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Kilians rocken die Moritzbastei in Leipzig

So lieber Simon: hier ist dein Konzertbericht und ich werde die Feuerzeug-am-Kopf-Geschichte natürlich gebührend erwähnen!
Aber fangen wir doch, für alle zum Mitmeißeln, von vorn an: Am Sonntag, den 20.04. um 21 Uhr luden der Veranstalter Inmove und die Moritzbastei Leipzig zum Rockspektakel der deutschen Extraklasse. The Kilians aus Dinslaken – ob dieser Ort vor den Kilians sooft Erwähnung gefunden hat, ist zweifelhaft – traten an und mit bzw. vor ihnen zum Einstimmen die Band The Toulouse.

Pünktlich um 9 gings auch schon los, obwohl sich noch immer Massen am Eingang quetschten um die durchweg mit Jungs besetzten Bands zu sehen. Kurz nach 9 dann wird stolz verkündet, dass alle Tickets an der Abendkasse ausverkauft sind. Glücklich also der, der sich Karten beim Veranstalter besorgt hatte. Oder besser die, denn der Mädchenanteil war deutlich höher als der Jungsanteil. Schön kuschelig wurde es dementsprechend also im Keller der MB. Perfekt um Pogotanzgelage zu starten, schwitzende Körper aneinander zu pressen statt sich mit sinnlosen Anbaggersprüchen kennen zu lernen, und perfekt zum, na was schon? Stagediving! Richtig. Aber halt, der Reihe nach. Zuerst kamen die smarten Jungs von The Toulouse auf die Bühne. Feine Rockmusik, nichts atemberaubend Neues, dafür machen die Jungs was her! Stimmlich wechselt es zwischen System of a Down, Donald Duck, und Dredg. Vor allem beim letzten Song zeigen The Toulouse, was sie stimmlich wirklich drauf haben. Wer sich davon selbst ein Bild machen will, kann dies bei den noch anstehenden Livedaten (siehe unten) ihrer Spit On The Bar-Tour tun oder auf ihren MySpace-Seiten reinhören.

Dann: Mädchengeschrei in den ersten drei Reihen! Sie sind da: die Kilians. Und sofort wird abgerockt, auf der Bühne und vor der Bühne. Simon gibt alles, schreit sich die Lunge aus dem Hals und tanzt was das Zeug hält – aber was vor der Bühne abgeht ist kaum zu beschreiben. Mädchen, die Pogo tanzen und nicht nur schmachtend hinter den rüttelnden Verstärkerboxen stehen! Springende, kreischende, haarschüttelnde Mädchen! Was für eine Freude für die wenigen Jungs, die natürlich die Gunst der Stunde nutzen um ihre Luxuskörper an denen der Mädchen zu reiben ohne ein Igitt oder aber wenigstens abfällige Blicke dafür einstecken zu müssen. Nach circa einer halben Stunde schweißtreibender Rockmusik – das Shirt von Drummer Michael ist komplett schwarz und nur dieser verräterische Ärmel gibt Anlass zum Zweifel, dass es von Beginn an schwarz war – erklimmen die Ersten die Bühne um sich rückwärts, vorwärts, kopfüber und auch kopfunter von selbiger in die schwitzende Menge zu stürzen. Bis dahin ohne Pausen durchgespielt, meldet sich ein gutgelaunter Simon dann jetzt auch mal zu Wort, erzählt dem Leipziger Publikum, wie toll es ist (zugegeben, der ist nicht neu!), lacht, albert und hat Spaß bis – und jetzt kommts – ihm ein Feuerzeug an den Kopf fliegt. Die Stimmung droht zu kippen. Simon verlässt schlagartig die Bühne. Auch die Band weiß nicht, wie ihr geschieht. Doch er kehrt zurück, mahnt den Irren er solle sich stellen. Dass der es nicht tut, liegt wohl weniger an der Angst vor einer Schlägerei mit Simon als vielmehr an der Angst davor wütende Mädchenscharen am Hals zu haben. Aber Simon beruhigt sich wieder… and the party goes on!

Nachdem sie fast alle ihrer Songs vom Album „Kill The Kilians“ gespielt haben gibt es als Schmankerl noch einen neuen Song – und Simon und Co. hoffen inständig sich mit diesem auf YouTube wiederzufinden – und zwei Coverversionen der ganz Großen als Zugabe: Während die Band sich backstage kurz erholt, legt Simon nur mit Akustikgitarre bewaffnet los: Enrique Iglesias’ „Hero“, der mit der kratzigen Stimme von Simon, einen ganz anderen Charakter bekommt – ja durchaus hörenswert ist! Abschließend wird der Laden noch mal richtig gerockt und zwar mit einem Klassiker: U2s Hit „Sunday Bloody Sunday“ muss herhalten! Toller Song, selbst als FastForward-Variante. Aber Simons Stimme ist ja auch schon die halbe Miete, da kann ja gar nicht mehr viel schief gehen…

The Toulouse:
24.04. Freiberg, EAC
25.04. Dresden, Bärenzwinger
26.04. Leipzig, Four Rooms
30.04. Magdeburg, Kiste
01.05. Halle, Hühnermanhattan
08.05. Berlin, Sage Club
28.06. Halle Unikum

Photos: Enrico Ahlig
Text: Anne Lodyga

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