Iron Maiden. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann rocken sie noch Heute. Genau das tun sie auch ohne Pause, um der heutigen Metal- und Rockszene zu zeigen, wer die wahren Könige auf dem Thron sind. Ohne sich irgendwelchen Trends anzubiedern, beeinflussen sie seit nun mehr 30 Jahren das aktuelle Musikgeschehen. Ein Ende scheint nicht abzusehen.

Alles Begann im Jahr 1975, ein Jahr nachdem Franz Beckenbauer der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu ihrem zweiten Weltmeister-Titel verholfen hat. Weihnachtszeit, schöne Zeit? Für Musikfans auf der ganzen Welt mit Sicherheit. Denn am 25. Dezember des Jahres 1975 gründet der Londoner Musiker Steve Harris, nach diversen Differenzen mit seinen bisherigen Bands, seine eigene (bis dato namenlose) Combo, die er einige  Wochen später Iron Maiden tauft. Ob er sich nun in Anlehnung an das qualvolle Folterinstrument oder doch an die Parteivorsitzende und spätere Premierministerin Margaret Thatcher für diesen Namen entscheidet, bleibt Spekulation. Auch wenn ersteres logisch daherkommt, sollte man nicht vergessen, dass die ersten beiden Albencover Frau Thatcher abbilden und auf „Woman“ sogar mit einer Pistole dem Bandmaskottchen Eddie auflauert.

Das erste Live-Line-Up komplettiert Dave Murray (Gitarre), Ron Rebel (Schlagzeug), Bob D’Angelo (Gitarre) und Dennis Wilcock (Gesang). Vorher versuchten schon etliche andere Musiker ihr Glück. Doch auch hier kennt Steve kein Erbarmen. Schneller als man schauen kann, fliegt jeder aus der Band. Einzig Dave Murray wird zurückgeholt und ist bis heute an Bord geblieben. Mit Paul Di’Anno finden sie nach einiger Zeit der Suche auch einen geeigneten Sänger. Einzig Problem. Kein Mensch interessiert sich zu der Zeit für Metal. Punk und Wave sind angesagt und versperren den Eisernen Jungfrauen den Weg in die Clubs. Trotz dieser schwierigen Bedingungen, lassen sie sich nicht unterkriegen und nehmen ein Demo auf. Dieses bekommt Rod Smallwood in die Hände und bietet ihnen seine Manager-Dienste an. Die Jungs greifen zu und Rod besorgt ohne Ende Auftrittsmöglichkeiten. Diese sollen schließlich auch zum Durchstart verhelfen. Im kultigen Marquee Club in London wird John Darnley auf die Jungs aufmerksam. Der Mann ist Talentsucher bei EMI und nimmt die Jungs unter Vertrag. Das Band-Karussell dreht auch im Anschluss weiterhin kräftig seine Runden.

Mit Clive Burr am Schlagzeug und Dennis Stratton an der Gitarre, nehmen Iron Maiden zwei Songs für den „Metal For Muthas“-Sampler auf und bekommen das Angebot, bei Top Of The Pops auf BBC zu performen. Sie nehmen das Angebot an, jedoch nur unter der Bedingung, live spielen zu dürfen. Die BBC geht darauf ein und so werden Iron Maiden erst die zweite Band nach The Who, die bei dieser Show live auftreten. Im April des Jahres 1980 erscheint das selbstbetitelte Debütalbum „Iron Maiden“ und schlägt ein wie eine Bombe. Platz 4 in den Britischen Albumcharts hätten ihnen wohl nur die kühnsten Optimisten zugetraut. Sofort geht es auf Tour, wobei sie zunächst als Support von Judas Priest und später mit KISS und U.F.O. die Hallen zum Kochen bringen. Nach der Tour wird Dennis auch schon wieder gefeuert und durch Adrian Smith ersetzt. Bandmaskottchen Eddie ist ebenfalls schon beim Debüt vertreten und wird von nun an auf jeder Veröffentlichung zu sehen sein. 1981 schließt sich Martin Birch von Def Leppard als Produzent der Band an und verweilt in diesem Posten bis in die 90er Jahre.

„Killers“ knüpft nahtlos an das Debüt an und wird ein großer Erfolg. Doch dem scheint Sänger Paul Di’Anno nicht Herr zu werden. Er beginnt zu trinken und fliegt auf Grund zunehmender Unzuverlässigkeit raus. Für viele Bands wäre dies das Ende. Nicht aber für Iron Maiden. Denn es soll jetzt erst richtig losgehen. Mit Bruce Dickinson holen sie sich einen Mann ins Boot, der den Sund neu definiert und zu einer lebenden Legende werden sollte. Mit ihm nimmt die Band 1982 „The Number Of The Beast“ auf – in manchen Kreisen gilt die Scheibe bis heute, als einzig wahre Definition des Heavy Metal. Iron Maiden nehmen erstmals den 1.Platz der Britischen Albumcharts ein – die Korken knallen. Für Clive Burr offenbar zu laut, er wird Ende des Jahres durch Nicko McBrain ersetzt.

