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(Foto: Christian Blomqvist)
Morgens um 13.00 Uhr in der WG Küche von Jan Blomqvist:
Er ist gerade aufgestanden und macht sich erst mal einen Kaffee. Kleine Augenringe , aber ein Morgenmuffel tritt mir hier nicht entgegen.
Er kann selten vor sechs Uhr morgens einschlafen, sagt Jan.
Kaum ein Künstler definiert gerade in diesem Ausmaß die Grenzen der technoiden Musik um. Jan Blomqvist formuliert seine sphärischen Elektroschnitzereien live quasi jedes mal neu und ist in ganz Europa unterwegs. Unterstützt wird er dabei von seiner Band. Wie das eigentlich genau funktioniert und wie man vom Sänger einer Indieband zum Liveproduzenten wird, haben wir ihn einfach selbst gefragt. Der Druck, der nach dem ausgiebigen Touren auf dem ersten richtigen Album liegt, meint man zwischen den Sätzen hören zu können.
Wer nach dem Aufwachen direkt ans Produzieren denkt, hat entweder extreme Langeweile oder großen Stress! Ersteres hat sich in Jans Leben anscheinend lange nicht blicken lassen.
motor.de: Produzierst du immer nachts?
Jan Blomqvist: Ja, meistens.
Hast du schon ein neues Label?
Nee
Aber wer setzt denn dann die Deadline? Das Management?
Ja und ich selber auch, ich will's unbedingt fertig machen. Ich hab seit zwei Jahren keinen Urlaub mehr gemacht. Und ich hab ja keine Samstage oder Sonntage in dem Sinne. Ich kann halt Montags ausschlafen, aber da kann ich dann ja sonst auch nix machen.
Also spielst du jedes Wochenende?
Ja, 2013 jedes Wochenende mindestens zwei mal.
Also kann man zusammenfassen, dass du ganz schön gestresst bist in letzter Zeit?
Ja, leider. Aber das ist schon okay.
Würdest du jetzt lieber live spielen, als produzieren zu "müssen" ?
Ja, ich denke schon. Live zu spielen liegt mir mehr. Ich bin mehr dafür gemacht, weil ich nie nervös bin. Ich merke oft, wie gestresst die anderen Musiker sind hinter der Bühne. Mir macht das eigentlich nur Spaß!
Also ist es bei dir anders herum, dass du beim Produzieren angespannt bist?
Das macht am Anfang Spaß, ich bin nur nicht der Typ, der Sachen fertig macht. Während ich an einem Track arbeite, habe ich schon fünf neue Ideen und es nervt mich dann, wenn ich die nicht anfangen kann. Wenn ich die dann anfangen würde, so wie vor 'nem Jahr, da hatte ich nämlich 34 Tracks und wusste gar nicht mehr, was ich zu erst machen soll.
Kann man die nicht kombinieren oder passt das dann tonal nicht?
Doch, das geht schon, aber den Fehler habe ich am Anfang auch viel gemacht und dann wird so ein Track einfach total schnell unbrauchbar, weil der nicht mehr auf den Punkt kommt. Dann müsste man so 15-Minuten Tracks schreiben, die will aber keiner hören.
Das Problem habe ich auch auf den Shows, dass da zu viel Wirrwarr ist. 60 Minuten sind alle zufrieden, aber nach 90 Minuten sind viele überfordert und wollen wieder Auf-Die-Fresse-Techno.
Spielst du immer für 90 Minuten? Klingt ehrlich gesagt noch human.
Doch, für einen Live-Act ist das schon viel. Ich gehöre zu den längsten Acts im Electrobereich. Selbst Marek Hemmann macht nur 60 Minuten. Ich frag mich auch wie der das macht, der hat doch so viele Hits gemacht, die kann er alle gar nicht spielen.
motor.de ist ja grob gesagt eine Plattform für Gitarrenmusik und mich und viele Leser würde interessieren, wo der grundlegende Unterschied ist zwischen einem DJ-Set und einem Live-Set. Manch einer, der vielleicht eher seltener zu Techno unterwegs ist, sieht halt einen DJ, der auflegt. Als Unwissender kommt man ja nicht von vorn herein auf den Unterschied.
