Imaad Wasif über die Freuden des Reisens, energetische Experimente und das Aufwachsen in der Wüste.

Die Liste seiner Tätigkeiten als Musiker ist groß und gespickt von Kollaborationen mit namhaften Acts. Ganz nebenbei veröffentlichte er noch zwei Soloalben, von denen sein Zweitwerk “The Voidist” hierzulande im letzten Jahr erschien. Grund genug für das deutsche Label Viva Hate Records, kurz darauf auch sein Debüt  “Strange Hexes” noch einmal in den europäischen Landen zu veröffentlichen. Neben einzelnen quer in Deutschland verteilten Konzerten trat Wasif gemeinsam mit weiteren Größen aus dem Metal- Post- und Stonerrock-Bereich auch auf dem Friction Fest im Berliner Berghain auf. Dort traf motor.de den schlacksigen indisch-stämmigen Amerikaner kurz vor seiner Show , um mit ihm über seinen Arbeitseifer und musikalische Inspirationsquellen zu reden.

motor.de: Wie fühlt es sich an, als Rock-Musiker in einem Technoclub zu spielen?

Imaad Wasif: Es ist eine tolle Idee, ich habe schon von den ganzen Ausschweifungen hier gehört. Ein paar Freunde von mir waren auch schon hier, die haben mir viel Spannendes vom Berghain erzählt. Ich freue mich, hier zu spielen!

motor.de: Dein Album “The Voidist” wurde 2009 in Amerika und ein Jahr später schließlich auch hier in Deutschland veröffentlicht. Was hat sich für dich in dieser Zeit verändert?

Imaad Wasif: Ich habe sehr viele neue Songs geschrieben. Zudem ist ein neues Album in der Mache, das sehr bald erscheinen wird. Aber noch ist es nicht ganz fertig. Weiterhin habe ich ein paar neue Kollaborationen mit Musikern gestartet, die ich gut kenne und schätze. Was ich mit den entstandenen Songs mache, kann ich aber noch nicht genau sagen. Um es kurz zu fassen: Viel Schreiben, viel Touren, viel Reisen.

motor.de: Ein neues Album – das klingt spannend. Kannst du schon nähere Details dazu verraten?

Imaad Wasif: Heute Abend werde ich ziemlich viel neues Material live spielen. Ungefähr die Hälfte meines Sets
besteht aus neuen Songs. So kann ich erst einmal testen, wie sie beim Publikum ankommen. Danach mache ich mir über konkrete Releasepläne Gedanken.

motor.de: Du bist ein richtiges Arbeitstier, so hast du bisher mit Künstlern wie Lou Barlow und den Yeah Yeah Yeahs zusammengespielt. Hast du noch weitere Wunschkandidaten für künftige Kooperationen?

Imaad Wasif: Ich denke, ich arbeite bereits mit den Leuten zusammen, mit denen ich das auch möchte. Ansonsten will ich mich nie zu sehr auf die Zukunft versteifen. Ich versuche stets, mich auf den gegenwärtigen Moment zu fokussieren.

motor.de: Wenn du selbst den Sound deines Albums “The Voidist” kurz beschreiben müsstest, was für Worte würdest du dafür wählen?

Imaad Wasif: Ich denke, am passendsten wäre die Umschreibung “moderne psychedelische Musik”.

motor.de: Das war wirklich kurz und prägnant. “Psychedelisch” wäre zunächst auch mein erster Gedanke. Kannst du sagen, woher eben dieser Einfluss kommt?

Imaad Wasif: Ich habe ihn schon immer in mir getragen. Viele dieser Ideen stammen auch von meinen indischen Wurzeln, die das Mystische und Transzendentale thematisieren. Das alles habe ich schon sehr zeitig aufgesaugt. Weiterhin bin ich in einer ziemlich abgelegenen Gegend aufgewachsen – in der kalifornischen Wüste. Das hat ziemlich viel dazu beigetragen, dass ich mir Gedanken machte, wie es ist, isoliert und entfremdet von der Außenwelt zu sein. So habe ich Musik als Ausweg für mich entdeckt, als Ort den ich immer aufsuchen kann – an dem ich verstanden werde.

motor.de: Erzählst du in deinen Texten persönliche Geschichten, oder möchtest du das Publikum eher selbst interpretieren lassen, was hinter den Songs steckt?

Imaad Wasif: Es gibt kaum eine Möglichkeit, diese beiden Aspekte zu separieren. Wenn ich Songs etwa für jemanden Bestimmtes schreibe, wird es natürlich sehr persönlich. Es ist aber nie so, dass ich herumsitze und mich dann auf Zwang frage: “Worüber schreibe ich jetzt?”. Meistens kommt der Song zu mir.

motor.de: Also ist der plötzliche Geistesblitz schon eher vorhanden als das reflektierte und lange Nachdenken, wenn es um die Kreation neuer Songs geht?

Imaad Wasif: Beide Wege kommen vor. Ein Song, den ich heute beispielsweise spielen werde, ist wohl der ausgefeilteste, den ich je geschrieben habe. Eines Tages, als ich unterwegs war, kamen mir diese Ideen, die Struktur und die Lyrics ganz plötzlich in meinen Kopf, sodass ich sofort mein Aufnahmegerät schnappte und die Rohfassung zunächst einsang – eine Gitarre hatte ich leider nicht dabei. Sowas passiert. Aber manchmal arbeite ich auch an Lyrics für einen Song über zwei Jahre lang.

Imaas Wasif – “Oceanic”

motor.de: Das klingt, als ob du die Zeit zwischen deiner Arbeit als Musiker gern mit dem Reisen vertreibst.

Imaad Wasif: Ja, ich reise sehr gern – aber meistens um zu touren (lacht). Das ist das Schöne an Musik: Du kommst herum, lernst die Welt kennen und bist währenddessen auch in der Lage, die Energie der Musik zu kreieren und zu teilen.

motor.de: Nun wollte ich eigentlich noch fragen, ob du eher ein Studiomusiker bist, oder es bevorzugst live zu spielen. Ich schätze aber, ich kenne die Antwort bereits!?

Imaad Wasif:
(lacht) Ja. Aber es gibt auf beiden Seiten Aspekte, die ich mag. Ich finde es tatsächlich am entspanntesten, live zu spielen. Da hat man einfach die geringsten Einschränkungen. In einem Studio ist um dich herum stets eine sehr kontrollierte Umgebung. Dennoch mag ich es sehr, in einem Studio zu sein, da man sehr mit roher Energie und dessen Möglichkeiten der Übertragung herumexperimentieren kann.

motor.de: Also klingen deine Songs live schon recht anders als auf der Platte?

Imaad Wasif:
Nun, auf Platte kommen sie ein wenig gestaucht rüber. Dennoch wurden viele Songs auf “The Voidist” live eingespielt. Ich versuche immer, sie in weniger als zwei oder drei Takes aufzunehmen.

motor.de: Was kann man noch in naher Zukunft von dir erwarten?

Imaad Wasif: Ich hoffe, dass die neue Platte noch in diesem Jahr erscheint. Vielleicht wird es aber erst gegen Ende des Jahres etwas. Bis dahin schwirren aber noch viele Ideen in meinem Kopf herum, die es auszukundschaften gilt.

Interview: Danilo Rößger