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Ingrid Michaelson ist die Frau, die für die zuckersüßen Folkpop-Songs des Albums „Girls And Boys“ verantwortlich ist, und die jeder schon mal gehört hat, denn fünf ihrer detailverliebten Stücke untermalten in den vergangenen zwei Jahren Szenen der TV-Serie „Grey’s Anatomy“ und machten sie in den USA zum Shootingstar. 2008 begeisterte die Songwriterin aus New York mit ihrer Ukulele auch hierzulande auf Tournee mit Jason Mraz. Dabei klingt die Selfmade-Erfolgsstory der hübschen Frau mit der sympathischen Brille tatsächlich wie ein Märchen…
Antike Instrumente, Phonographen, alte Radios, Skulpturen, viktorianische Möbel, volle Bücherregale – was für andere wie ein wundervoll bestücktes Museum anmutet, ist bis heute das Zuhause von Ingrid Michaelson aus Staten Island, New York City. Ihre Mutter, eine Bildhauerin, und ihr Vater, Komponist, schufen das perfekte Umfeld, um ihre Tochter auf den Pfad der Künste zu bringen. „Das musische Denken war in unserer Familie sehr willkommen“, meint die 29-Jährige mit einem Augenzwinkern. „Ich hörte schon als Kind viel Musik, schaute alte Filme und Musicals.“ Im zarten Alter von vier Jahren wurde sie von den Eltern zum Klavierunterricht geschickt – sehr zum eigenen Missfallen. „Ich hasste es! Aber ich durfte erst damit aufhören, als ich 15 Jahre alt war. Ich nahm weiter Gesangsunterricht und brachte mir selbst das Gitarrespielen bei.“ Eigentlich wollte sie damals ja sowieso viel lieber Schauspielerin werden. Sie absolvierte ein Theater-Studium, merkte aber ziemlich bald, dass der Broadway nicht glücklich macht: „Bei den Auditions bist du eine von Tausenden Bewerbern, von denen viele vermutlich noch talentierter sind oder besser aussehen aus du.“ Um überhaupt irgendwas mit ihrem Abschluss anzufangen, tourte sie mit einer Theatergruppe für Kinderstücke durch den mittleren Westen der USA. Es war zu dieser Zeit, als sich ihre musikalischen Ideen zu einem ersten Song formten. „Ich erinnere mich, wie ich ihn nachmittags bei den Proben auf dem Klavier vor mich hin spielte. Ich hätte niemals vor Leuten gesungen, denn ich war immer sehr schüchtern, wenn es um die eigene Musik ging.“ Ein Schauspiel-Kollege, der dieser Szenerie zufällig beiwohnte und verzückt war von dem Lied, ermutigte sie, weitere Stücke zu schreiben. „Es half mir. Denn beim Theater wartet man immer darauf, dass jemand entscheidet, dass du die richtige Person für eine Rolle bist. Aber Musik kannst du unabhängig kreieren, auch wenn niemand sie hört. Ich habe also einfach weitergemacht, die Lieder aufgenommen, die ich geschrieben hatte und sie auf meine MySpace-Seite gestellt. Es sind die Songs, die sich jetzt auf dem Album ‚Girls And Boys’ befinden. Es hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin. Und das ist nicht der Broadway“, lacht die junge Frau unter ihrer Brille hervor.