Das verschwimmt auch gerade immer mehr, weil die Technik so voran geschritten ist, dass du auch ne Platte total zerpflücken kannst und so bearbeiten kannst. So haben viele DJ’s einen eigenen Sound, obwohl sie die gleichen Platten spielen wie der Nachbar. Weil sie einfach so viel mit Effekten machen können.
Bei mir ist es so: Ich hab meine zehn Spuren, ich hab meine Kick, meine Snare, meine Hi-Hat, den Bass hab ich im Solo. Das heißt ich spiele meinen Track mit meinen Spuren und mische die live wie im Studio zusammen. Ich kann dadurch im Club, wenn ich merke, dass es gerade abgeht, alles raus nehmen und den Bass solo stellen. Das kann ein DJ nicht. Wenn er die Platte reingemixt hat, kann er nur Effekte raufschrauben, oder neuerdings auch Loops schalten.
Ich kann einzelne Elemente rausnehmen. Dadurch kann ich Parts des nächsten Tracks schon reinmischen und zum Beispiel die ganze Bassline austauschen, wenn ich Bock habe. Ich bin live eher wie ein Dirigent in einem Orchester. Ich habe meine zehn bis zwölf Spuren, wie so ein kleines Orchester und die würfele ich dann zusammen.
Tatsächlich hast du ja live auch ein kleines Ensemble dabei.
Ja, da fängt es halt an richtig Spaß zu machen, wenn mein Pianist und mein Schlagzeuger dabei sind. Dann mache ich meine Snare-, Hi-Hat- und Klavierspuren aus und lass das die anderen live einspielen. Bis zu fünf Spuren spielen die beiden. Dann habe ich eigentlich kaum noch was zu tun, nur Störgeräusche und Vocals.
Wirst du auch bei dem fünfzähnjährigen Jubiläum vom FRITZclub die ganze Band dabei haben?
Es wird in Berlin das zweite Konzert mit Band. Das erste war ein Clubkonzert, auf dem wir auch sehr viel Techno gespielt haben. Und jetzt spielen wir nur eine Stunde und werden zur Hälfte tanzbaren Elektro spielen und zur Hälfte so Radiohead. Also schon zum ersten mal wirklich Albumtracks vorstellen, was neues machen und Richtung Band gehen. Dann sollte sich im Publikum auch nicht mehr die Frage stellen, ob das nun DJing ist, oder nicht. Den Übergang zwischen Popmusik und Elektro wollen wir so fließend darstellen, dass der letzte Clubbesucher merkt, dass wir da keine Platte laufen haben. Manchmal find ich’s echt schade. Da spiele ich vor 1000 Leuten und sehe in der ersten Reihe, wie ein Mädchen ihrem Freund gerade erklärt, dass ich ein Mikrofon in der Hand habe. Die Leute raffen’s halt gar nicht. Ist ja auch ein Kompliment. Ist zugegebenermaßen aber auch schwierig für Leute, die kein Elektro machen. Ich würde eigentlich immer gerne eine Kamera dabei haben, die meine Hände filmt.
So eine Go-Pro? Das wär doch mal eine Idee für ein Video!
Ja, auf jeden Fall!
Dein Ansatz ist ja quasi Techno auf analoge Weise zu produzieren. Der größte Unterschied für mich ist der, dass du den Techno teilweise wieder in eine Art Songstruktur packst. Der größte Unterschied liegt für mich nicht in der Machart, sondern im Grundprinzip. Techno ist ja eigentlich eine Art Recyclingmusik, die sich von anderen Richtungen absondert, weil sie essentiell daraus besteht, aus altem durch innovative Kombinationen etwas neues zu machen.
Das hat sich aber auch bei fast allen geändert. Kolletzki zum Beispiel samplet fast gar nicht mehr und spielt alles selber ein. Lexy hat auch zu Hause seine Mini-Moog stehen und macht die Bässe und die Beats selber. Der spielt aber zum Beispiel gerne mit Vocals-Samples. Aber ich mache wirklich alles selber, vielleicht ist das wirklich „unnormal“.
