Joywave klingen nicht erst seit ihrer neuen EP “How Do You Feel?” so, als ob ihr Mix aus klassischem Songwriting, House und Hip-Hop das nächste große Ding werden könnte. In den Universal-Büros treffe ich Sänger Daniel Armbruster und Bassist Sean Donnelly. Nach dreistündiger Odyssee im Berliner Verkehr futtern die beiden erstmal genüsslich aus ihren rosa Assietten Curry Wurst. Während Sean höflich aufspringt um mich zu begrüßen, stopft Daniel sich schnell das nächste Stück in den Mund und bekleckert sich dabei – er hat wohl Angst vor meinem Futterneid. Satt und zufrieden reden die beiden Jungs aus Rochester (NY) schließlich mit motor.de über ihre Club-Phobie, nackte Hinterteile und ihr kommendes Album.
Wie würdet ihr euren Musik-Stil beschreiben?
Sean: Ich glaube wir zehren aus vielen verschiedenen Genres, je nachdem, welches die Aussage der Lyrics am besten unterstützt. Als wir aufwuchsen, waren wir in dieser klassischen, sinfonischen Band. Mir gefiel, dass man keine Lyrics braucht, die Musik erzählt die Geschichte.
Daniel, früher warst du mit Joseph und Paul in der Band The Hoodies. Wie hat sich euer Teenage-Punkrock in diesen total anderen Sound von Joywave verwandelt?
Daniel: Ich denke es war einfach eine Sache des Erwachsenwerdens, ich meine, das war etwas das wir in der Highschool gemacht haben. Ich war 16, und in unseren frühen Zwanzigern haben wir aufgehört.
Steht ihr wirklich darauf in Rochester, abseits der Großstadt zu leben? Oder ist es eher die Angst, in New Yorks musikalischem Schmelztiegel unter zu gehen?
Sean: Beides. Es ist wirklich einfacher sich nicht an anderen Bands orientieren zu können. Es ist ein guter Ort um kreativ und frei zu sein.
Daniel: So ein Metal-Schuppen direkt hinter unserem Studio ist die einzige Ablenkung, aber das ist kein wirklicher Einfluss.
Sean: Obwohl, eigentlich schon, wenn das Mikrophon mal wieder zu laut ist und uns der Metal-Sound durch die Ohren fegt. Wenn du genau hin hörst, spielen jede Menge Metal-Bands auf unserer Platte mit… (grinst)
Wie sollen wir das Video zu eurer neuen Single “Tongues” interpretieren? Ist es nur ein freaky Nackedei-Clip oder gar ein Statement gegen die Textil-Industrie?
Daniel: Es gibt gerade so viele Bands, die Gesichtsfarbe und Federn und das ganze Zeug tragen. Der Regisseur verarbeitet diese ganze Free-Spirit-Geschichte scherzhaft. Wir haben das Treatment gelesen und dachten nur: Yes, lass uns das machen!
Du selbst bist aber kein großer FKK-Fan, oder warum zeigt die Kamera-Einstellung nur deine nackten Beine?
Sean: Sein Hintern war im Video.
Daniel: Ja mein Hintern ist im Video zu sehen, obwohl ich ja nicht wirklich einen habe.
Nein, das Shirt ging über deinen Po!
Sean: Er gibt wohl nur an!
Daniel: Das ist einfach nur ein buchstäblicher Mangel an “Material” wenn ich meine Hosen ausziehe.
Sean: Vorne und hinten?
Daniel: Vorne und hinten. (beide lachen)
Das Video ist voll von “Summer of Love”-Hippies. Würdet ihr gerne in einem anderen Jahrzehnt oder Jahrhundert leben?
Sean: Das ist eine gute Frage. Als ich jünger war, wollte ich in den 50ern leben. Ich dachte es war eine fröhlichere und einfachere Zeit. Jetzt habe ich erkannt, dass dies nicht der Fall ist, es war schon immer dasselbe.
Daniel: Mich würde es ärgern kein Internet zu haben.
Kommen auf eurem Longplayer ein paar Überraschungen oder bleibt es beim Stil der “How Do You Feel?”-EP?
Daniel: Ja, es sind elf Songs, die der EP eingeschlossen. Für eine Band wie uns war es schwer, so eine Vier-Songs-Geschichte wie auf der EP zu machen. Die Extreme der Platte sind alle auf der EP versammelt, aber der Longplayer füllt die Lücken. Es ist wie eine Reise, die du von Anfang bis Ende auf dem Album machst.
Hausparty oder lieber Club?
Daniel: Hausparty, definitiv. Club ist schräg.
Sean: Ja, keine Ahnung was ich im Club soll.
Ihr verarscht mich doch…
Sean: Nein, echt! Selbst so eine Bar-Situation ist mir total unangenehm. Keine Ahnung wie ich mich verhalten soll.
Daniel: Bei einer Hausparty kennt man ja zumindest wen, man unterhält sich mehr.
Sean: Im Club geht meine Konversation nur bis „HEY, WHAT’S UP???!“- und das war’s.
Ja, voll hart. Also nichts mit saufen und Party auf Tour und die Berliner Clubs lasst ihr euch auch entgehen?
Sean: Ja, normalerweise lassen wir uns zuerst das WLAN-Passwort im Hotel geben. Dann füttern wir mit unserem Drummer die Dinosaurier seiner App. Aber in Berlin werden wir uns wohl ausnahmsweise mal einen Club geben.
Im Joywave-Mixtape: Auf US-Tour schwelgten Joywave gerne mal zu Damon Albarn oder gönnten sich Juliana Barwicks Ambient-Sounds beim Anblick der Rocky Mountains. Nachts gab’s dann auch mal Kraftwerk auf die Ohren.
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