Mit “Du Bist Meine Freunde” legen Katze eine unbeschwerte Popplatte vor. Was Frontmann Cornfield nebenbei jedoch mit Garfield am Hut hat und ob Franzi noch kommt, lest ihr hier.

Katze werden nicht müde, ihre Musik als Punk zu titulieren. Dies war schon auf ihrem 2005er Debüt „Von Hinten“ nicht zu überhören, auf dem sie mit Zitaten wie „Punk‘s Not Dead“ nur so um sich geworfen haben. Und auch wenn das Ganze seinerzeit mit einem ironischen Unterton versehen wurde und sich wohl eher auf die Attitüde der Band und weniger auf den Sound bezogen hat, haben Katze mit Punk Rock eigentlich nichts zu tun. Nennen wir die Dinge beim Namen: Katze spielen kunterbunte Popmusik und polarisieren mit ihrem Sound auch gern.

Das dürften Sänger und Comiczeichner Klaus Cornfield (bereits Ende der 90er in der Band Throw That Beat In The Garbagecan aktiv gewesen) und seine Mitstreiterinnen Minki Warhol und Karen Bolage selbst am besten wissen. Denn auf „Du Bist Meine Freunde“ wird nicht wirklich zur Rebellion aufgerufen, auch wenn das ein Songtitel wie „Komm Wir klauen Uns Pistolen“ im ersten Moment suggeriert.

Vielmehr werden hier in klassicher Instrumentierung mal auf witzige („Franzi Wir Wollen, Dass Du Bei Uns In Der Band Mitmachst“), mal auf comichafte („Bei Dir Leuchten Augen“) und mal auf kitschige Art und Weise („So Tapfer Ich Kann“) Kurzgeschichten zum Besten gegeben, die in eingängige Melodien verpackt und größtenteils von der sirenenartigen Stimme Klaus Cornfields erzählt werden. Untermalt wird das Gesamtbild durch vordergründige Keyboard-Sounds.

Dabei haben Katze durchaus ein Gespür für tolle Popmomente. „Schmerzlos Und Schnell“ ist das beste Beispiel dafür, allerdings gibt sich auch dieser Song textlich wieder dem kalkulierten Schabernack hin („Du spielst mit mir und ich bitte dich, töte mich schmerzlos und schnell – Du die Katze, ich die Maus“). Ausgereizt wird das beispielsweise auch beim Titelsong, in dem Minki Warhol den Leadgesang übernimmt und dabei sowohl textlich als auch gesanglich an Jennifer Rostock erinnert.

Dementsprechend ist „Du Bist Meine Freunde“ eine Sammlung einfach gestrickter, kurzweiliger Popsongs, die zu unterhalten wissen, ihre Halbwertszeit jedoch noch beweisen müssen. Punkrock-Hymnen von Bands wie Bad Religion oder meinetwegen auch den frühen Ärzten, die den Hörer auch nach Jahren noch mitreißen, gehen mit positivem Beispiel voran. Doch genug der Spekulation – reden wir mit Katzfrontmann Klaus Cornfield persönlich.


motor.de: „Franzi wir wollen, dass du bei uns in der Band mitmachst“ – Warum ist Franzi noch nicht dabei?


Klaus:
Franzi sollte nie wirklich mitmachen, aber die Geschichte hinter dem Stück ist trotzdem ganz putzig. Ich hatte eine Mitbewohnerin in meiner kleinen Prenzlberg WG namens Franzi. Die studierte Videokunst und ist zwei Köpfe grösser als ich und schlau und schön und etwas (entschuldige Franzi, ist nett gemeint) durchgeknallt. Eines Tages sagte ich zu Ihr “tschau Franz, ich fahr zwei wochen auf Katze-Tour.” Sie sagte das wir zu beneiden wären und als ich dann noch hörte das sie 8 jahre lang Klavierunterricht hatte, und das Minki Franzi auch ganz toll findet, kam ich auf die Idee Ihr zu sagen das wir wollen das Sie bei in der Band mitmacht. Bevor ich den Gedanken aussprechen konnte hatte sie aber auch schon eine Stelle als Meisterschülerin in Kassel angenommen und wir brauchten ja auch nicht wirklich noch ein weiteres Keyboard. Das Schönste was daraus entstanden ist, ist eigentlich das Lied. Ich liebe es besonders, weil es so ein kleines Thema hat. Jacko singt über Frieden und das alle Menschen gleich wären und Rammstein über den Untergang des Abendlandes – das muss alles mal gesagt werden, zugegeben. Aber die kleinen Gedanken sind manchmal genauso vielsagend.

motor.de: Welche musikalischen Einflüsse habt ihr?

Klaus: Das ist natürlich bei jedem verschieden. Mein Werdegang auf 4 Bands reduziert wäre ungefähr so: Queen, Ramones, Violent femmes, Weezer. Minki mag vieles was ich nicht als Musik bezeichnen würde, aber zum Tanzen ist es super. Außerdem hört sie schon länger gerne die Cramps. Karen legt manchmal auf als DJ. Lustigerweise geht sie bei Musik oft danach ob der Text lustig (am liebsten zweideutig versaut) ist. Deswegen macht es immer viel Spass wenn sie die Musik aussucht. Unser neuer Drummer Janek hat auch einen sehr vielschichtigen Musikgeschmack, durch den ich aber noch nicht wirklich durchsteige.



motor.de:
Ihr sträubt euch dagegen, erwachsen zu werden. Was würdet ihr machen, wenn irgendwann mal jemand sagt: „Katze klingen mittlerweile ziemlich erwachsen…“?