Ich finde es einfach interessant, dass man das ganze NOCH mal umdreht und die Produktionsweise der Musik verändert.
Liegt aber auch an der Zeit. Das war jetzt gar nicht so ein Konzept von mir. Es hindert mich eher, ich bin ja eher ein Singer-Songwriter. Ich kann an der Gitarre ganz schnell Lieder schreiben. Im Elektrobereich hingegen fällt mir das noch ziemlich schwer. Das liegt einfach daran, dass ich diese Songstrukturen noch so drin habe und ich nur ganz schwer diese Technostrukturen umsetzen kann. Nach drei Minuten kommt ein kleines Break, dann führst du langsam auf die Hookline hin, die geht aber nur ne Minute, dann machst du alles richtig fett und dann geht der Track schon wieder raus. Ich kann’s einfach nicht lassen, dass ich noch einen C-Part einfüge und am liebsten noch eine Strophe. Das ist dann relativ schwierig in den Club zu bringen, ohne dass die Leute wissen, wo sie jetzt tanzen sollen.
Aber das ist doch auch total am kommen oder? So Milky Chance zum Beispiel oder dieser ganz bekannte Remix von „One Day“.
Ja, aber der hat zum Beispiel auch keine Strophe, sondern ist quasi zwei mal die Hookline. Das Ding ist sehr clever gemacht. Es greift halt die ganzen Rockmusik- und Popmusikleute auf, ohne dass sie merken, dass sie gar keine Strophe haben. Das ist für mich das beste Beispiel! Wie man das kombinieren kann ohne die Technoleute in die Irre zu führen und trotzdem seiner Singer-/Songwriter treu bleiben kann. Aber das ist eben schwierig.
Gibt es ein initialen Moment, in dem du zu Techno gekommen bist? Du hast vorher in Bands gespielt.
Es gab mehrere. Ich fand das früher auf dem Dorf schon immer faszinierend. Da gab’s eigentlich in jedem Dorf zwei, drei Leute, die ich super interessant fand. Da war ich ziemlich klein und die so vier, fünf Jahre älter. Die hat man aber nie gesehen, denn – wie ich später heraus fand – sind die immer nach Hamburg auf Goa-Parties gefahren. Während wir auf unserem scheiß Dorf noch Rockmusik hören mussten, oder durften, wie man’s nimmt.
Wo kommst du denn ursprünglich her?
Celle, das ist so zwischen Lüneburg und Hamburg, in der Lüneburger Heide, das ist einfach NIX! Und alle Leute die ich mochte sind immer nach Hamburg, aber ich konnte nicht mit. Ich war zu klein. Danach habe ich Hamburg eigentlich komplett verpasst, weil ich dann direkt nach Berlin gegangen bin. Und es war genau, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Leute waren cool und die Musik anders. Ich fand aber auch schon vorher The Notwist interessant. Die hatten glaub ich schon '98 ein Album, wo sie Gitarrenmusik mit Elektrobeats gemischt haben. Shrink hieß das glaub ich. 2000 kam das zweite Album von denen, dadurch kam ich dann auf diese Chemical Brothers-Schiene und Fatboy Slim, was natürlich eine ganz andere Musik ist. Aber in dem Moment war Rockmusik nicht mehr Nummer eins. Und dann kam die Zeit, so 2002, da konnte man dann mit dem Computer sein eigenes Studio aufbauen. In der Zeit mit der Band konnte ich mir noch gar nicht vorstellen, wie man Techno überhaupt macht. Alle meine Leute haben immer gesagt Techno sei doch total einfach, -„Ist doch nur ein Beat“. Ich hab aber immer schon gesehen, dass das ja irgendwie nicht sein kann. Eine Gitarre nehme ich in die Hand und spiel los, das kann irgendwie jeder nach einem halben Jahr, aber ich wusste nach über zehn Jahren Gitarrespielen nicht, wie man überhaupt einen einzigen Sound aus dem Computer bekommt. Das war dann 2002 so langsam möglich, dass man das mit dem Laptop alles hinbekommt.
