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Da ist sie wieder, die Pampa. Gut beleuchtet liegt sie vor einem, plötzlich ist man mittendrin. Heiß ist es hier. Also alle in den See, dann lauwarmes Bier oder anders rum. Eines der sympathischsten Festivals des Landes, irgendwo zwischen Polen, der tschechischen Republik und Rentnerhauptstadt Görlitz, gibt sein drittes Stelldichein, und man muss wieder hin. Alleine schon wegen Tocotronic oder vielmehr weil die Organisatoren sich selbst so freuten. We’re not worthy. Der offizielle Kommentar zur Bekanntgabe dieses Headliners.
Und da stehen sie dann auch. Gerade ist die Sonne weg, da grüßen die erwachsen gewordenen Jugendhelden aufs Herzlichste. Entspanntheit allerorten. So undrängelig war es selten in der ersten Reihe. Kuscheltiere fliegen auf die Bühne. Tocotronic zeigen sich irritiert oder gerührt oder beides. Im Zweifel für den Zweifel und die Pubertät. Die Frage, was man mit einem drei Meter großen Plüschfrosch machen soll, bleibt unbeantwortet. Wahrscheinlich ein Foto. Wichtiger auch, dass man mitsingen kann und will. Und dass Arne den Verstand verliert. Klassiker wie die Idee ist gut treffen auf den neuen Schall und Wahn. Und wegen der politischen Aktualität recken alle die Fäuste, als es heißt: Aber hier leben nein danke. Dann doch lieber den Tanz, das Idiotenfest.
Der wird zelebriert, bei Who made who und dann im Diskozelt. Direkt am See läuft Elektro und plötzlich auf Riesenleinwand Soul Kitchen. Alle gefühlte paar Minuten muss die Rolle gewechselt werden. Filmrollen? Der Wodka wirkt, man dämmert weg, und so auch der Himmel.
Die Sonne, die gelbe Sau, lässt einen nicht schlafen. Hinter einem Wald ein See, der nicht überbevölkert ist, die Rettung für den Tag. Man wird und wird den bescheuerten Ohrwurm nicht los: 36 Grad und es wird noch heißer. Einfach weil er stimmt. Auf dem Volleyballfeld dann Menschen, die sich bewegen. Voller Bewunderung bleibt man sitzen. Das NYC-T-Shirt-Team gewinnt, einen Pokal und das letzte kalte Bier. Vor der Bühne spritzt ein Schlauch alle immer wieder nass. Menschen quetschen sich im Schlamm. Im Kino scheint keine Sonne, denn die Wände sind schwarze Decken. Trotzdem weinen hier Mädchen bei Once. Später dann Fußball auf der Leinwand. WM bleibt WM, auch hier im feiernden Nirgendwo.
Get well soon sind ergreifend wie immer. Jedes Wort darüber klingt falsch. Die beiden Mädchen in der ersten Reihe weinen so herzzerreißend, dass man sich fragt, ob es wegen dem Jungennamen auf ihren kugelschreiber-tätowierten Armen ist oder ob sie ernsthafte Probleme haben.
Dass danach Bratze losrocken, ist ein zu großer Bruch, die hätte man ja auch gerne gesehen, aber jetzt doch lieber Bier und sinnentleerte, aber in dem Moment so wichtige Gespräche im Liegestuhl. Über einem die Sterne, neben einem in den schönsten Farben angestrahlte Bäume, bewegte Lichtstrahler über den See. Und wieder Tanzen bis in den Morgen.
Mehr nackt als bekleidet der Zeltabbau. Aber hier hat man schon jedes Körperteil in jeder Dicke gesehen, gestört hat’s keinen. Die Hitze liegt über allen. Auch über der Sonntagnachmittagseebühne, die beruhigende Klänge von schönen Musikerinnen spielt. Und dann fährt ein unklimatisiertes Auto gen Zivilisation…das war sie wieder, die Pampa.
Fotos: Martin Ludewig
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