Das Jeans Team über die Ausflüge nach China, ein neues Album und die Ödnis der Musiklanschaft in der letzten Dekade.

Um die Herren Reimo Herfort und Franz Schütte der Berliner Elektro-Popband Jeans Team ist es, auf den ersten Blick betrachtet, etwas ruhiger geworden. Die Veröffentlichung des aktuellen Albums „Kopf Auf“ liegt bereits vier Jahre zurück und die Auftritte in Deutschland sind in der letzten Zeit auch etwas weniger geworden. Mal sind sie da, dann sind sie wieder von der Bildfläche verschwunden. Grund genug sich genauer anzusehen, was die Jungs, die ihren Namen von einer Reklametafel im bodenständigen Berliner Wedding geklaut haben, so treiben. Die Antwort darauf liegt so nah wie fern: Sie touren einfach auf der anderen Seite der Welt. Genauer gesagt in Asien. Dort hat das Elektro-Duo mittlerweile eine ebensogroße Fangemeinde wie in ihrer deutschen Heimat und die will natürlich ebenso bespaßt werden. Das bedeutet für die Zwei: Heute Berlin, morgen Shanghai, dann Leipzig, übermorgen Beijing. Bleibt bei soviel hin- und hergereise eigentlich Zeit um neues Material aufzunehmen? Wir haben kurz nachgefragt:



motor.de: Ihr seid demnächst wieder in China unterwegs, wart aber auch schon in Japan und halb Europa. Was macht das Jeans-Team-Phänomen so international?

Jeans Team: Tja, wenn man das wüsste. Die Leute im Ausland sehen in uns anscheinend eine Band, die überall funktioniert. Unsere Texte stehen ja auch nicht soo sehr im Vordergrund. Bei uns geht es mehr um Energie, die wir Live erzeugen und die springt dann auch auf die Fans im Ausland über.

motor.de: Eigentlich habt Ihr ja immer Eure Neon-Leuchtreklame dabei. Ihr meintet mal, dass man von dieser eigentlich ein paar Reproduktionen anfertigen lassen müsste und diese dann in den Ländern platziert, um sie nicht immer mitschleppen zu müssen. Wurde die für China schon vorausgeschickt?

Jeans Team: Nee, wurde sie nicht. Wir machen es uns etwas leichter und nehmen jetzt einfach einen VJ mit. Der kümmert sich dann um die visuelle Untermalung. Das klappt sehr gut.

motor.de: Es gibt ein Best-Of-Album für den chinesischen Markt. Warum gibt es das nicht in Deutschland?

Jeans Team: Das hat etwas mit der Rechtevergabe zu tun. Ein Lied liegt bei der Einen und ein Anderes bei der nächsten Firma und so weiter. Sowas kann sehr hinderlich sein. Alle zicken dann rum und wollen etwas vom Kuchen abhaben. Und am Ende lässt man es eben lieber ganz sein, weils einfach zu sehr nervt. Seit kurzem haben wir aber unseren gesamten Backkatalog zurückbekommen. Das bedeutet: Es gibt schon neue Pläne für eine Best Of-Platte.

motor.de: Ich hab gehört, dass Euer neues Studioalbum schon in Planung ist und „Alkomerz“ heißen soll. Stimmt das? Wie weit seid ihr mit den Aufnahmen?

Jeans Team: “Alkomerz” ist eigentlich eher ein Überbegriff. Ein neues Leitwort für alles was wir in Zukunft machen. Wir wissen noch gar nicht, ob wir überhaupt nochmal so ein richtiges Album machen werden. Das halten wir für unzeitgemäss. Wir denken eher in Richtung Singles/Maxisingles oder EPs. Also kleine Mini-Alben mit fünf bis sechs Liedern. Das nächste Release ist für September geplant.

Jeans Team – “Das Zelt”

motor.de: Euer letztes Album „Kopf Auf“ war, im Vergleich zum Vorgänger, weniger elektronisch. Ihr habt verstärkt auf klassische Instrumenten wie Gitarren gesetzt. Wird diese Tendenz beim neuen Material anhalten?

Jeans Team: Nein, eher nicht. „Kopf Auf“ war eben unser Gitarrenpop-Album. Das haben wir gemacht und damit ist es vorbei. Ab jetzt sind wir wieder elektronischer unterwegs.

motor.de: Das Jeans Team war erst zu zweit, dann zu viert, nun wieder zu zweit. Bleibt diese Konstellation bestehen?

Jeans Team: Wir bleiben ab jetzt definitiv zu zweit. Das klappt sehr gut und ist irgendwie noch konzentrierter.

motor.de: Ihr wart eine der ersten Bands, die Mitte der Neunziger wieder für einen Aufschwung des deutschen Elektro-Punk gesorgt haben. Momentan erlebt dieser Genremix ein enormen Auftrieb (Audiolith-Label usw.) Was sagt ihr zu der Entwicklung in den letzten Jahren?

Jeans Team: Wir finden das gut. Und es wäre toll wenn das so weitergeht. Vielleicht wird dadurch die Musiklandschaft wieder etwas interessanter. Man war das langweilig in den letzten 10 Jahren! Ein Gejammer und Gezehter – ganz schlimm. Und dieses ganze Geschrammel. Gott, wie öde.

Interview: Christoph Berger