Die Faszination hatte ich schon immer, es war nur auf dem Dorf schlichtweg einfach nicht möglich. Das ist übrigens immer noch so in der Gegend. Ich kann überall in Europa gut spielen und Clubs füllen. Aber in Hannover und Bremen ist es unglaublich schwierig die Leute für elektronische Musik zu begeistern. Ist echt witzig.
Du bist also quasi nach Berlin gezogen und dann hat das mit dem Techno erst so richtig angefangen.
Ja, ich bin mit 19 hergezogen. Und da war bei mir noch Punkrock angesagt, da war ich noch etwas wilder. Aber ich hätte glaub ich, wenn ich noch ein bisschen jünger wäre, wahrscheinlich schon mit vierzehn angefangen Musik zu machen, einfach weil's möglich gewesen wäre. Also als ich mir meinen ersten Laptop leisten konnte war das ein Meilenstein. Es war mehr wert, als meine erste Gitarre. Und es war wirklich – was auch viele Leute nicht denken – schwieriger zu erlernen. Meiner Meinung nach ist elektronische Musik viel schwieriger zu machen als Gitarrenmusik.
Hast du dir das alles selber beigebracht, oder hattest du einen Mentor?
Mein Pianist, Felix, hatte da gerade sein SAE Studium abgeschlossen und ich hatte das Glück, dass er mir in den letzten Jahren sein ganzes Wissen vermacht hat. Ich kann ihm sehr dankbar sein!
Es ist klar, dass hier die Rahmenbedingungen besser sind, die Hörerschaft vorhanden ist usw. Aber ist man nicht einer von 10000 DJ’s ?
Ja find ich auch! Es ist eine der schwersten Städte für Musiker. Musiker ist eigentlich wie Student sein, du musst unglaublich viel machen, sehr diszipliniert sein, musst auf Knopfdruck funktionieren… Andere Leute schreiben eine Klausur, Musiker haben einen Gig, auf den sie sich vorbereiten müssen, sonst wird man nicht mehr gebucht. Oder wenn du total hacke bist auf der Bühne, das spricht sich ja herum, das darf auch nicht passieren! Die Ablehnung ist extrem groß und es gibt eine massive Konkurrenz. Ich find Berlin faszinierend als Inspirationsquelle, aber zum Spielen macht das eigentlich nicht so viel Spaß, vielleicht sind die Leute satt.
Oh, echt?
Es gibt keine Dankbarkeit! Die Leute gehen in den Club und behandeln den DJ als etwas Selbstverständliches. Du wirst behandelt wie eine Musicbox. Und wenn dann noch Leute im Publikum sind, die die Musik nicht mögen, dann gibt’s ja unheimlich viele dieser Besserwisser, die – anstatt selber etwas auf die Beine zu stellen – die ganze Zeit nur rummeckern. Und in allen anderen Städten Europas – das würde ich schon ausnahmslos sagen – sind die Leute wirklich dankbar, dass man da spielt und dass du mit denen feiern willst.
Ich dachte wenigstens dir und deiner recht außergewöhnlichen Darbietungsform würde mehr Beachtung geschenkt.
Ja, das kann man schon sagen. Ich bin ja auch zufrieden in Berlin, weil die Clubs echt toll sind. Der Sound ist immer gut, das ist hier 'ne ganz andere Liga als in anderen Städten.
Die Clubs hier sind schon unfassbar gut. Berghain Panoramabar, die alte Bar 25, Watergate und so… dann kommt ganz lange nichts, dann die anderen Berliner Clubs, dann kommen so langsam die Münchner und Hamburger, dann erst Paris usw.
Du meinst soundtechnisch?
Ja, aber auch von der Professionalität her, wie so ein Laden geführt wird. In anderen Städten ist halt knallhart um sechs Schluss, weil die auch gar nicht wissen, wie es weiter gehen würde. Da fehlt auch einfach das Personal. Die Bar sieht nach sechs Stunden aus wie Sau und hier in Berlin ist dagegen alles so durchorganisiert, dass der Club zur Not auch mal zwölf, vierzehn Stunden aufhaben kann, dann kommt halt die nächste Schicht. Das ist wirklich die einzige Stadt, wo ein Club wie ein Schichtbetrieb in einer Fabrik betrieben wird. Und wer nicht kommt fliegt raus und solche Scherze. Das merkt man dann auch im Club. Idioten kommen meistens gar nicht erst rein. Und die Polizei schon mal gar nicht! Sonst hast du’s im Ausland manchmal so, dass die Polizei hinter der Bühne steht und alles auscheckt.
