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Kaiser Chiefs

Sommer 2003 – Leeds: Kaiser Chiefs finden sich und haben keinesfalls vor, Stadien zu füllen, geschweige denn, die Welt zu verändern. Eigentlich wollen sie nur einen Auftritt beim Leeds Festival 2004 abbekommen. Und so treiben sie ihr musikalisches (Un)Wesen in dunklen Ecken und dreckigen Clubs von Leeds, die Britpop-Besessenen Ricky Wilson (Gesang, im Besitz eines krassen, blau-orangenen Anzugs), Andrew “Whitey” White (Gitarre), Simon Rix (Bass), Nick “Peanut” Baines (Keyboards) und Nick Hodgson (Schlagzeug und Gesang. Und ohne auch nur ins Schwitzen zu kommen erreichen sie ihr Ziel – und wurden mit noch viel mehr belohnt. Nur achtzehn Monate später haben die Jungs es vollbracht, die britischen Charts gestürmt, riesige Massen (u.a. in Moskau) beglückt und sogar bei Franz Ferdinand im Vorprogramm geglänzt zu haben.

Die Kaiser Chiefs, benannt nach einer erfolgreichen, südafrikanischen Fußballmannschaft sind fast alle alte Schulfreunde und hatten schon seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr in verschiedensten Combos zusammen gespielt. Schon früh warfen sie ein Auge auf Ricky, einen absolvierten Kunststudenten und Sänger einer Rolling Stones-Tribute-Band. Erst zierte sich Ricky, ließ sich dann aber doch breitschlagen: „Warum weiß ich auch nicht,“ lacht er heute. „Wir hatten noch nicht einmal eigene Songs zu dieser Zeit.“ Nachdem sie sich unter die Leute von Leeds gemischt hatten, starteten Ricky und Nick ihre eigene Elektro-Punk-Partynacht „Pigs“, die jede Menge Freaks wie magisch anzog: Regelmäßige Gäste erzählen noch heute mit feuchten Augen von jenen Nächten, in denen Bühnen gerockt und Drinks verschüttet wurden. Einmal wurde Nick sogar von den Türstehern hinausbefördert, weil seine Idee, Motorheads „Ace Of Spades“ zu spielen, ihnen einfach ein wenig zu weit ging. Eine Regel übrigens, die natürlich auch irgendwann gebrochen wurde.

Nachdem sie also auf diese Weise festgestellt hatten, dass sie sich mitten im Zentrum der Musikszene dieser Landmetropole befanden, war klar, dass nun auch die Band auf Vordermann gebracht werden musste. So wurde auf einem wahnsinnig ernsten Meeting beschlossen, dass – wenn man den ersehnten Leeds-Auftritt noch erreichen wollte – ein Neustart der einzige Ausweg war. Also musste ein neuer Bandname her und natürlich neue Songs – jenseits von Mainstream und Schubladen. „Es war, als ob man die Sonne aufgehen sieht,“ erzählt Ricky. „Wir hatten schon so lange versucht, in irgendeine Schiene zu passen, dass wir ganz übersehen hatten, was wir am besten könnten: nicht in eine Schiene reinpassen.“ Nicht-in-eine-Schiene-Passen scheint folglich also auch zu bedeuten, dass man unfassbare Popsongs über Städte und kaputte Beziehungen schreibt. Popsongs, die so nur im nördlichen England entstehen konnten – da, wo einst die Sounds von Madness, den Kinks, Roxy Music und Blur zu hören waren.

Schon die erste, selbst finanzierte Single „Oh My God“, die noch auf dem Indielabel Drowned in Sound erschien, landete auf Platz 66 der Charts, und das, obwohl sie nur limitiert erhältlich und in Nicks Schlafzimmer aufgenommen worden war. Der Nachfolger „I Predict A Riot“ – ihr erster Release auf B-Unique – ging dann schon knallhart auf die Top 20 zu.

In den USA und in Japan landeten sie gleich auf Universal und wurden sofort zu einer der wenigen britischen Bands, die vom einflussreichen KROQ-Sender gepickt wurden. Sogar ihr geliebter Fußballverein von Leeds begann, ihre Hymnen im Stadion zu spielen. Bei so viel Erfolg verwundert es kaum, dass sie als Opening Act für die NME Awards Tour 2005 auserkoren wurden – von dieser Startposition sind in der Vergangenheit Bands wie Coldplay oder auch Franz Ferdinand durchgestartet. Auch Blur-Produzent Stephen Street war von ihrem Sound so angetan, dass er seine Dienste nur zu gern für ihr Debüt-Album „Employment“ angeboten hat. Bei so viel Aufmerksamkeit auf beiden Seiten des Atlantik stellt sich natürlich die Frage, was sich die Kaisers von der Zukunft erhoffen. Ricky: „Ich werde nicht aufhören, bis ich eine Wohnung in jeder Metropole der Welt habe: New York, Helsinki, und natürlich Harrogate. Ich will, dass alle meine Ex-Freundinnen mich bei Top of the Pops sehen können. Und eine neue Zahnfüllung wäre auch angebracht.“

Kaiser Chiefs – Einfach erfrischend!

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