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Ein Hoch auf die Doppeldeutigkeit

“Our Love To Admire” – Einen doppeldeutigen Namen für ihr drittes Album haben Interpol da gewählt. Meinen die vier New Yorker in den maßgeschneiderten Anzügen ihre eigene Liebe zur Bewunderung? Oder glaubt die Band – ein bisschen zu selbstverliebt – dass ihre Liebe bewundert werden sollte?

Die Doppeldeutigkeit ist natürlich bewusst gewählt, wie Bassist Carlos Dengler, der lieber Carlos D. genannt werden will, verrät: “Der Titel verweist eher auf den Entstehungsprozess, den wir bei den Aufnahmen hatten. Es gibt keine exakte Bedeutung des Titels – und ganz ehrlich, wenn dann solltest du vielleicht mal Paul [Banks] fragen. Er schreibt die Texte und hatte auch irgendwann die Idee zu diesem Albumtitel. Ich kann nicht in seinen Kopf schauen und wiedergeben, was er sich so denkt.”

Stimmt. Was genau im Köpfchen des Sängers so passiert, das können wir natürlich auch nur vermuten. Wie schon beim Debütalbum “Turn On The Bright Lights”(2004) und beim folgenden Durchbruchswerk “Antics” (2004) dreht sich auch bei den Songs von “Our Love to Admire” wieder viel um verlorene Liebe und das Gefühl des Verlusts. Wenn auch nicht thematisch – weil vielleicht auch nicht unbedingt seine Baustelle – so sieht Carlos D. aber auf jeden Fall musikalisch eine Weiterentwicklung. “Innerhalb der Band markiert ‘Our Love To Admire’ natürlich einen neuen Weg, weil viel seit den Aufnahmen zu ‘Antics’ passiert ist. Ich bin kein DJ mehr, ich laufe nicht mehr wie ein Goth-Rocker rum und interessiere mich überhaupt nicht mehr für aktuelle Rock-Musik. All das sind Veränderungen, und ich spreche jetzt nur von mir. Wenn man eine Unterscheidung zwischen ‘new’ und ‘old’ Interpol trifft, dann sind wir Richtung ‘new Interpol’ gegangen. Wir klingen anders, haben mehr Keyboards benutzt und zum ersten Mal in New York und nicht wie sonst in Connecticut aufgenommen.”

Auch wenn ihn aktuelle Rock-Musik nicht mehr interessiert, Interpol sind nichtsdestotrotz zu einer der prägenden Referenzbands der vergangenen Jahre geworden. Die düsteren Texte, die Joy Division-Anleihen, das stilsichere Auftreten der Band – all das hat natürlich auch Bands zu Plattenfirmen gespült, die eine vergleichbare oder ähnliche Band Identity pflegen. Dass man zu etwas wie einer “Leitband” geworden ist, nimmt man Interpol mit Wohlwollen auf, aber Carlos verweist auch auf die negativen Seiten, die Trittbrettfahrer: “Natürlich sind wir alle glücklich, dass wir nicht mehr als die Band wahrgenommen werden, die ‘ein bisschen auf Joy Division macht’. Das bestärkt uns in dem, was wir tun. Aber auf der anderen Seite ist es natürlich auch so, dass es viele Bands gibt, die uns doch sehr ähneln und man sich manchmal denkt: ‘Oh, da hat aber jemand wirklich oft ‘PDA’ gehört’. In Interviews wird man manchmal gefragt, wie man denn die Band X oder Y findet, die uns dann als die englischen oder kanadischen Interpol vorgestellt werden.”

Ob er damit wohl auf die Editors anspielt, die fast zeitgleich mit Interpol ihr neues Album veröffentlichen? Wer von den beiden Bands mit dem jeweils aktuellen Album besser punkten kann, sei mal dahingestellt. Fest steht auf jeden Fall, dass man sich angesichts der bisherigen Alben ‘Turn On The Bright Lights’ und ‘Antics’ überlegen sollte, ob man den Titel des dritten Album – Doppeldeutigkeit hin und her – herunterbrechen sollte zu ‘Our Love To Admire Interpol’.

Text: Heiko Reusch

The Heinrich Manoever

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