Berlin ist schon super zum Feiern, aber als Musiker ist es einfach unglaublich hart. Du kriegst halt auch nicht so die direkte Bestätigung.
Und findest du auch die Türpolitik Berliner Clubs besser als die in anderen Städten?
Ja, das kann man gar nicht vergleichen! Das merkt man auch in den Clubs, man fühlt sich halt wohler. In anderen Ländern geht’s halt oft wirklich nach dem Aussehen. Ich hab das Gefühl, dass die Türsteher in Berlin eher in die Augen gucken und fragen „Willst du das wirklich sehen, was hier drin ist, oder bist du vielleicht zu klein dafür?“ Bei der Panorama Bar ist es extrem und alle regen sich darüber auf. Aber im Endeffekt denke ich, es ist auch besser, wenn manche Leute zurück geschickt werden. Die können teilweise froh sein, dass sie jetzt nicht unbedingt Analsex auf dem Dance Floor mit ansehen müssen, weil sie es vielleicht gar nicht verkraften würden.
Also mir erscheint die Türpolitik in Berlin ehrlich gesagt etwas zu hart, auch weil ich die Kriterien manchmal einfach nicht checke.
Es ist natürlich immer auch willkürlich, aber jetzt im Vergleich zu Paris oder so ist es total easy.
Ist es da etwa noch härter?
Da ist es härter und es geht teilweise darum, ob du eine hübsche Frau dabei hast, oder welche Klamotten du trägst. Falsche Schuhe und sowas… So neunziger Jahre Scheiß, statt mal in die Augen zu gucken.
Wie ging das los, dass du internationale Adressen spielen konntest? Erste Tracks, erste Remixes….
Die Releases waren gar nicht so erfolgreich. Es kam irgendwie kein Label zu mir und hat gesagt „Danke Jan, das hat sich ja voll gelohnt mit dir!“ Eher im Gegenteil! Die Platten sind von den Verkäufen her noch gar nicht abbezahlt, aber haben natürlich viel gebracht. In der Schweiz ging’s los, da hat mich meine Bookerin irgendwie auf’s Visions Festival gebracht. Ich musste das Opening spielen, was unheimlich schwer war. Es war halt 16 Uhr und total leer vor der Riesenbühne. Und auf einmal standen da so 2000, 3000 Leute und die haben das alle erzählt und auf ein mal hatte ich in der Schweiz seitdem meine regelmäßigen Bookings. In Frankreich hat es funktioniert, weil wir dieses Video gemacht haben auf dem Rooftop vom Weekend. Da wollten wir eigentlich nur Christian, den Schlagzeuger promoten, also dass der auf Tour mitkommt. Auf ein mal hat das Ding 1,2 mio Clicks. Seitdem sind die Franzosen total wild auf Rooftopkonzerte von mir. Da bin ich die Rooftopsau! Die ersten Gigs liefen dann auch total gut, die müssen immer sitzen. Das ist alles ganz gut gelaufen.
Also es läuft so, dass du einen Gig spielst und wenn der gut läuft, wirst du direkt weiter gebooked, weil da wenige "Mächtige" hinter den Reglern sitzen?
Weiß ich nicht. In Frankreich haben wir zum Beispiel direkt angefangen mit der Band zu kommen und das ist natürlich dann schon auffällig. Und dann passen die Musik und die Melodieführung vielleicht einfach besser nach Frankreich. Berlin ist ja eher minimal und trocken und in Frankreich gehen die Leute auf meine cheesy Sachen ab. Ich kämpfe immer dagegen, dass ich nicht zu cheesy werde, aber in Frankreich mag man das.
Und komischerweise in Ungarn. Da war es so, dass bei meinem ersten Konzert schon 5000 Leute da standen und sich auf mich gefreut haben. Ich weiß überhaupt nicht, wo das her kommt. Ungarn hat ja nur zehn Millionen Einwohner! Also wenn man das auf Deutschland hochrechnet wären das ja 20 000 Leute, so von der Prozentzahl her. Aber keine Ahnung, wie so was passiert.