„Piece Of Mind“ folgt bereits ein Jahr später. Auch die Deutschen Medienanstalten können die Finger nicht von den Jungfrauen lassen. Im Dezember 1983 schneidet das ZDF ein Konzert der Briten mit, bei dem auch noch weitere Größen wie u.a. die Scorpions, Ozzy Osbourne und Judas Priest sich die Ehre geben. Im Frühjahr 1984 wird das Ergebnis ausgestrahlt. Nach „Powerslave“ (1984) bereisen sie die ganze Welt und spielen bei Rock in Rio vor 200.000 Fans. Als Resultat wird 1985 das Doppel-Live-Album „Life After Death“, den jubelnden Fans entgegen geworfen. 1986 dann der erste leise Protest. Eines der in Metal-Kreisen wichtigsten Regeln wird gebrochen: Iron Maiden wagen sich an Synthesizer. Dennoch wird „Somewhere In Time“ wie auch das folgende „Seventh Son Of A Seventh Son“ (1988) zu einem großartigen kommerziellen Erfolg.

Steve Harris nimmt sich die Kritik zu Herzen und beschließt wieder in Richtung der Anfangstage zurück zu rudern. Dies passt jedoch Adrian Smith nicht in den Kram und er verlässt die Band. Für ihn wird mit Janick Gers der Gitarrist von Bruce Dickinsons erster Solo-Scheibe („Tattoed Millionaire“) verpflichtet. Mit ihm geht es ins Studio. Heraus springt „No Prayer For The Dying“ (1990) und wird von Fans und Kritiker abgewatscht. „Fear Of The Dark“ (1992) versöhnt die Anhänger, wenn sie auch mit dem Gitarristen Janick Gers noch nicht richtig warm werden. Dies soll sich jedoch in der Zukunft bessern.

Auf der anschließenden Tour bekommt die Eiserne Jungfrau weitere Falten. Bruce Dickinson verliert sichtlich die Lust und erklärt seinen Ausstieg. Die Fans sind bitter enttäuscht und sehen schon das Ende ihrer Lieblingsband gekommen. Doch Steve will sein Baby nicht sterben sehen und sucht lange nach einem geeigneten Nachfolger. Den findet er scheinbar in Blaze Bailey. Doch zuvor veröffentlichen die Jungfrauen mit „A Real Live One“, „A Real Dead One“ und „Live At Donington’92“ gleich drei Live-Alben innerhalb eines Jahres. Mit Bailey bekommt die gemolkene Kuh endlich neues Futter. Doch dies bekommt ihr nicht. Die Fans schließen Bailey in den nächsten Jahren nie wirklich in ihr Herz und auch die Alben „The X Factor“ (1995) und „Virtual XI“ (1998) sind für Maiden-Verhältnisse eher Flops. Ausverkaufte Hallen sind die Ausnahme, oftmals bleibt die Hälfte der Plätze unbesetzt. Dies lag u.a. auch daran, dass Bailey Problem mit seiner Stimme hat, bis die Tour zu „Virtuel XI“ sogar abgebrochen werden muss. Ohne böses Blut zu vergießen trennen sich Iron Maiden wieder von Blaze Bailey.

Es ist der 10. Februar 1999. Die Metal-Welt atmet auf und hält es nicht mehr auf den Stühlen. Bruce Dickinson und Adrian Smith kehren zurück! Doch anstatt für Adrian Smith jemanden aus der Band zu werfen, kämpft man von nun an mit drei Gitarren an der Front. Obwohl sich Experten einig sind, dass eine dritte Gitarre am Sound rein gar nichts verändert. Sofort geht es auf Tour. Die Hallen sind wieder voll und einem zweiten Frühling steht nun nichts mehr im Weg. 2000 erscheint „Brave New World“, was die beiden Vorgänger verkaufstechnisch locker in die Tasche steckt. Erneut geht es raus auf die Bühnen der Welt, wobei der Gig beim Rock in Rio 2001, vor 250.000 Zuschauern, aufgezeichnet und 2002 als Live-CD und DVD erscheint.

„Dance Of Death“ folgt im Jahr 2003 und entpuppt sich als ein eher mittelmäßiges Album, was es in keinster Weise schafft, die alten Fans vollends zu überzeugen. Diese kommen da schon eher bei den Live-Shows und den Aufarbeitungen der guten alten Zeit auf ihre Kosten. Live-CDs/DVDs sowie eine Dokumentation stellen den Die-Hard-Fan zufrieden. Iron Maiden lassen sich auf ihrem Weg aber von niemandem ein Bein stellen und veröffentlichen 2006 mit „A Matter Of Life And Death“ eins in der Presse und von den Fans gleichermaßen begeistert aufgenommenes Werk. Erstmalig in der 30jährigen Band-Historie erklimmen sie auch den 1. Platz in den Deutschen Media-Control-Charts. Ausverkaufte Häuser warten auf die Jungs, die sie erstmals u.a. auch nach Indien führen.

Das Jahr 2008 überrascht zunächst mit der Wiederveröffentlichung von „Life After Death“ – der legendären Live-Show von 1985. Diesmal jedoch auf DVD und mit dem zweiten Teil der vor wenigen Jahren begonnenen Band-Dokumentation. Im Februar beginnt die „Somewhere Back In Time“-Tour die sie im Sommer auch zum größten Metal-Festival der Welt führen wird – dem Wacken Open Air. Passend dazu erscheint Anfang Mai die Best-Of „Somewhere Back In Time“, die sich ausschließlich mit den Songs zwischen 1980 und 1989 beschäftigt.

Iron Maiden sind:
Bruce Dickinson – Gesang
Dave Murray – Gitarre
Adrian Smith – Gitarre
Janick Gers – Gitarre
Steve Harris – Bass
Nicko McBrain – Schlagzeug

Enrico Ahlig