Zum vierten Mal veranstalten Leipziger Studenten das Klanggut Festival im UT Connewitz. Das Line-Up überzeugt jedes Jahr mehr. Die Location sowieso. Dann ist das auch noch ausverkauft. Da müssen wir hin! Trotz der Enttäuschung am Morgen, dass die aufstrebende Hamburger Band In Golden Tears abgesagt hat, machen wir uns auf in den Leipziger Süden.
Als wir den Saal des ehemaligen Lichspieltheaters betreten, stehen schon zwei Herren auf der Bühne und bezaubern mit Schlagzeug und elektronischen Klängen die Menge. Huch, das ist ja Joasihno! Der Soundfrickler scheint das Publikum zu überzeugen. Kommentar von nebenan: “Wer ist das? Der ist SO gut!” Der junge Mann ist Cico Beck aka Joasihno aus Oberbayern, der im Mai letzten Jahres sein Debütalbum “We Say: Oh Well” veröffentlichte. Den Namen sollte man sich mal merken.
Dann betritt der kurzfristig organisierte Ersatz für die wegen Krankheit verhinderten In Golden Tears die Bühne: DIN Martin aus Leipzig bespielten das Klanggut schon im vergangenen Jahr. Ihr düsterer Experimentalrock wird zwar für gut befunden, ihre Spontaneität gelobt, In Golden Tears dennoch stark vermisst.
DIN Martin
Ein Höhepunkt folgt: Talking To Turtles spielen zusammen mit den Dänen von Let Me Play Your Guitar. Florians und Claudias Songs einmal mit einer sechsköpfigen Band zu hören, löst Begeisterungsstürme im Publikum aus. Dann noch einige Songs ohne Dänen: Bei “Short Stories Long” wagen sich die zwei gar ohne Mikros an den Bühnenrand. Und schaffen es fast auch die letzten Reihen des UTs zum Einstellen ihrer Gespräche zu bringen. Aber nur fast, die ambitionierten “Ssschhh”s aus dem Leipziger Publikum taten ihr Übriges. Let Me Play Your Guitar, die aussehen und klingen wie die dänische Folk-Version der Drums, haben direkt einen Stein im Brett und spielen ohne die Wahl-Leipziger einige eigene Songs. Zum Finale des Zweibandprojektes kommen alle noch mal für ein großes “Beam Me Up Scotty” auf die Bühne. Können die bitte den ganzen Abend so weiterspielen?!
Talking To Turtles mit 2/6 Let Me Play Your Guitar
Mit welchem Elan die Headliner I Heart Sharks auf die Bühne gehen, erfreut uns jedes Mal. Die drei feiern ihre Musik so ausdrucksstark, das muss anstecken. Nach “Und das ist die neue Geschichte!”-Chören und der Überzeugung, dass “Let’s just pretend it’s summer” ein super Leitsatz gegen den Winter ist, geht das vierte Klanggut dem Ende entgegen. Jedoch: schon als sich die Reihen bei I Heart Sharks etwas gelichtet hatten, wird uns resümierend bewusst, welcher Act hier eigentlich der heimliche Headliner war. Ach Leipzig.
I Heart Sharks
Fotos & Text: Julia Kindel & Laureen Kornemann
No Comment