Vielleicht wäre es ganz anders gekommen, wenn eine gewisse Lynn Grossman, Inhaberin einer Musik-Lizenz-Firma in Los Angeles, nicht irgendwann Ingrids Song „Breakable“ bei MySpace entdeckt hätte und sich auf Anhieb in die akustische Ode über die menschliche Zerbrechlichkeit verknallt hätte. Die Dame kontaktierte sie und keine zwei Monate später, im November 2006, fand die Künstlerin ihren Song in einer Episode von „Grey’s Anatomy“ wieder. Für Ingrid ein Ritterschlag, auch wegen Hauptdarstellerin Katherine Heigl. „In Interviews ist sie sehr witzig, auf den Punkt und hat einen starken Willen. Ich kann mich auf persönlichem Level mit ihr identifizieren.“ Seitdem passiert das mit ihren Songs immer wieder, denn die Serien-Macher haben an der einzigartig-einfühlsamen Stimme von Ingrid einen Narren gefressen. „Sie lieben meine Platte, und die Songs passen einfach wundervoll zur Handlung“, weiß die Sängerin. So wurde die Piano-Ballade „Corner Of Your Heart“, das mit Handklatschen und entspannt galoppierender Percussion ausgestattete „The Way I Am“ und das eigens für die Serie komponierte „Keep Breathing“ ebenfalls dort eingesetzt. Letzterer Song verbindet eine schwermütige Melodie mit täuschend simplen Textzeilen. „Ich mag es einfach, möglichst viel in wenige Worte zu packen.“ Das Stück, dass das Finale der dritten Staffel veredelte, besticht mit der relaxten Gänsehaut-Zeile: „All we can do is keep breathing“. Mrs. Michaelson selbst stockte dabei allerdings der Atem: „Du sitzt mit all deinen Freunden vorm Fernseher und hast schreckliche Angst, dass sie den Song doch noch rausgeschnitten haben. Aber dann geschah es wirklich. Und es war überwältigend.“
Gleiches kann man auch von dem darauffolgenden Echo behaupten: Immer noch ohne Plattenfirma im Rücken schaffte es Ingrid Michaelson mit ihrem Album auf Platz 2 der iTunes-Pop-Charts, in die Late-Night-Shows von Jay Leno und Conan O’Brien und auf das Cover des Billboard Magazins. Zeitweilig war ihr Name der meistgesuchte Begriff auf Google USA. Und obwohl die Labels mittlerweile bei der Rothaarigen Schlange stehen, hat sie sich ihre Integrität bewahrt und ist sehr selektiv, mit wem sie zusammenarbeitet. Schließlich hat sie es bis hierhin ja ganz alleine geschafft – wider manch gut gemeintem Ratschlag. „Den Spruch: ‚Du siehst hübscher aus ohne Brille’, kann ich nicht mehr hören“, sagt sie. „Eine Zeit lang trat ich mit Kontaktlinsen auf, aber fand das total bekloppt. Meine Brille ist ein Teil von mir, ohne sie fühle ich mich nackt.“ Mittlerweile verbindet man das Nasenrad auch in der Öffentlichkeit mit ihr. „Ich bin nun mal das Mädchen mit der Brille“, sagt sie stolz. Passend dazu nennt sie ihren Stil „Bibliothekarinnen-Chic“. „Bevor mich andere in eine Schublade stecken, erledige ich das lieber selbst. Ich bin kein girly Girl, in der Art, wie ich mich präsentiere. Ich schlüpfe nach meinen Konzerten am liebsten gleich in den Pyjama und gehe früh zu Bett. Aber auf der Bühne sehe ich auch gern nett aus. Und wer sagt eigentlich, dass Karos und Karos nicht zusammenpassen?“, schmunzelt sie und verweist auf ihre bunt gemusterte Kombination aus Schal und Sweatshirt.
Ihr Sinn für Mode ist nun mal ebenso unkonventionell wie ihre Musik: Wenn sie sich in „Die Alone“ fragt, warum sie sich manchmal selbst so fremd ist. In „Masochist“ ein Lied auf sinnlose Herzensbrecherei und ehrliche Freunde singt. Oder sich im Bonus-Track „Far Away“ ganz romantisch einen Hummerfischer an die Seite träumt, um dann doch bei dem Typen aus der Bar um die Ecke zu landen. „Wenn man will, kann man sogar einen Song über Schuhe schreiben! Man darf einfach nur keine Angst haben. Das ist etwas, was ich mir bei Regina Spektor abgeguckt habe. Sie war eine der Künstlerinnen, die meine Sicht auf die Art veränderte, wie man schreiben kann.“ In „The Way I Am“, für das Ingrid Michaelson ein bezauberndes Clowns-Video gedreht hat, das bei YouTube schon über 2,5 Millionen Mal angesehen wurde, erzählt sie davon, anders als alle anderen zu sein und trotzdem geliebt zu werden. Doch was macht sie so besonders? „Ich versuche nur, authentisch zu sein. Ich habe einen außergewöhnlich intensiven Draht zu Menschen, besonders bei meinen Liveshows. Und ich möchte diese Menschen mit meinen Liedern berühren.“
Dass sie das geschafft hat, davon kann man sich auf ihrem Debüt-Album „Girls And Boys“ von Ingrid Michaelson überzeugen, veröffentlicht am 5. Dezember 2008 bei Vertigo/Universal Music.
PROMO@Universal
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