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“Im Radio klingt alles nach David Guetta” – Justice im motor.de-Interview

David Guetta ist gar nicht mal so scheiße, das Coachella warf Licht sowie Schatten und Progressive Rock ist in der Zwickmühle. motor.de traf das französische Duo Justice auf dem Hurricane Festival zum Interview.
(Foto: Sebastian Weiß)

Fertig, kaputt und demotiviert – ein Händedruck mit Xavier De Rosnay und Gaspard Augé genügt, um zu wissen, die beiden Franzosen sind nicht in bester Laune, um ein Interview zu geben. Jaja, Festival-Interviews sind immer so eine Sache. Wer viel unterwegs ist, hat nicht wirklich Lust zwischen Catering-Fraß und Entspannung seinen Senf zu den ewig gleichen Fragen abzugeben. Der Tourmanager warnt einen deswegen gleich mal vor: “Die beiden haben nur wenig geschlafen und sind nicht gerade redselig heute.” 

In einen regelrechten Laberflash kommen sie heute tatsächlich nicht mehr. Die Vorstellung wie die beiden am bevorstehenden Abend ihren Stadion-affinen Electro-Rock auf die Masse loslassen wird, ruft ein Lächeln hervor – bei allen Beteiligten. Immerhin. Die Theatralik von Justice hält sich allerdings auch auf der Bühne in Grenzen – vernachlässigt man selbstverständlich die Arien- und Orgien-geschwängerte Live-DVD. Was das Duo auf dem Hurricane präsentiert, wirkt dabei beinahe wie aus einer anderen Zeit. Ende der Nullerjahre war ihre Hochzeit, da können auch flackernde LED-Wände, ein blinkendes Kreuz (der Markenkern, wenn man so will) und jede Menge pathetische Gesten wenig ausrichten. Ein Gespräch über Gott und die Welt. 

JUSTICE ÜBER….

….ihre ereignisreichsten Festivalerlebnisse: Die hatten wir witzigerweise vor gar nicht allzu langer Zeit. Beim Coachella hatten wir einen der besten und schlechtesten Auftritte. Das Festival fand ja an zwei Wochenenden statt. Der zweite Auftritt war famos, einfach nur berauschend und die Leute haben die ganze Show über voll mitgezogen – einer unserer besten Gigs ever. Wir haben noch nie vor so vielen Menschen gespielt. Beim anderen hatten wir riesige Technik-Probleme, sodass wir nur ein ganz kurzes Set spielen konnten. Wir waren nicht wirklich darauf vorbereitet, es war wirklich kacke.

…ihren Glauben:
Darauf kann man ja eigentlich nur mit einer abgedroschenen Phrase antworten, die dann auch noch schmalzig rüberkommt (lacht). Wahrscheinlich ist es die Liebe, an die wir glauben. Weißt du, der Song von The Darkness “I Believe In A Thing Called Love”.

…französische Exportschlager: Natürlich ist da David Guetta zu nennen. Der Typ hat die Popmusik in den letzten Jahren verändert, heute klingt alles nach David Guetta im Radio. Vor ihm war natürlich Daft Punk ein großer Türenöffner, sie haben auch unser Leben und unsere Musik weitaus leichter gemacht. Und davor ist Jean-Michael Jarre zu nennen, der mit seinen Synthesizern einen großen Einfluss auf uns, aber auch auf die elektronische Musik im Allgemeinen hatte.

…David Guetta: Er hat sich entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen, einen natürlich massenkompatibleren Weg, dafür wird er sicherlich häufig kritisiert. Aber wenn jemand dermaßen viel Erfolg hat, bedeutet das auch, dass er viele Sachen richtig gemacht hat. Ob du es magst du oder nicht, er hat das sicherlich nicht geplant, er hat es einfach gemacht.

…Popmusik: Wir lieben die Popmusik. Wir sind begeistert von Popmusik und fanden gerade die Nullerjahre großartig. Heute beschäftigen wir uns weitaus weniger mit dem neuen Kram. Wir lieben Pop und wir haben auch kein Problem damit, Teil davon zu sein, aber wir machen nichts dafür, um unbedingt im Popkosmos zu partizipieren. Wir machen kein Pop und streben keinen Mainstream-Erfolg an.

…Prog-Rock im 21. Jahrhundert:
Progressive Rock war schon immer ein zwiegespaltener Begriff, da er sich ja andauernd im Wandel befindet. Prog-Rock hat den Fortschritt und die Entwicklung bereits im Namen, das ist natürlich schwierig. In den 70er-Jahren klang diese Art von Rock natürlich anders als heute. Der Prog-Rock ist natürlich schwieriger voranzubringen, da sich heute die unterschiedlichen Richtungen stärker überlappen. 

Justice – “Audio, Video, Disco”

Text & Interview: Sebastian Weiß 

(Foto: Adrian Boot, Warner Music)


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