Hätte Urban Outfitters einen Aufzug, würde in diesem wahrscheinlich Alt J Musik trällern. Da ich dem Haupstadt-Health Hype noch immer erfolgreich trotze und Fahrstühle in jeder Hinsicht der Treppe vorziehe, während ich mir genüsslich ein kleines On-the Go Mars in den Mund schiebe, war ich beim Alt J Konzert in Berlin natürlich sofort am Start (außerdem hatte ich kaum mehr Leben bei Candy Crush).

Trotz meines unumwerfbarem Statements zur Debatte Aufzug vs. Treppe, interessierte mich dann doch vor Ort, was alte Alt J Fans wohl so in Fahrstühlen treiben. Bei meiner kleinen Feldstudie stellte ich vor allem spezifische ethnographische Unterschiede fest – mit der nähe zur Bühne scheint die Sympathie der Fans proportional zuzunehmen. Zwischenfazit: Hock dich das nächste Mal beim Konzert lieber nicht in einen coolen Sitzkreis in die letzte Ecke. Du wirst erstens nicht besonders viel mitbekommen und zweitens bei meiner Studie nicht besonders gut abschneiden (Wieso habt ihr mich einfach weggeschickt ???).

Zurück zu meiner Fahrstuhlumfrage. Leider sind die meisten Alt J Fans Befürworter des Treppensteigens. Die prägnantesten Aussagen erhielt ich daher – wo sonst – im Raucherbereich. Hier ist man eindeutig zwigespalten: Da gab es zunächst die Mediengeilen Labertaschen. Die wussten vor allem, was sie in Fahrstühlen nicht leiden können:

„Ich möchte nicht mit jemandem im Aufzug fahren der stinkt, mich anstarrt oder sich vor mir räuspert und mich anschaut.“

hieß es da zum Beispiel. „Warum sollte man wildfremde Menschen anräuspern während man sie anstarrt?“, dachte ich mir während ich mich unaufhörlich räusperte und sie dabei anstarrte. Dann waren da noch die absoluten Präventionspros. Wie fast alle Männer hätten diese gerne Sex im Fahrstuhl, ergänzten ihre Aussage jedoch mit dem Hinweis, dass man bitte zukünftig kleine Kondomschubladen in Aufzüge integrieren solle, um den kleinen Quicky safe zu überleben. „In diese Innovation hätte Charlie Sheen mal investieren sollen“, stellte ich mir heimlich vor, lachte über meinen schlechten schwarzen Humor und begab mich zur nächsten Ehtnienzone in der Alt J Crowd.

Auf meiner vergeblichen Suche nach Fahrstuhlfans, kämpfte ich mich durch einen Dschungel auf Selfiestangen und süßen Mid40ern, die den Party Finger schwingten. Während meiner Recherchen fühlte ich mich ein bisschen wie bei Girls Club in der großen Pause. Mitten im Geschehen, aber irgendwie trotzdem nicht dabei. Eher nebensächlich lief Alt J im Hintergrund und ich muss gestehen, dass auch die anderen Besucher sich lieber mit mir unterhielten oder in der Kloschlange standen, als aktiv die Musik wahrzunehmen (außer der Sitzkreis aus dem ich weggeschickt wurde).

Hier und da blickte ich mal auf die Bühne und stellte fest, dass Alt J wirklich nur Menschen wie du und ich sind, die gute Musik machen und wahrscheinlich auch eine geheime Liebe für Fahrstühle hegen. Da der Frontsänger jedoch ein wenig Ähnlichkeit mit TJ aus Disneys große Pause hatte, schaffte er es, mich in den ersten Stock meiner Jugendgefühle zu liften. Gemeinsam schwammen wir auf der Awesome Wave und ich fühlte ich mich wie das Power Girl Spinelly und nicht mehr wie der Girlsclub Loser Lindsay Lohan, neben dem keiner sitzen will. Dieser Gedanke bringt mich zurück zum eigentlichen Konzert – der Grund, weswegen ich mich eigentlich in die Arena begeben hatte.Aber nun ja, dazu gibt es nicht viel mehr zu sagen, außer: Jungs, Lichtshow ist nicht alles – ihr könnt nicht das ganze Konzert über so tun, als ständet ihr mit uns in einem Fahrstuhl! Wobei, selbst wenn ihr euch mehr bewegt hättet: Ihr habt mich nach den ersten 30 Sekunden eh schon derartig geblendet, dass ich für den erst der Zeit halb blind durch’s Publikum gestolpert bin. Ihr hättet den armen Garderoben-Leuten ruhig ein paar Watt abgeben können, die hatten nämlich keine einzige Lampe, was zu ein wenig Chaos führte, als ich mich heimlich von meiner Studienreise verabschieden wollte.

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Text: (c) Laura Catalina

Titelbild und Zeichnung: (c) Saskia Fuchs/ Instagram: fuchshat