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Return of the house cowboy? Nicht ganz. Just Jacks drittes Album weiß musikalisch viel mehr zu bieten und findet sich zwischen Leinwand und Tanzfläche wieder.
Starten wir mit einem Rückblick:
Am Neujahrstag vor 34 Jahren wird Jack Allsopp alias Just Jack in Islington geboren und zieht mit acht Jahren nach Camden. Mit nur zwei läppischen Tapedecks ausgestattet, experimentiert er fortan in seinem Zimmer und schickt Sounds hin und her. Rockmusik interessiert ihn dabei herzlich wenig, vielmehr ist es die ihn umgebende Musikszene Nordlondons, die seine spätere Karriere nachhaltig beeinflusst: UK Hip Hop, Rave, House, Jungle oder UK Garage dröhnen aus den Boxen. Er studiert zwar erstmal Möbel- und Produktdesign, doch Musikmachen ist der eigentliche Fokus des Ex-Breakdancers, Skaters und DJs.
Als dann die Tapedecks von Hard- und Software abgelöst werden und er zudem sein lyrisches wie stimmliches Talent ausbaut, nimmt die Leidenschaft konkrete Formen an. Jack Allsopps Debutalbum „The Outer Marker“ aus dem Jahre 2002 wird von den Kritikern hochgelobt und auch seinen Zweitling „Overtones“ fünf Jahre später feiert man frenetisch. Die erste Singleauskopplung „Starz In Your Eyes“ katapultiert ihn 2007 direkt auf den zweiten Platz der britischen Singlecharts. Jetzt steht endlich Baby Nummer 3 in den Startlöchern: „All Night Cinema“.
Für seinen neuesten Musikcocktail hat der sympathische London Bloke wieder mehrere Zutaten wie Hip Hop, House, Disco, Folk und Soulmusik in den Shaker geschmissen, kräftig geschüttelt und nicht nur gerührt. Herausgekommen sind elf köstliche Tracks: Messerscharfe Lyrics und catchy Tunes, die zum Zappeln einladen. Sie erzählen von imaginären Charakteren aus Filmszenen und drehen sich nicht mehr um ihn und seine verkorksten Beziehungsgeschichten. Instrumental hat Jack die gesamte Bandbreite seines Rechners und befreundeter Musiker ausgeschöpft – von Streichersätzen über Akustikgitarren bis zu Synthiearrangements – alles ohne Pop-Pfade zu verlassen.
Energiegeladen und elektrisierend sind die Melodien, die mit typisch britischem Akzent versehenen Lyrics hingegen eher düster und makaber, wie schon die Titel verraten: „Doctor Doctor“, „Blood“ oder „Ember“. Da gibt es beispielsweise eine gewisse Miss Grufti, die in der Disko zur Brandstifterin wird (“Goth In The Disco”). Einen depressiven Eindruck macht der 34-jährige jedoch nicht und kommt mit folgender Begründung: Jeder interessiere sich doch für die „darker side of life“ und CSI werde auch mit grossem Interesse geschaut. Ganz einfach!
Just Jack liefert also mit “All Night Cinema” ein musikalisch breitgefächertes drittes Pop-Album ab, das gefällig und leicht bekömmlich ist ohne inhaltlich zu abgegriffene Schemen zu bedienen. Gleichzeitig outet sich der Nordlondoner als begeisterter Cineast – war es doch sein Lieblingsregisseur Almodovar, der ihn inspiriert hat mit seinen skurilen Charakteren, Transvestiten und Plots, die Hollywood-untypisch sind.
Elisabeth Sun
VÖ: 08.09.2009
Label: Mercury (Universal)
Tracklist:
01. Embers
02. 253
03. The Day I Died
04. Doctor Doctor
05. So Wrong
06. Blood
07. All Night Cinema
08. Astronaut
09. Goth In The Disco
10. Lo And Behold
11. Basement
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