Khoma lassen sich nicht gern in die Karten schauen. Im motor.de-Interview geben sie aber einen Einblick in ihre Philosophie und verraten außerdem, was sie inspiriert.
Im November letzten Jahres veröffentlichte die schwedische Postrock-Band Khoma ihr Album “A Final Storm“. Vier Jahre waren seit dem Vorgänger “The Second Wave” bereits vergangen. Das Trio hat es eben nicht so mit den üblichen Mechanismen des Musikgeschäfts. Die Wartezeit hat sich allerdings gelohnt – Khoma bieten auf diesem Album kompakte Postrock-Songs der Extraklase. Im motor.de-Interview spricht Gitarrist Fredrik Kihlberg über das Musikbusiness, Schaffensprozesse und seine schwedische Heimat.
motor.de: “A Final Storm” erschien im November vergangenen Jahres. Wie sind die Reaktionen bis jetzt ausgefallen?
Fredrik: Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich dachte, du könntest mir das sagen! (lacht) In Schweden und Skandinavien allgemein wurde die Platte sehr gut aufgenommen. Darüber freuen wir uns und sind auch sehr dankbar. Hoffentlich werden die Leute in Deutschland und Europa das Album auch mögen.
motor.de: Die Platte habt ihr auf dem Label Selective Notes vom In Flames-Fronter Anders Fridén veröffentlicht. Inwiefern hat er Einfluss auf das Album genommen?
Fredrik: Eigentlich gar nicht. Er war in keinster Weise am Songwriting oder den Aufnahmen beteiligt. Wir schotten uns für gewöhlich von der Außenwelt ab, wenn wir schreiben. Somit kann eigentlich niemand das Ergebnis hören, bevor wir nicht vollständig zufrieden damit sind, auch keine Label-Vertreter.
motor.de: Wer ist denn bei Khoma hauptsächlich für das Songwriting zuständig?
Fredrik: Wir schreiben Musik grundsätzlich immer zusammen.
motor.de: Gibt es bereits Pläne für ein nächstes Album?
Fredrik: Eigentlich nicht. Wir schreiben zwar ständig neue Songs, haben aber noch keine Vorstellung, wann eine neue Platte aufgenommen oder veröffentlicht wird.
motor.de: Auf Promo-Fotos und auf eurer Website sieht man euch immer nur zu dritt…
Fredrik: Wenn wir Konzerte spielen, sind wir normalerweise zu sechst. Im Kern besteht Khoma aber aus Johannes Persson, Jan Jämte und mir. Wir drei schreiben die Songs. Bislang hat auf allen Platten unser Freund Thomas Hedlund von Cult of Luna und Phoenix die Drums eingespielt, live spielt Kristian Augustin von Totalt Jävla Mörker Schlagzeug. Ich selber spiele bei Aufnahmen neben der Gitarre die Keys und den Bass ein, live haben wir dafür Andreas Johansson von Cult of Luna am Bass und Jonas Nordström sowie Kristian Karlsson von Pg Lost an den Tasten.
motor.de: Euer Vorgängeralbum “The Second Wave” wurde via Roadrunner veröffentlicht. Was gab konkret den Ausschlag für den Wechsel zu Selective Notes?
Fredrik: Nun, ich glaube, nachdem “The Second Wave” erschienen war, wollten wir einfach wieder eine engere Zusammenarbeit mit unserem Label. Wir wollten wieder Schritt für Schritt vorgehen und vor allem in Skandinavien beginnen – und nicht alles zur gleichen Zeit machen. Außerdem glaube ich, dass Roadrunner Records einige Schwierigkeiten hatte, uns mit dem Rest der Bands unter einen Hut zu bringen. Wir waren da eher der Paradiesvogel. Dennoch war es eine gute Erfahrung, mit Roadrunner zusammenzuarbeiten und es gab auch kein böses Blut. Als wir dann Anders anriefen und fragten, ob er nicht jemanden kenne, der daran interessiert wäre, “A Final Storm” zu veröffentlichen, kam heraus, dass er gerade dabei war, sein eigenes Label zu starten. Und dann entschieden wir uns für eine Zusammenarbeit.
motor.de: Wie steht ihr generell zum Musikbusiness? Seht ihr für individuelle und anspruchsvolle Musik heute überhaupt eine Perspektive?
Fredrik: Es gibt natürlich sehr viel Müll da draußen. Aber ich persönlich finde, dass man auch eine Menge toller Bands entdecken kann, wenn man seine Augen und Ohren aufsperrt. Bands mit einem Standpunkt, die auch was zu sagen haben. Bands, die mit großer Leidenschaft bei der Sache sind. Mir ist wirklich egal, was die Masse der Leute so gut findet – wir sind es sicher nicht. Das wichtigste ist, sich auf das zu konzentrieren, was man selbst will, ohne sich darum zu kümmern, wie es im Endeffekt aufgenommen wird.
Khoma – “In It For Fighting”
motor.de: Johannes und du spielen außerdem bei Cult Of Luna. Ist es schwierig, beide Bands nebeneinander zu haben? Und würdest du Khoma eher als Band oder als Projekt bezeichnen?
Fredrik: Khoma hat genau den gleichen Status wie Cult of Luna. Manchmal ist die Organisation natürlich schwierig, aber bis jetzt hat es immer funktioniert. Wir versuchen natürlich zu vermeiden, Alben zur selben Zeit herauszubringen. Und in den vier Jahren vor “A Final Storm” haben Johannes und ich uns auch sehr auf Cult Of Luna fokussiert. Dieses Jahr ist es eher andersherum und Khoma steht im Mittelpunkt.
motor.de: Umea, die schwedische Heimat von Khoma, hat bereits Bands wie International Noise Conspiracy, Meshuggah oder Refused hervorgebracht. Ist der Underground dort heute noch so aktiv? Was können wir in Zukunft erwarten?
Fredrik: Du hast da so einiges vergessen! Es gibt auch noch die Deportees, Isolation Years, The Perishers, Nocturnal Rites und viele mehr. Und man darf sicher in Zukunft auch noch viel Bemerkenswertes aus Umea erwarten, die Szene ist nach wie vor sehr aktiv.
motor.de: Gibt es deutsche Bands oder Künstler, die euch beeindrucken oder inspirieren?
Fredrik: Ehrlich gesagt bin ich nicht sehr gut darin, mir zu merken, woher Bands kommen. Aber als wir mal mit Cult Of Luna unterwegs waren, haben wir mit The Ocean in Deutschland zusammen gespielt. Ich mag die Jungs sehr, vor allem, wie sie über Musik denken. Sie haben so einen Gemeinschaftsgedanken wenn es um das Schaffen von Musik geht, das inspiriert mich. Konkret beeinflussen mich vor allem die Menschen und ihre Gedanken über Musik, als die Musik selbst.
Interview: Anton Kostudis
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