Klaus:
Das habe ich sogar schonmal gehört (lacht). Erledigt das jetzt die Frage? Naja gut, so einfach ist es dann doch nicht. Wir weigern uns nämlich im Grunde gar nicht erwachsen zu werden, wir sind längst alle erwachsen. Lediglich das Spielen ist übriggeblieben von unserer Kindheit. Ich mache eigentlich schon mein Leben lang nichts anderes als mir den ganzen Tag schräges Zeug auszudenken für meine Comics und Lieder und auf Bühnen zu stehen oder Schallplatten aufzunehmen. Es ist fast so als wäre man ein Teenager und hat Sommerferien. Denkt man bestimmt. Genau betrachtet ist unser Leben aber manchmal genauso nervig und langweilig wie das jedes Berufstätigen. Wenn es oft so klingt als spielen Verantwortung und Steuermeldeformulare keine grosse Rolle bei uns- sie tun es doch. Wir sind erwachsen, aber keine Angst. Wir wollen nur spielen.

motor.de: Klaus, du bist Comiczeichner. Wie wird man das?

Klaus: Das einzige was man braucht ist Leidenschaft dafür. Ich lese seit ich lesen kann und schon früher Comics und hatte das Glück mit 16 Jahren als Donald und die Schlümpfe sich langsam nicht mehr so prickelnd anfühlten einen Comic-Headshop in Nürnberg zu entdecken wo sich mir ein völlig neues Universum offenbarte. Die Idee ein eigenes Comic zu machen reifte in der Schulzeit heran als ich sah was für tolle Zeichnungen so manche Mitschüler auf Papier zauberten. Teilweise waren echte Genies dabei, die aber seit damals nichts mehr gemacht haben. Da ich nicht soviel Talent zum Zeichnen hatte, habe ich sehr einfache Figuren erfunden und bin in den 30 Jahren seither durch das viele Zeichnen von selbst immer besser geworden. Man sollte also vor allem auf seinem Hintern sitzen können für längere Zeit.

motor.de: Manch einer sieht in Mickey Mouse DAS Symbol für den amerikanischen Kapitalismus. Findest du auch, dass Comics solch eine starke Symbolkraft haben oder sind sie im Endeffekt lediglich fantasievolle Unterhaltung?

Klaus: Ja, mit der armen Maus wurde so mancher Kalte Krieg gewonnen, aber ich würde sie trotzdem nicht mit Vietnam und McDonalds in eine Reihe stelllen. Man darf nicht vergessen, dass die Maus am Anfang ein Rebell war. Der spätere Disney hat immer einen gewissen pädagogischen Ansatz, wie bei fast allem was für Jugentliche und Kinder gemacht wird. Wer was über die Symbolkraft von Comics rausfinden möchte, dem lege ich das Comic “Maus” von Art Spiegelmann ans Herz. Das sagt alles.



motor.de:
Eine der berühmtesten Comic-Katzen ist Garfield. Haben er oder irgendeine andere Comic-Katze etwas mit eurer Namenswahl zu tun?

Klaus: Der Name “Katze” kam wie ein Geschenk vom Himmel und beweisst wieder mal das Zeitdruck gut sein kann. Als wir kurz vor unserem ersten Auftritt standen musste eine Entscheidung her. 25 schwache Ideen hatten wir schon durchgekaut, als mir der Kragen platze und ich sagte: “Mir ist das jetzt egal, nennen wir die Band doch “Haus” oder “Hund” oder irgendwas!” Da sagte Minki ganz leise: “Hunde finde ich doof, Katzen sind besser.” “Also “Katze”, von mir aus!” Das es eine sehr assoziationsreiche Wahl war wurde uns erst später bewusst und so fingen wir bald an mit dem Wort zu spielen. “Du die Katze, ich die Maus” und so.

motor.de: Garfields Besitzer Jon ist ebenfalls Comiczeichner aber weder beruflich noch bei Frauen sonderlich erfolgreich. Gibt es zwischen euch Parallelen?

Klaus: Also ich finde, es gibt mehr Parralelen zwischen Garfield und mir (lacht).

motor.de: Wie ernst ist es euch mit der Band? Kann es sein, das Comicfans bald auf deinen Output verzichten müssen?

Klaus: Uns ist es sehr ernst mit der Band, es ist unser ganz großer Traum. Wir würden wirklich alles für diesen Traum tun, denn wir wünschen uns nichts anderes auf der Welt als die Anerkennung aller Menschen, das ist uns wichtiger als unser Leben. Wir wollen unbedingt ganz doll beweisen das wir was drauf haben und den Traum leben. Es wäre einfach der Wahnsinn wenn Dieter Bohlen uns entdecken würde und wir Choreos lernen dürften mit Detlef D Soost. Oh ja, wir würden von ganzen Herzen Fontänen kotzen. Aber zur Frage: Comics mache ich weiter, auch wenn ich im Knast sitzen sollte wegen Beleidigung von Detlef und Dieter.


Text & Interview: Thomas Kasperski

VÖ: 23.07.2010

Label: ZickZack/ What’s So Funny About

Tracklist:

01. Franzi Wir Wollen, Dass Du Bei Uns In Der Band Mitmachst
02. Bei Mir Wird Immer Alles Schmutzig
03. Komm Wir Klauen Pistolen
04. Schmerzlos Und Schnell
05. Bei Dir Leuchten Augen
06. Du Bist Meine Freunde
07. Du Hälst Deine Hände
08. Hübsch Aber Dumm
09. Shampoo Beach
10. Fabrikmädchen
11. Der Einsame
12. Love Planet
13. So Tapfer Wie Ich Kann