Hochsommer! Die Festivalsaison ist in vollem Gange! Warum wir alles immer am Wetter festmachen? Keine Ahnung, aber wir haben Platten, Platten, Platten — mehr als genug. Mehr als wir jemals hätten besprechen können. Schon gar nicht mit erschöpftem Geiste, als wir von den diesjährigen Greenville und Melt! Festival in die Redaktion zurückkehrten. 

Unter anderem haben wir auch Video-Interviews mitgebracht, so haben wir etwa mit Markus Kavka über seine DJ-Skills geplaudert. Mouse On Mars standen uns Rede und Antwort und gaben sogar schon Details über ihr neues Album preis. Der Monat Juli hielt darüber hinaus eine Menge an guter Musik für uns bereit: Ganz oben auf unserer Liste steht die neue EP “Letur-Lefr” von John Frusciante, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Natürlich sind auch wir nicht an Cro vorbeigekommen; seine Platte “Raop” ist auch in der Redaktion umstritten. Dem zuständigen Redakteur hingegen, hat das Album gefallen. Wem es ähnlich geht, der sollte mal unser Interview mit Cro nachlesen — hier plaudert der Panda-Boy ein wenig aus dem Nähkästchen.

Auch im elektronischen Sektor waren wieder einige Perlen dabei. Wir haben uns vor allen Dingen auf das dritte Album von Rene Pawlowitz aka Shed gestürzt, und waren zudem überrascht, dass sich der medienscheue Brandenburger unseren Fragen stellte, ohne zu murren. Der Herr wechselte erst jüngst vom Berghain-Label Ostgut Ton zu Modeselektors 50Weapons. Ob das Debütalbum “Shrines” vom sympathischen Duo Purity Ring, die DJ-Kicks-Edition von Digitalism oder die Krautrock-Alben von Beak> und Camera – der Monat Juli wollte einfach nicht aufhören mit großartiger Musik. Gut so. 

PS: Für alle, die immer noch nicht genug haben — in unserer Best Of “Downhill From Here” haben wir mal eben all jene Platten aufgelistet, die uns bis Mitte Juni, zur Halbzeit also, am besten gemundet haben. Natürlich vollkommen willkürlich aufgelistet und ohne Reihenfolge. Denn mal ehrlich: wer braucht schon Listen?!

SpaceGhostPurrp – “Mysterious Phonk” 
(08.06., 4AD)
Geht noch mehr 2012? Geht noch mehr Retro? SpaceGhostPurrp ist der jüngste Glücksgriff von 4AD. Sein Raider Klan reiht sich in die Reihe von The Pro Era, Odd Future, Rockys A$APMob und weiß Gott nicht alles ein. Seine Zitate, sein Sound spielen auf die goldenen Zeiten des Hip-Hop an. Nein, ‘mehr’ geht wirklich nicht. Egal, in welche Richtung.

 

Frank Ocean – “Channel Orange” 
(17.06., Island)
Er ist der schwule Rapper, der Tabu-Brecher schlechthin. Der sentimentale Gangster zudem. Er ist aber auch ein grandioser Musiker, mit viel Gefühl — und das in den Fingerspitzen. “Channel Orange” ist auch noch Frank Oceans Bewerbung um den Literatur-Nobelpreis — finden wir: “What good is a jewel that ain’t still precious?

DIIV – “Oshin” 

(29.06., Captured Tracks)
Eigentlich war jetzt mal wieder Schluss mit Dream Pop. Doch gerade als jeder dachte, das Genre wäre nach “Bloom” zunächst abgeschlossen und alle Grenzen ausgelotet — da legen DIIV mit ihrem Debüt einen verträumten Sound vor, der noch einen Zacken schneller ist, rockiger, letztlich eingängiger. Danke, Brooklyn!

John Maus – “A Collection of Rarities and Previously Unreleased Material” 

(VÖ: 13.07., Domino Records)
Wären wir penibel, so sind hier nur zwei Songs Raritäten, erschien der Rest doch bereits auf anderen LPs und Maus’ Homepage. 16 Songs – aufgenommen zwischen 1999 und 2010 –, die nicht nur seine Verve für 80er-Synthie-Pop untermauern, sondern auch die Schönheit seiner Ian Curtis nicht unähnlichen Stimme betont. Wer das Debüt nicht kennt, kann hiermit locker einsteigen!

Guido Möbius – “Spirituals” 

(VÖ: 20.07., Karaoke Kalk)
Der Berliner Elektroproduzent Möbius ist kein Orthodoxer, eher doch ein gläubiger Atheist, der mit “Spirituals” an anti-religiösen, ekstatischen Momenten arbeitet. Alte Gopel-Texte werden hier durch den Reißwolf gedreht, lindern Leid und erschaffen ein positives Bild der Eindzeitstimmung. Ein wirres, doch großes Album – don’t call it noise.

Cypress Hill & Rusko – “Cypress Hill & Rusko EP” 

(VÖ: 20.07., Coop)
Skrillex mit Korn und Cypress Hill also nun mit Rusko. Auch wenn die fünf Songs nicht bedingungslos auf die Fresse hauen, stößt man sich an dieser weirden Mischung aus Hip Hop und partyaffinen Dubstep. Es gibt sicherlich 16 grausamere Minuten, aber hoffen wir für alle, dass sie nicht auf die wahnwitzige Idee kommen, ein ganzes Album aufzunehmen.

Nas – “Life Is Good” 

(VÖ: 13.07., Def Jam)
Wir sind nun echt keine Hip Hop-Experten. Trotzdem darf die zehnte LP von Nas nicht unter den Tisch fallen. Der 38-Jährige verarbeitet hier die Trennung von Kelis (Ist das ihr Kleid auf dem Cover?) und weiß aber neben Schmalz auch einige interessante (und schlechte) Feature anzubieten. Highlight: “Cherry Wine” mit Amy Winehouse.

Aesop Rock – “Skelethon” 

(27.07., Rhymesayers)
Noch ein Äsop, noch mal Rock(y). Dass beide aber über den Namen hinaus herzlich wenig gemein haben, wird schnell klar. Aesop ist ein Rapper höheren Kalibers. Er treibt den Beat mit seiner Stimme immer wieder an seine gedachten Grenzen, hört sich dabei teils nach Adam Yauch an — so jugendlich kommt der 35-Jährige daher. Ja, jugendlich. Hut ab!

Der Plan – “Normalette Surprise” 

(27.07. – Bureau B)
Das hier ist so durchgeknallt, dass man manchmal kurz davor ist, dieser Band einen eigenen Stapel auf dem Schreibtisch einzurichten. Oder einen eigenen Musik-Ordner auf dem Rechner, weit abgeschottet von all dem anderen Zeug, das sich ‘Musik’ nennt. Prädikat: Mindfuck. Als wäre man in einen dieser gestörten Körperhorror-Streifen von David Cronenberg entführt worden.

Paul Banks – “Julian Plenti Lives EP” 

(Import, Beggars Group)
Aus dem Interpoler Paul Banks soll einer schlau werden. Während sein Solodebüt durchaus seine Momente hatte, kommt die EP mit zwei neuen Songs und drei vollkommen differenten Cover-Versionen: von Harold Faltermeyer (Schwarzenegger-OST-Maker) über J Dilla bis hin zu Frank Sinatra. Ist nicht nur strange, klingt auch so.