Nichts liegt mir ferner als einen Religionsstreit hervorzurufen. Dennoch ist es mir unvermeidlich Jimi Marshall Hendrix als Gitarren-Gott zu bezeichnen!
Ohne zu schwelgen, kann gesagt werden, dass seine experimentelle Musizierpraxis riesige Einflüsse sowohl auf die Rolle des Gitarristen in einer Band, als auch auf die mögliche Spielweise des Instruments an sich hatte, und konnte die Geschichte des Rocks somit nachhaltig prägen.
Der Revoluzzer unter den Klampfern wird am 27. November 1942 in Seattle geboren. Bei seiner Großmutter, eine Cherokee-Indianerin, verbringt er einen Großteil seiner nicht ganz so blumigen Kindheit: Im Alter von 15 verstirbt seine Mutter, nachdem Jimi bereits die Scheidung seiner Eltern miterleben musste; mit 16 fliegt er von der Schule, mit 17 tritt er in die Armee ein, die er ebenfalls vorzeitig wieder verlassen muss. Offensichtlich scheint bei ihm nie etwas ohne ein abruptes Ende abzulaufen. Genau wie sein eigener Tod letztendlich auch.
Der sich immer mehr in sein Tonwerkzeug, genannt Gitarre, verliebende Hendrix, spielt anfangs in einer Rock’n’Roll-Band seiner High-School. Nach dem Rausschmiss aus dem Militär, beschließt man die Musik dann hauptberuflich zu betreiben. Bevor sein 6-Saiter jedoch zum Opfer neuartig-befremdlicher Spiel- und Klangvariationen mutiert, verhelfen Jimi’s Zupfkünste gleichen zunächst einmal zu Band-Mitgliedschaften bei Little Richard, B.B. King, Ike und Tina Turner, Wilson Pickett, King Curtis und den Islay Brothers. Also in Blues-Gruppen, mehr oder weniger als Background-Künstler. Seine eigene Band gründet er 1965 mit einem Pseudonym als “Jimmy James and the Blue Flames“.
1966 wird Hendrix von Chas Chandler entdeckt. Der Basser von den “Animals” lädt den Gitarristen ein, nach England zu kommen. Dort erhält er rhythmische Unterstützung von Mitch Mitchell (Schlagzeug) und Noel Redding (Bass), mit denen die “Jimi Hendrix Experience” entsteht.
Der Gitarrist erhält mit sofortiger Wirkung die Aufmerksamkeit, wie sie vergleichbar nur eine einschlagende Bombe bewirkt. Mit “Hey Joe“, “Purple Haze“, “The Wind Cries Mary” und “Little Wing” auf “Are You Experienced?” und “Bold As Love” (1967) stellt er sein bis in den letzten Bund beherrschtes Instrument in den Vordergrund. Schließlich kennt der Musiker seine Gitarre mit Fingern, Zunge, Zähnen, kopfüber, brennend, zerstört, komplett und auf links sowieso. Ein legendäres Symbol der Rock-Geschichte ist geboren und Jimi Hendrix weltberühmt.
Zum Aushängeschild der Hippie-Bewegung wird er durch das Monterey Pop Festival ’67 sowie das Woodstock-Festival ’69, beim dem seine Interpretation der amerikanischen Nationalhymne “Star-Spangled Banner” historische Ausmaße annimmt.
Nachdem im darauf folgenden Jahr mit “Electric Ladyland” mindestens zwei weitere Hendrix-Hymnen zu Stande kommen, die da sind “Voodoo Child” und “All Along the Watchtower“, trennt sich 1969 die Experience-Band und Jimi sucht sich Billy Cox, Larry Lee und Buddy Miles, um ein neues Ensemble zu gründen: “Gypsy Sun & Rainbows“. Mit diesem wird dann auch das bereits erwähnte Woodstock-Festival bestritten. Die erste und letzte Platte der Gruppe nennt sich “Band of Gypsies” und erscheint 1970.
Leider sind damit auch schon die glanzvollen Begebenheiten in der Karriere Jimi Hendrix’, welche dieser nie richtig verarbeiten konnte, genannt.
Vor seinem Tod am 18. September 1970, macht er vor allem durch sein hemmungsloses Bedürfnis nach Drogen und weiblichen Fans aufmerksam, sodass er von der New York Times als der “schwarzer Elvis Presley” betitelt wird. Der Musiker erstickt an seinem eigenen Erbrochenem, nachdem er Alkohol und übermäßig viele Schlaftabletten einnahm. Bedauerlicherweise ist sein Ableben noch lange Zeit Thema von abwegigen Verschwörungstheorien, angehängten (Selbst)Mordszenarien und Gerichtsprozessen um die Verkaufsrechte der zahlreichen Veröffentlichungen nach seinem Tod.
Diese stellten ihn jedoch abermals als kreativen Jungen dar, der einfach nur unglaublich in seine Gitarre verliebt war.
Anton Windirsch
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