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Bekanntgeworden als Sänger von Blackmail, hat Aydo Abay nun sein eigenes Baby namens Ken zur Hauptsache erhoben.
Ende 2008 vermeldeten Blackmail auf der Bandhomepage die Trennung von Sänger Aydo Abay – und die Wortwahl ließ darauf schließen, dass der Abschied wohl nicht harmonisch stattgefunden hat (motor.de berichtete). Die Trauer im Lager der Fans war groß – doch 2010 sollten die Tränen getrocknet sein: zum einen kündigen Blackmail neue Aufnahmen mit neuem Sänger an – und auch Aydos charakteristische Stimme wird man oft genug zu hören bekommen. Denn nun steht das vierte Studioalbum seines liebevoll gepflegten Versuchsfeldes namens Ken ins Haus – und das heißt griffig “Yes We”.
motor.de: Dein neues Abum “Yes We” erscheint in Kürze, was machst du gerade?
Aydo: Ich bin zuhause. Erst kürzlich ist das Remix-Album “Yes They” fertig geworden, das war noch ein Stück Arbeit. Und ich habe eine Vision für das nächste Ken-Album gehabt, die ich versuche umzusetzen. Da ich weiß, dass das sehr lange dauern wird, fangen wir jetzt schon damit an.
motor.de: Aber jetzt erst einmal zu “Yes We”: Wie lange hast du an dem Album gearbeitet?
Aydo: Los ging es etwa 2006, da sind “Get A Life” und “Reminder D” entstanden. Danach habe ich hier und da mal was dran gemacht, und nach meinem Blackmail-Ausstieg haben wir das Album im letzten Jahr konzentriert fertig gestellt. Ich finde, so klingt es auch: wie eine ewige Suche. Ich habe bei mir einwenig Psychoanalyse betrieben und habe entdeckt, dass ich selbst noch nicht weiß, wo ich hin will. Was an sich ja auch nichts Schlimmes ist.
motor.de: Dafür konntest du deine Experimentierfreude ja schön ausleben.
Aydo: Ja, absolut! Und das war auch eine Wohltat nach den ganzen Strapazen und Kompromissen – dass wenigstens mein Geist befriedigt wird. Ich muss immer viel ausprobieren, um zu wissen, ob a) ich es kann und b) ob es mir gefällt. Mein persönlicher Musikgeschmack ist ja auch extrem offen für alles, auch für Geplänkel, also muss ich alles mal probieren.
motor.de: Was meinst du mit Geplänkel?
Aydo: Ich hab im letzten Jahr eine Platte gehört, die erzählt die Geschichte, wie einer in die Wüste geht, um einen Ast zu brechen. Das geht über eine halbe Stunde lang. Ich habe die Platte schon recht lange mit mir rumgeschleppt und dachte immer ‚So ein Schwachsinn’ – aber als ich sie dann gehört hatte, war das unglaublich spannend und machte Sinn. Leider ging so was vielleicht in den Siebzigern. Der Hörerschaft von heute kann man so was nicht mehr zumuten, sonst schalten die aus. Ich würde so etwas auch nicht bringen, dazu denke ich dann doch zu songorientiert.
motor.de: Trotzdem gibt es auf der neuen Platte aber auch ganz schön schräge und noisige Momente.
Aydo: Sicher, nur Gefälligkeit wäre mir und meiner Band auch zu langweilig. Wir haben immer geguckt, was zerstörbar ist: “Get A Life” und “Reminder D” etwa sind schön kompakte Popsongs, das mag ich. Die haben auch ihren Platz auf der Platte. Andererseits gibt es diese wunderschöne Arbeitsweise von so einem Künstler, dessen Name mir leider gerade nicht einfällt: der baut erst alles wunderschön auf, dann zerstört er es und freut sich darüber wie ein kleines Kind. So ging es mir, als wir etwa in “Women Who Love Men…” diesen Billo-Keyboard-Sound in der Mitte allein stehen lassen haben.
motor.de: Wie kann man sich eigentlich die Rollenverteilung in der Band vorstellen? Du bist derjenige, der die Fäden in der Hand hält, aber nicht der musikalische Alleinherrscher, oder?
Aydo: Von Alleinherrscher kann nicht die Rede sein. Ich sehe mich eher als der Dirigent: Ich spiele kein Instrument, aber ich habe so eine gewisse musikalische Vision, die ich einbringen will, und ich habe die perfekten Leute gefunden, die das auch umsetzen können.
Ken – “Get A Life”
motor.de: Deine Bandkollegen sind ja teilweise anderweitig viel beschäftigt. Gibt es keine Probleme, wenn etwa Georg Brenner gleichzeitig mit Urlaub in Polen oder Guido Lucas mit Genepool Verpflichtungen hat?
Aydo: Klar gibt es die, deswegen sind die Termine auch von langer Hand geplant. Und für den Fall, dass etwa Georg oder Ole (Fries, Gitatte, Anm. d. Red.) nicht können, gibt es auch noch eine Art Zweit- und Drittbesetzung, sonst könnten wir gar nicht alle Termine wahrnehmen.
motor.de: Damit dürfte Ken die einzige Band mit Ersatzbank sein.
Aydo: Ja, und nicht nur das: das verstärkt auch den Charakter, den Ken immer für mich hatte. Ich sehe uns ja nicht nur vom Namen her als die Nachfolger der alten Can, bei denen ja auch jeder kommen und etwas beitragen konnte. An der Platte haben ja auch zwanzig Musiker mitgewirkt. Wobei es schon eine Kernbesetzung gibt, was auch wichtig ist.
motor.de: Hast du noch Kontakt mit Blackmail?
Aydo: Nein, der ist komplett abgebrochen. Da hab ich auch keinen Bock mehr drauf. Ich wollte auch diesen krassen Schnitt. Ich hatte mit Blackmail über eine lange Zeitspanne hinweg eine ziemlich gute Zeit, und das werde ich auch nicht mehr aus meinem Leben streichen können. Aber jetzt machen die ihr eigenes Ding und ich meines – und das ist jetzt halt so.
Robert Goldbach
Ken – “Yes We”
VÖ: 26.02.2010
Label: Strange Ways
Tracklist:
01. 21-21=21
02. Get A Life
03. Y.K.I.W.G.T.T.End.O.T.W.W.Y.
04. Women Who Love Men Who Take Drugs To Make Music To Take Drugs To
05. I’ll Sleep When You’re Dead
06. Polecats
07. Reminder D
08. Dead As A Dodo
09. Pirates Vs. Ninjas Vs. Zombies Vs. Robots
10. Quitting Smoking Is Much Easier Than Quitting Talking
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