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Categories: Kinokolumne

Königliches Kinovergnügen

Jetzt ist das also wieder rum, Marco ist wieder frei, Maddy immer noch nicht gefunden und dass es um das Klima übel bestellt ist, daran konnten auch Al Gore und Leo DiCaprio bisher nichts ändern. So manche Sorge nimmt man also mit nach 2008 und ist deswegen mal wieder umso dankbarer fürs Kino. Schließlich werden dort auch die größten Schwierigkeiten innerhalb von zwei Stunden gelöst (nur die Piraten der Karibik brauchten leider etwas länger…) und nur in den seltensten Fällen müssen sich Bundeskanzlerinnen oder Ex-Beinahe-Präsidenten in die Angelegenheit einschalten. Und manchmal schließt sich sogar ein Kreis: mit „Die Queen“ fing das Kinojahr 2007 königlich an und darf genauso nun auch zu Ende gehen.

Gleich zwei adlige Damen sind in dieser Woche neu am Start, doch auf den ersten Blick scheinen sie wenig gemein zu haben. Kurz vor der Hochzeit mit dem Traumprinzen verschlägt es Giselle in „Verwünscht“ aus dem Zeichentrick-Märchenwald ins echte Manhattan, wo sie mit unfreundlichen Passanten, gelben Taxen und dem Mangel an Gesang zu kämpfen hat.

Derweil kommt Königin Elizabeth I. in „Elizabeth – Das goldene Zeitalter“ direkt aus einem brillanten, beinahe zehn Jahre alten ersten Teil und kämpft nun in der Fortsetzung nicht nur gegen die Spanier, sondern auch gegen das Drehbuch mit seinen historischen Unkorrektheiten und dem royalen Seifenopernkitsch.
Trotzdem lassen sich durchaus Gemeinsamkeiten feststellen, immerhin spielen für beide Heldinnen die Kostüme eine entscheidende Rolle. Giselle näht ihre selber, bevorzugt aus den Gardinen von Patrick „McDreamy“ Dempsey. In „Elizabeth“ dagegen sollen die Kleider mit ihrer enormen Pracht den Zuschauer vermutlich vor allem von der Dürftigkeit der Story ablenken. Viel wichtiger ist allerdings, dass beide Filme sich auf Hauptdarstellerinnen verlassen können, die als Prinzessin bzw. Königin die Geschichten fast im Alleingang sehenswert machen: Amy Adams und Cate Blanchett sind einfach wunderbar!

Um sie herum toben derweil die Jungs. Michael Caine und Jude Law, auch zwei (fast) immer sehenswerte Schauspieler, liefern sich im Zwei-Personen-Kammerspiel „1 Mord für 2“ einen erbitterten Kampf. Action spielt in dieser ansprechenden Mischung aus Thriller und Komödie nur eine untergeordnete Rolle, doch die Dialoge sind so temporeich und geschliffen, dass trotzdem keine Langeweile aufkommt. Wen wundert’s, stammen sie doch aus der Feder von Nobelpreisträger Harold Pinter.

Wie anders kommt da „Dialog mit meinem Gärtnerdaher, in dem zwei Männer ebenfalls fast nichts anderes tun als reden. Doch wo die beiden oben genannten Briten sich mit Arroganz bekriegen, wärmen die Franzosen Daniel Auteuil (gerade noch in „Mein bester Freund“ auf der Suche nach Kontakten) und Jean-Pierre Darroussin in aller Ruhe ihre Freundschaft auf, philosophieren über das Leben und beschäftigen sich mit den Johannisbeeren. Anders als Law und Caine können sie dabei natürlich problemlos auf Schnickschnack wie Überwachungskameras und falsche Schnurrbärte verzichten…

Künstliche Gesichtsbehaarung haben auch „Alvin und die Chipmunks“ nicht nötig. Die drei sind immerhin Streifenhörnchen und daher von Natur aus mit Fell gesegnet. In diesem Fall, dem ersten Kinofilm nach 50 vor allem in den USA erfolgreichen Jahren als Platten- und TV-Stars, kommen die Härchen der piepstimmigen Nagetiere übrigens in prächtiger Digitalität aus dem Computer, während ihr menschlicher Kollege Jason Lee seinen Bartwuchs in aller Wahrhaftigkeit in die Kamera halten muss.

Ach, und dann ist da ja noch „Keinohrhasen“ von und mit Til Schweiger. Darin tut er sich zwar schwer mit dem Basteln von Stofftieren, kriegt aber immerhin Nora Tschirner rum. Außerdem spielt er, mit Matthias Schweighöfer als Assistent, einen rasenden Boulevard-Reporter. Und damit schließt sich dann, mit viel gutem Willen und ein bisschen Ironie, noch einmal der Kinokreis, der 2007 mit „Die Queen“ begonnen hatte.

Text: Patrick Heidmann

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