Und wenn ich in Norddeutschland spiele kann ich eigentlich bei Null anfangen. In England war ich auch noch nie. Aber die auch sind ähnlich satt wie die Berliner.
Wie bist du denn in die direkte Szene in Berlin eingetaucht? Es ging ja direkt los mit Remixes von Niconé und Sascha Braemer.
Nee, es ging eigentlich überhaupt nicht direkt los! Ich habe vorher sieben Jahre lang gearbeitet. Das war glaub ich auch ganz gut, dass ich von Anfang an wusste, wo ich hin wollte und nicht gleich die ersten Sachen mitgemacht hab und auch nie zufrieden war. Ich hab nichts raus gegeben, wenn ich nicht zufrieden war. Ich hab mir eigentlich diesen ganzen Kram wo ich nicht hin wollte gespart und das hat zum Glück funktioniert. Das ist ja auch immer riskant, aber ich glaube wenn man weiß wo man hin will ist es auch immer der beste Weg, eben jenen direkt zu verfolgen.
Du hast also gewartet bis diese Leute auf dich zu kamen?
Nee, auch nicht. Oliver Kolletzki kannte ich schon ewig, da wusste ich aber anfangs gar nicht, dass er ein Label hatte! Er ist auch einer, der nie was erzählt. Ich hab auch nie was erzählt, ich liebe es, etwas zu machen und dann einfach rauszuhauen und nicht vorher zu sagen „Ey ich hab den und den Plan“. Und das hat zum Glück funktioniert. Ich war relativ glücklich, dass Lexy so auf meine Vocals abgegangen ist. Und Olli eben auch. Also Glück und ein roter Faden. Du musst halt das, was du machst richtig machen und wenn du merkst: das willst du gar nicht machen, dann musst du halt was anderes machen!
Egal in welcher Musikrichtung…
Ja auch egal in welchem Beruf immer…. Wenn du Friseur werden willst und dann merkst, dass du es doch nicht werden willst, dann solltest du es lassen.
Für wann ist denn dein das Album angesetzt?
Eigentlich soll ich Ende November fertig sein. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe…
Also bist du jeden Abend auf Ideensuche?
Eigentlich bin ich gerade sehr frustriert. Oft sitze ich fünf Stunden da und finde dann alles scheiße. Und es ist unheimlich schwierig sich jeden Tag neu zu motivieren, um sich wieder für fünf Stunden hinzusetzen. Aber manchmal klappt’s dann halt auch, dass man an einem Tag zwei Tracks fertig kriegt.
Wie kann ich mir das vorstellen?
Naja, du brauchst ne Idee, dann versuchst du sie auszuprobieren und meistens klappt’s nicht. Das klingt dann einfach nicht so, wie ich das haben will. An der Gitarre ist es halt so einfach, das klappt immer! Da liegt nichts im Weg. Ne Gitarre muss nicht aufgefüllt werden mit irgendwelchen Störgeräuschen.
Machst du noch nebenbei was an der Gitarre?
Ich mach alles an der Gitarre! Ich muss auch meine Noten an der Gitarre abzählen, um sie zu übertragen.
Ach, du beginnst alle deine Lieder an der Gitarre?
Ja, die sind dann fertig und müssen nur umgesetzt werden. Schön ist es dann, wenn es so passt, dass die Gitarre auf dem Track erhalten bleiben kann. Aber meistens ist es dann zu cheesy, so dass das leider alles raus muss. Dann rette ich das oft mit Reverse-Sachen. Piano oder Gitarre. Aber so eine Gitarre im Techno klingt meistens echt zu cheesy. Wankelmut hat es halt irgendwie geschafft, da eine Gitarre rein zu bringen.
Ja, ja, der Wankelmut. Als ich das Ende des Aushorchens ankündige, ist Jan schon drauf und dran sich an das heimische Mac-Studio zu setzen. Er hat eine Idee! Na dann wollen wir ihn doch mal nicht aufhalten!
(Marc Augustat)
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