Am 30. Januar veröffentlichen Klez.e ihr drittes Studioalbum „Vom Feuer der Gaben“, eine opulente Platte mit klassischem Orchester sowie elektronischen Arrangements. Motor.de besuchte Sänger Tobias Siebert und Gitarrist Christian Schöfer im Vorfeld im eigenen Berliner Studio und sprach über die neue Platte, ihren Entstehungsprozess und das Selbstverständnis der Band.
Wenn man die neue Platte das erste Mal durchhört wird man von Instrumenten und Fülle fast erschlagen. Welchen Ausgangspunkt habt ihr beim Songwriting gewählt und wie sahen die Rohversionen der Stücke aus?
Christian Schöfer: Beim letzten Album „Flimmern“ hatten wir die Songs wirklich in der reinen Bandfassung, also Gitarre/Bass/Schlagzeug. Dieses Mal haben wir schon im Proberaum sehr viel mit anderen Instrumenten herumprobiert, da wurde es am Ende immer mehr. Das war aber schon bei den ersten Demoaufnahmen klar, dass wir Orgelpassagen, die erstmal nur aus einem Synthiesound kamen auch wirklich mit einem Chor machen wollen und mit einer richtigen Kirchenorgel. Während der Aufnahmen im Studio sind wir nur noch diesen Instrumenten hinterher gerannt.
Tobias Siebert: Das hat auch die ganze Zeit danach verlangt. Bei den Grobfassungen konnte jeder hören: „Hör mal, das klingt wie ein Orchester da im Hintergrund, oder wie ne Orgel, ein Chor“. Da haben wir uns gedacht, gut, dann nehmen wir eben einen Chor und eine Orgel auf, wenn es sowieso schon danach klingt. So haben sich die Sachen für die Aufnahmen übereinandergestapelt.
Dann würdet ihr diesen Prozess als natürliche Entwicklung bezeichnen, plötzlich so orchestral zu arbeiten? Es stand also kein Konzept dahinter?
Siebert: Ich denke, es war nicht vorhersehbar. Im Prozess der Arbeit an den Stücken ist dieser Wahnsinn einfach passiert. Wir haben uns völlig frei leiten lassen und sind einfach in diesem Strom der Euphorie mitgeschwommen, noch etwas drauf zu zaubern und noch was drauf zu zaubern. Wir hatten kein Konzept in dem Sinne von „Wir machen jetzt das absolute mega-orchestrale Album“. Das ging los und hat sich entwickelt. Das Stück hat verlangt und wir haben bedient. Bei jedem Stück.
Klez.e – Interview Snippet
Die Texte des neuen Albums befassen sich mit großen Themen wie Glaube, Religion, Natur und Liebe. Oft fühlt man sich an den Sprachduktus der deutschen Romantik erinnert. Welches Konzept lag dem Songwriting zu Grunde?
Siebert: Ich hatte nach der letzten Platte einen sehr hohen Anspruch an die Texte. Ich hab mich die ganze Zeit tierisch unter Druck gesetzt, um bildlicher zu schreiben und viel intensiver zu sein. Ich hab mich nicht hingesetzt mit der Einstellung „Okay wir haben hier ne opulente Platte und jetzt müssen die Texte da mithalten, oder große Themen ansprechen“. Größtenteils habe ich die Texte auch erst nach der Musik geschrieben. Das Lied verlangte es dann einfach, textlich genau so bedient zu werden. Eine Überschrift gab es da nicht. So haben sich diese Momentaufnahmen aus komplexen ausgedachten Geschichten ergeben.
Ihr habt für „Vom Feuer der Gaben“ auch mit bildenden Künstlern zusammengearbeitet. Welche Gründe saht ihr für diese Kollaboration und wie kam es dazu?
Schöfer: Als wir uns die Ergebnisse ungefähr auf der Hälfte des Produktionsprozesses angehört hatten, obwohl die Tracklist noch nicht stand, hatten wir schon das Gefühl „Ja, jetzt haben wir ein richtiges Werk erschaffen“, da alles ja sehr opulent klang und arrangiert war. Da stellte sich für uns natürlich die Frage, wie wir mit dem Cover umgehen. Das war für uns schon immer ein sehr wichtiges Thema. Bei einem abendlichen Gespräch kamen wir dann auf die Idee, zu jedem Song ein Bild zu machen. Aufbauend darauf fingen wir an, bildende Künstler zu fragen, ob sie nicht zu diesem oder jenem Lied ein Bild malen, um noch eine neue Ebene, beziehungsweise Kunstform rein zu bringen.
Siebert: Man soll das Stück hören und dazu das Bild ansehen und es wird etwas mit einem passieren. Jeder Hörer darf dann selbst genießen und empfinden, was mit ihm geschieht.
Klez.e – Studiotour
Generell arbeitet ihr sehr für euch, macht eure Videos selbst, nehmt in Eigenregie auf, habt sogar euer letztes Album „Flimmern“ selbst geremixt. Was hat euch zu diesem Do-It-Yourself Prinzip bewogen?
Siebert: Bisher haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir mit den Sachen, die wir selbst in die Hand nehmen, doch immer recht glücklich waren – im Gegensatz zur Arbeit mit Leuten, die das professionell machen. Wir können auch immer relativ wenig aus der Hand geben, haben unglaublich Spaß am umsetzen und ausspinnen der Sachen, die wir vorhaben. Im Zuge der neuen Platte wurden aber auch viele Sachen erst möglich gemacht, indem wir Leute für uns gewinnen konnten. Einfach indem wir ihnen gesagt haben: „Wir haben das und das vor, haben diese Platte gemacht und möchten jetzt gerne, dass ihr als Orchester auf dieser Platte spielt. Wir können euch natürlich nicht euren normalen Satz zahlen, aber hört mal diese Lieder an, da muss euer Orchester rein. Vielleicht könnt ihr das ja irgendwie fühlen”. Und oftmals waren die Leute einfach so überzeugt, hatten so einen Spaß damit, dass sie dann einfach gesagt haben „ok, machen wir“. So konnten wir das dann umsetzen.
Wie würdet ihr zusammenfassend das neue Album beschreiben?
Siebert: Unser letztes Album „Flimmern“ war in meinen Augen Kino. Demzufolge ist „Vom Feuer der Gaben“ ein groß inszeniertes Theaterstück. Wenn ich mir zum Beispiel ein Stück auf der Bühne anschaue, dann mag ich vor allem diese Schönheit so sehr. Diese Schönheit, wenn Menschen übertrieben gestikulieren. Das haben wir ja auch gemacht. Es gibt so viele Momente auf „Vom Feuer der Gaben“, wo wir übertrieben darstellen mit noch einem Chor mehr und noch einer Streicherspur zusätzlich. Das hängt zusammen.
Schöfer: (nickt zustimmend)
“Vom Feuer der Gaben”, das dritte Klez.e Album, erscheint am 30. Januar bei Loob Musik.
Arne Hirsemann
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