Blues-Rock mit britischem Flair, aber ohne englischen Akzent: Jersey Budd veröffentlicht sein Debüt auf Umwegen.

Dass die Zeiten im Musikgeschäft schlecht sind, ist nun wahrlich kein Geheimnis mehr. Am stärksten bekommen dies natürlich junge Künstler zu spüren, da die Etats der Plattenfirmen und damit auch Budgets für den Aufbau neuer Karrieren ins Bodenlose gefallen sind. Umgehen kann man damit auf zwei Arten: Entweder man lässt sich davon einschüchtern, oder eben anspornen. Zweiteres triff auf den 24-jährigen Singer/Songwriter Jersey Budd aus Leicester zu. Besser als Meckern ist eben einfach Machen. Zusammen mit dem Portal Bandstocks vetreibt Budd sein Album so fernab jedweder Majorlabel-Einflüsse. „Bandstocks gibt Fans und Investoren die Möglichkeit Anteile an meiner Musik zu erstehen. Für mindestens zehn Pfund wird man zum Teilhaber. Das Geld wird zur Finanzierung von Aufnahmen, Promotion und Touren ausgegeben.“ Den Mäzenen winkt das fertige Album, eine Teilhabe an den Umsätzen und – wenn es denn funktioniert – das gute Gefühl, ihren Favoriten eigenhändig zum Ruhm geführt zu haben.

Scheinbar funktioniert das Konzept, denn mit „Wonderlands“ stellt der Brite am kommenden Freitag sein Debütalbum vor, welches allein durch ebensolche „Spendengelder“ finanziert wurde. Dass der junge Musiker sich von diesem geringen Etat dabei solch Größen wie Paul Stacey, der schon Oasis und die Black Crowes produzierte, leisten kann, spricht dabei nur für seine Musik. Er selbst zeigt sich auf jeden Fall zufrieden mit dem Ergebnis der Produktion: „Es ist eine ‘feel-good-Platte’ geworden und genau das wollte ich erreichen, als ich die Songs geschrieben habe. Meine liebsten Platten sind ohnehin die, die man einlegt und sich komplett in der Musik veliert. Ich denke Wonderlands bietet diese Qualität.“ Damit verspricht der Musiker nicht zuviel. Jersey Budd hat, trotz seiner jungen Jahren, eine gutes Gefühl für ausgewogene Songstrukturen. „Wonderlands“ läuft während des Hörens an keiner Stelle aus dem Ruder, oder schlafft ab, vielmehr vermittelt das Album ein wohlig-warmes Sommergefühl. So sollte Popmusik sein.

Jersey Budd – “She Came Back”

Im allgemeinen lässt sich die Musik von Jersey Budd am ehesten als vom Blues inspirierter Indie-Rock beschreiben. Die akustische Gitarre steht im Vordergrund des Geschehens, aber die Instrumentalisierung reicht von Bläsern (“Visions Of You”) bis zur klassischen Bandbesetzung samt Klavier (“God Don’t Pay”). Außerdem klingt der Gesang für einen Engländer erstaunlich amerikanisch. Dies liegt vielleicht daran, dass seine musikalischen Wurzeln in den Staaten liegen. Er selbst nennt Bob Dylan und Bruce Springsteen als seine großen Idole und Inspirationsquellen. Wenn er sich jedoch zwischen ihnen entscheiden müsste, dann tendiert er eher zu Ersterem: „Ich muss mich für Bob Dylan entscheiden, denn der Mann ist ein Genie. Er hat niemals einen Nummer 1 Hit geschrieben, aber trotzdem brilliante und wichtige Musik gemacht. Ich liebe auch Springsteens Musik, aber bei seinen Shows ist das anders.

Jersey Budd – “Shotgun Time”

Soeben hat Budd seine Tour mit Amy MacDonald beendet und wollte eigentlich direkt im Anschluss seine Solo-Tournee durch Deutschland starten. Die Tour musste jedoch kurzfristig abgesagt werden. Nachholtermine stehen bis dato noch nicht fest, sollen aber noch in diesem Jahr folgen. So hat der bekennende Fußballfan mehr Zeit sich auf die kommende Weltmeisterschaft und seinen Verein Leicester City zu konzentrieren. Die obligatorische Frage also: Wer gewinnt die Weltmeisterschaft? „England natürlich, denn ohne Michael Ballack habt ihr keine Chance!“ We’ll see.

Christoph Berger

VÖ: 28.05.2010

Label: Bandstocks / Snowhite

Tracklist:

01. Visions Of You
02. She Came Back
03. Wonderlands
04. Bright Soul
05. Shotgun Times
06. When We Shine
07. All In A Dream
08. If Just For Tonight
09. God Don’t Pay
10. The Blind Man