Am Vorabend der Berlin Independent Night treffe ich Ian Fisher und Fabian Kalker, die zusammen als Band Junior unterwegs sind. Auf den ersten Blick wirken die zwei Freunde zwar optisch sehr unterschiedlich, doch auf den zweiten Blick bemerkt man die Ähnlichkeiten. Der Hang zur Ironie, zum Rumalbern und dann doch wieder ein tiefer Gedanke, der gerade Ian Fisher bis zur Melancholie treibt, verbindet die beiden, die in Berlin sogar als WG zusammen wohnen – wie ein altes Ehepaar, doch eines, was sich noch lange nicht satt hat. Bei so einem harmonischen Freundespaar darf man auch mal nach dem “ersten Date” fragen. Ian darf die Geschichte erzählen, denn er mache das einfach so schön, wie Fabian sagt.
Ian: Ich kam nach Berlin, um ein wenig Musik mit einem Freund zu machen. Und er ließ mich in seiner Wohnung schlafen. Ich saß gerade in der Küche, als sein Mitbewohner reinkam und angefangen hat, sich einen Kaffee zu machen. Und das war Fabian. Von da an entwickelte sich langsam eine Freundschaft und auch ein Musikprojekt.
Die beiden kommen aus sehr verschiedenen Ecken der Musikwelt: Das Singer-Songwritertum und Vibes-kreierende Elektronik scheinen sich prächtig zu verstehen. Die Band Junior hat wohl ihren Startpunkt im Songwriting von Ian, wo die soundgebende Arbeit von Fabian den entscheidenden Funken beisteuert, der Aufmerksamkeit für dieses Musikprojekt generiert.
Wie geht ihr mit euren Fehlern um? Findet ihr, sie machen euch erst zu dem, was ihr seid, oder würdet ihr etwas ändern wollen?
Ian: Das ist eine gute Frage. Ich meine, da sind natürlich einige Dinge, aber ich denke doch, dass sie genau das sind, was mich im Wesentlichen zu dem machen, was ich bin. Es wäre gesund, wenn ich nicht immer alles zu stark verallgemeinern würde. Es wäre auch gesund, wenn ich dynamischer denken würde und nicht immer, wenn ich gerade eine Lösung habe, daran denken würde, dass da noch was anderes ist.
Fabian: Und ich bin derjenige, der sagt, ja das ist wahr, wir sollten das so lassen oder lass es uns ein wenig anders machen. Ich denke, wir sind sehr ähnlich in vielen Dingen. Wir sind am gleichen Tag geboren.
Ist da denn etwas, was ihr sofort ändert wollt?
Fabian: Ich denke, da ist die eine Idee, sich selbst zu ändern und zu bessern, aber da ist auch der andere Gedanke, dass du dich einfach so akzeptieren musst, wie du bist. Ich finde die Idee des Akzeptierens viel befreiender. Ich meine, ja ich möchte mich ändern, ich bin immer interessiert daran mich zu entwickeln. Aber da ist so ein großer Teil von mir, der das einfach verweigert. Ich will das akzeptieren.
Und wenn wir schon mal dabei sind, über Wunschträume zu reden: Stellt euch vor, ihr hättet drei Dinge frei. Was darfs sein? Aber bitte nicht Geld, Liebe und Weltfrieden.
Ian: Ahh das wären genau meine Antworten gewesen… Ich wünsche, dass dieser Typ nicht mein Fahrrad klaut. Nein noch mal ernsthaft…
Fabian: Ich würde mir wünschen, dass wir gute Leute finden, mit denen wir arbeiten können.
Ian: Oh shit, das ist der gleiche Wunsch.
Fabian: Ja, denn wir waren bis jetzt sehr eigenständig, also wir haben alles selber gemacht. Produzieren, veröffentlichen – oh das waren wirklich gute Leute. Wir haben da Popup Records für PR. Aber daneben wird es ganz schön einsam.
Aber ist es nicht vielleicht ganz angenehm, keinen Manager zu haben und dadurch frei und unabhängig zu sein?
Fabian: Ich denke, das wäre manchmal ganz gut, wir sind nur zu zweit. Mit zwei Leuten ist die Entscheidungsfindung ganz besonders. Wir sind nicht so schlecht darin, aber manchmal kommen uns Dinge in den Weg und dann wäre es echt gut, noch jemanden zu haben.
Ian: hmm ein dritter Wunsch… Der dritte wäre ein gutes, nächstes Album zu machen.
Am 28.11. erscheint das Album “Junoir vs. Shakespeare”, auf dem sie lediglich Texte von William Shakespeare benutzen und mit ihrer Musik hinterlegen. Nebenbei sind beide Aktiv am Theater, Ian als Schauspieler und Fabian komponiert die Musik.
(Foto: Antje Jandrig)
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