerbewegungen gegen Asylbewerberheime die Verantwortung, sich dieser teils populistischen Propaganda zur Wehr zu setzen und ihr mit Aufklärung zu begegnen. Kunst ist Teil der Gesellschaft. Es freut mich, dass ich so meine Leidenschaft der Musik und mein ehrenamtliches Engagement verbinden kann. Daraus ergibt sich eine positive Symbiose.

Was möchtest du mit INAB denn noch erreichen?
Eigentlich habe ich schon mehr erreicht, als ich je geglaubt habe. Aber natürlich erweitern sich Träume und es würde mich sehr freuen, wenn wir uns noch internationaler einen Namen erspielen können. Jetzt möchten wir aber erst einmal natürlich möglichst viele Hörer mit unserem dritten Album erreichen, denn uns ist OCEANS enorm ans Herz gewachsen. Es würde uns sehr glücklich machen, wenn wir das mit unsere alten und neuen Fans teilen können.

I’m Not A Band sind derzeit auf Tour:

29.01.15 Dresden – Groovestation 
30.01.15 Greifswald – IKUWO
31.01.15 Berlin – Bi Nuu
04.02.15 L-Luxembourg – De gudde Wëllen
05.02.15 Bayreuth – Glashaus
06.02.15 CH-Basel – Hirscheneck
07.02.15 Würzburg – Kellerperle
11.02.15 Leipzig – Werk 2
12.02.15 Nürnberg – Stereo Club
13.02.15 Frankfurt – Das Bett
14.02.15 Hamburg – Hafenklang
20.02.15 Aachen – Jakobshof
26.02.15 Kiel – Roter Salon @ Pumpe
19.03.15 Flensburg – Kühlhaus
20.03.15 Rendsburg – HELA
21.03.15 Bremen
28.03.15 A-Groß Gerungs – Willage
24.04.15 Haldensleben – Der Club
25.04.15 Plauen – Alte Kaffeerösterei
22.-25.05.15 Mainz -> Open Ohr Festival
13.06.15 Kronach -> Macht der Nacht Festival
01.08.15 Elend -> Rocken am Brocken Festival

(Titelfoto: adp records)