(Foto: Josh Shinner/RCA Records)

Kodaline haben sich in Großbritannien und Irland durch zahlreiche Chartplatzierungen bereits einen Namen gemacht. In Deutschland hat man bisher nicht viel von ihnen gehört, nur Grey's Anatomy Fans sollte der Song "All I Want" bekannt vorkommen. Außer Atem und leicht verspätet am verabredeten Ort angekommen, entwickelte es sich zu einem der angenehmsten und humorvollsten Gespräche mit einer Band seit langem. Steven (Sänger), Mark (Gitarrist), Jasson (Bassist) und little Mr. Sunshine Vinny (Schlagzeug) sind bodenständige und angenehme Zeitgenossen. Oftmals als Schnulzenband abgestempelt plauderten wir über ereignisreiche Backstageaufenthalte, ihre Idole und über das Tourleben. Danach war klar: Milchbubi war gestern.

 

motor.de: Gerade habt ihr eure ausgiebige Amerika-Tour beendet und du Vinny wurdest auf dem Truckstop vergessen? 

Vinny: Ja ja, die haben mich vergessen 

Kodaline: Ja wir hatten einfach genug von ihm, der ging uns ganz schön auf die Nerven (lachen).

Vinny: Ja wir hatten zum ersten Mal einen Bus und der hatte sogar einzelne Schlafabteile – Luxus. Wir hielten halt am Truckstop ich bin ausgestiegen bin wieder in den Bus eingestiegen und bin dann – warum auch immer-  noch einmal ausgestiegen, aber das hat keiner mehr mitbekommen. Als ich zurückkam war der Bus weg. 

Hier meldet sich der Tourmanager aus dem Hintergrund mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen zu Wort.
TourmanagerWir dachten halt, dass er wieder eingestiegen ist und in seinem Bett liegt. Wir fuhren dann normal weiter und ich erhielt irgendwann einen Anruf aus England, dass wir Vinny vergessen hätten. 

Vinny: Ja mein Handy funktionierte nicht, aber irgendwie hatte ich doch W-Lan und so konnte ich zumindest eine E-mail nach Großbrittanien schicken zu unserer Agentur, die dann wiederum bei den Jungs im Bus anrief und sie darauf aufmerksam machte, dass sie mich vergessen haben.

Kodaline: Ja es hat 45 Minuten gedauert bis wir überhaupt mitbekommen haben, dass er fehlt. Jeder Truckstop sieht auch gleich aus in Amerika und wir mussten wirklich an jeder Raststätte anhalten, weil wir nicht wussten wo wir Halt gemacht hatten. Insgesamt haben wir 4-5 Stunden gebraucht um ihn wiederzufinden. 

motor.de: So Vinny das nächste Mal vergisst du dann deine Bandkollegen, als ausgleichende Gerechtigkeit?

Vinny: Oh ja, wir kehren auch noch in diesem Jahr nach Amerika zurück, die Chancen stehen also gut. 

Kodaline: Wir können es kaum noch erwarten wieder in Amerika zu spielen, das ist so ein kleiner Traum von uns. 

motor.de:  Aber warum denn?

Kodaline: Als kleiner Junge hast du immer diese Bilder im Fernsehen gesehen und es sieht in der Realität dort genauso aus. Dieses Mal fahren wir auch quer durch Amerika – von New York nach L.A. – und man sieht so viel von dem Land. Touren durch Amerika, touren in der UK und touren in Europa, dass sind drei ganz unterschiedliche Dinge, die alle auf ihre ganz eigene Art toll sind. 

motor.de: Was macht das denn so unterschiedlich? 

Kodaline: Hauptunterschied ist da schon die Kultur und die Sprache. Auch die europäischen Städte unterscheiden sich, aber das liegt hauptsächlich an dem Publikum. Es sind jetzt keine drastischen Unterschiede, aber man spürt sie schon. In Texas fühlten wir uns sehr wilkkommen – die typische Gastfreundschaft der Südstaaten. Und das Publikum in Deutschland ist verrückt. Wir sind hierzulande noch keine große Band, aber die feiern jeden einzelnen Song von uns.


Kodaline – All I Want (2013 Edit) on MUZU.TV.

motor.de: Wie entstehen eure Songs, wie läuft das bei euch ab? 

Kodaline: Meist entsteht ein Song an der Akustikgitarre oder am Piano und dann gehen wir irgendwann zusammen als Band ins Studio und spielen den dann ein. 

motor.de: Eure Lieder drehen sich häufig um die Liebe und ihr habt einmal gesagt, dass Trennungen eine sehr gute Grundlage für das Schreiben ist...

