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Julianna Barwick hat uns mit ihrem sphärischen Klangwelten im motor.de-Review verzückt. Das Album "Nepenthe" und ein anstehender Berlin-Besuch der New Yorkerin waren für uns Grund genug, Julianna mal ein Besuch im Hotel abzustatten.
motor.de: Wie bist du auf den Namen für das aktuelle Album gekommen?
Julianna: Ich dachte mir, dass Nepenthe einfach ein sehr cooler Name für die CD ist. Ich habe das Wort nie zuvor gehört. Ich war in einem nerdy Blog und da tauchte es auf. Es hat viele Bedeutungen. Es gibt zum Beispiel eine Pflanze, die Nepenthes bicalcarata, eine fleischfressende Pflanze, die eine Symbiose mit Ameisen eingeht. Ich mag Ameisen. In erster Linie gefiel mir jedoch einfach, wie das Wort klang und auf Papier aussah.
motor.de: Erzähl uns bitte etwas über die Künstler, mit denen du auf der Platte zusammengearbeitet hast.
Julianna: Zuerst wäre Alex Somers zu nennen. Er hat die Scheibe produziert. Und er macht auf eine Art und Weise Musik, die einzigartig ist. Außerdem war Roby [Róbert Sturla Reynisson] von múm an der Gitarre dabei. Eine Freundin von ihm, Nina, spielte die Geigen ein. Außerdem hatten wir einen Mädchen-Chor dabei, der bestand aus Freunden und Verwandten der Musiker, mit denen ich in Island aufgenommen habe. Meine Mutter hat ein paar Stimmen in den Back-Lines aufgenommen.
motor.de: Wie stark war der Einfluss dieser skandinavischen Musiker auf dich – nicht nur dein aktuelles Ablbum betreffend, sondern vor allem dein zukünftiges Schaffen.
Julianna: Zuerst einmal sind das alles sehr, sehr nette Menschen. Ich vermisse sie gerade wirklich sehr. Das Musikmachen mit ihnen war sehr intuitiv. Roby kam einfach für ein paar Tage ins Studio und es war nicht so, dass wir ihm sagen mussten, was zu tun ist. Er legte einfach los und es passte super. Mit Nina war es das Gleiche. Sie kam, hörte sich das Ganze an und spielte, was sie wollte.
Motor.de: Das Album wurde also in Sessions aufgenommen. Arbeitest du immer auf diese Weise oder nur für dieses Album?
Julianna: Wenn ich meine eigenen Platten mache, arbeite ich meistens eher so, dass ich mein Equipment um mich aufbaue und einfach das aufnehme, was ich gerade fühle. Als ich nach Island flog, hatte ich nichts vorbereitet. Wir haben alles dort gemacht. Ich arbeite immer sehr intuitiv, diesmal eben nicht allein, sondern mit anderen Musikern zusammen.
Motor.de: Warum hast du das Album genau dort aufgenommen? Steckt da ein Plan dahinter?
Julianna: Nein, nicht wirklich. Ich wurde einfach von Alex eingeladen. Und dieser Einladung bin ich sehr, sehr gerne nachgekommen.
motor.de: Du machst seit 2006 professionell Musik. Kannst du uns etwas über deinen Background erzählen?
Julianna: Ich habe schon immer Musikmachen und Singen gemocht. Als Kind sang ich immer. In er Schule war ich im Chor. Ich fing an eigene Musik zu machen als ich so 19, 20 Jahre alt war. Ich sang aus dem Fenster, ich sang überall, und dann fing ich einfach an, es aufzunehmen.
motor.de: Wie kam es denn zu dieser leicht depressiven und avantgardistischen Art und Weise des Musizierens?
Julianna: Das weiß ich nicht. Ich habe einfach eine Zeitlang mit meiner Gitarre herumgespielt, und damit angefangen, meine Stimme mit Effekten zu bearbeiten. Es klang immer bizarrer zu klingen. Ich habe mich einfach in diesen Sound verliebt. Es ist eine einfache Art für mich, so zu arbeiten, mit diesem ganzen Kram um mich herum – und dann muss ich nur auf Aufnahme drücken.
motor.de: Mit welcher Technik hast du angefangen?
Julianna: Ich fing mit einem Gitarren-Pedal an. Aufgenommen habe ich mit einer alten Vierspur. Als ich mit CDs anfing, musste ich mich mit mehr Technik auseinandersetzen. Das war am Anfang schwer. Ich wusste ja nicht mal, was eine WAV-File ist. Ich habe mich aber einfach immer mehr damit beschäftigt. Ich hatte keinen, der mir hilft. Ich habe einfach die Bedienungsanleitungen sehr gründlich gelesen, haha. Das erste richtige Album habe ich dann im Alter von 25, 26 Jahren herausgebracht.
motor.de: Kannst du uns etwas du deinem familiären Hintergrund erzählen?
Julianna: Meine Eltern sind seit 43 Jahren verheiratet. Ich bin also kein depressives Scheidungskind. Ich habe eine ältere Schwester. Ich lebte als Kind auf einer Farm, aber wir sind mehrmals umgezogen, weil mein Vater andere Jobs annehmen musste. So schlimm war das aber nicht, ich habe vielleicht in drei verschiedenen Staaten gewohnt. Alles in allem hatte ich eine glückliche Kindheit.
motor.de: Aktuell wohnst du in Broklyn, New York. In welcher Art beeinflusst dich dein Wohnort in deiner Musik.
Julianna: Ich liebe es sehr in NY zu wohnen. Was ich am meisten liebe, ist, dass ich an diesem Ort von vielen motivierten Menschen umgeben bin. Sie machen alle ihr eigenes Ding, Musik, Malerei. Es ist einfach sehr viel Energie. Das motiviert mich sehr.
motor.de: Denkst du, die Skandinavier haben deine Art Musik zu machen für zukünftige Alben sehr beeinflusst?
Julianna: Das weiß ich nicht. Sie sind einfach sehr viel entspannter. Und sehr hilfsbereit. Fast jeder dort macht Musik und fragt, kann ich dir dort und dort helfen? Das war schon sehr spannend für mich mit diesen ganzen Musikern im Studio zu sein.
motor.de: Was planst du für deine künftigen Live-Shows? Wirst du weiter deine Solo-Shows machen oder hast du schonmal über eine Band nachgedacht?
Nachgedacht schon. Das tue ich immer noch. Ich würde das schon gern mal versuchen, bin mir aber noch nicht sicher, wann und wie. Es ist aber definitiv eine Herrausforderung, das aktuelle Album live zu performen. Ich habe noch nie mit jemandem live zusammengespielt, aber jetzt werde ich darüber nachdenken müssen – für die kommenden Shows.
motor.de: Wir bedanken uns für das Gespräch.
John Sauter
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