Kodaline: Ja.

motor.de: Habt ihr denn keine Angst, dass ihr irgendwann mal nichts mehr zu erzählen habt? 

Kodaline: Die Trennungen sind für uns ein wichtiger Impuls für das Songschreiben, das ist wahr, aber wir haben auch noch viele andere Themen. Wir schreiben ja auch konstant an neuen Songs und allein in diesem Jahr haben wir neben dem ganzen reisen richtig viele Songs geschrieben.Wir lernen viele neue Leute kennen und machen unsere ganz eigenen Erfahrungen, wir haben also noch eine Menge zu erzählen.

motor.de: Ihr schreibt also neben der Tour konstant an Songs, oder plant ihr feste Studiozeiten ein?

Kodaline: Das kommt ganz darauf an wie wir Zeit haben. Aber meistens entstehen neue Songs tatsächlich täglich, denn wenn irgendwo ein Piano herumsteht, dann spielen wir natürlich auch darauf und oft entsteht dabei etwas gutes (lacht). Manchmal engt uns auch das Studio viel zu sehr ein, als dass wir dann richtig kreativ sein könnten.  
 
motor.de: Wer ist denn eurer Meinung nach die beste Liveband?

Mark: Vor ein paar Tagen habe ich David Byrne gesehen von Talking Heads, der ist mein Held.

Kodaline: Queens of the Stone Age (einstimmig)

Vinny: Die sind einfach Rock'n'Roll. Die haben ein Video hochgeladen von ihrem Festivalauftritt: Josh Homme kommt mit einer Infusion auf die Bühne und sagte" Der Doktor meinte wir können heute kein Rock'n'Roll spielen." und schon fing der Schlagzeuger an zu spielen. Wir verbrachten den ganzen Sommer in einem Van und Queens of the Stone Age waren so ziemlich die einzigen Headliner, die wir live sehen konnten. 

motor.de: Die allererste Single "Give Me A Minute" ging direkt auf Platz eins der irischen Charts, weil sie so oft heruntergeladen wurde. Seid ihr persöhnlich große Download-Fans?

Kodaline: Wir lieben Vinyl, es gibt nichts besseres. Downloads machen Musik aber zugänglicher, denn du kannst zehn Sekunden nach Erscheinen das Album direkt downloaden. Und CD´s …keine Ahnung wann ich das letzte Mal eine CD in der Hand hatte. Man nimmt sich nicht so viel Zeit für die Musik, wenn man sie einfach nur herunterlädt. 

Steven: Mir fehlt es auch in den CD-Laden zu gehen und zu stöbern. Man nimmt die Musik einfach stärker wahr.Wir lieben die physischen Tonträger mehr- eindeutig.

Kodaline: Man muss auch legal downloaden, schon allein aus Fairness. Wenn du willst, dass dein Album gekauft wird, dann musst du auch bereit sein für andere Alben zu zahlen. 


Kodaline – High Hopes (Busking Outside Tower Records) on MUZU.TV.

motor.de: Euer Produzent hatte mal mit U2 zusammengearbeitet, richtig? 

Kodaline: Ja. 

motor.de: Und Steven du hattest zu Beginn Angst vor ihm zu singen?

Steven: Ja sogar ziemlich große, weil er schon mit so vielen Stars zusammengearbeitet hatte. Wir haben als kleine Hobbyband angefangen und wollten sehen was daraus werden kann und dann stehst du vor so einem Vollprofi, natürlich hatte ich da Respekt. Am nächsten Tag dachte ich mir dann "Ach komm" und fing irgendwann an zu singen. 

motor.de: Ihr seid also immer noch ein wenig eingeschüchtert, wenn ihr eure Idole trefft?

Kodaline: Oh ja, das ist so ein Schuljungen-Ding, wenn man vor seinen Idolen steht. Mann muss einfach versuchen cool zu bleiben und zu kontrollieren was aus seinem Mund kommt. 

Vinny: Ich bin ein riesiger Queens of The Stone Age Fan und als ich Josh Homme traf, war ich so aufgeregt und wusste nicht mehr was ich sage. 

Kodaline: Wenn du Backstage bist siehst du die ganzen Bands und eigentlich willst du nur hingehen und fragen ob du nicht ein Foto haben kannst, aber das kannst du nicht bringen, denn es macht auch kein anderer. 

Monika Schädlich