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Karl-Marx-Stadt und ihre Lokalpatrioten Kraftklub (von stadtinternen Atomino-Dauerkarten-Besitzern liebevoll "Kraffis" gerufen) haben zur großen Kosmonaut Festivalsause am Stausee Rabenstein geladen und alles von Chemnitz bis Berlin "so yeah". Neben etlichen Casper Fanshirts drehten sich am Wochenende des 27./28. Juni in Chemnitz alle vor allem nach einem um: dem großen Fragezeichen, wer denn nun der, in höchstprofessioneller Marketing-Manier in Szene gesetzte, "Geheime Headliner" sein würde.
In der Idylle des Chemnizter Vorlandes packten Kraftklub und Kumpels selber mächtig mit an; stiegen auf Leitern, befestigten Lichterketten an Bäumen, zockten Flunky-Ball auf dem Zeltplatz, hockten sich mit dem Fanvolk ins Gras und haben den "Geheimen Headliner" wahrscheinlich eigenständig mit Kartoffelsäcken über den Köpfen auf die Bühne geschleust – und so fand das Beat The Riche Familienfest in Puncto Liebe zu Stadt, Leuten und Musik ganz im Woodstockschen Sinne statt.
Das entspannte Woodstock-Feeling hatten offenbar auch die Mighty Oaks verinnerlicht, und für ihren Auftritt die Air Max in Berlin gelassen, um barfuss die Saiten ihrer Gitarren vor passender Waldkulisse anzuschlagen. Auch die Österreicher von Bilderbuch waren gut drauf, und haben in praller Spätnachmittagssonne mal wieder ihre Live- und Tanzkünste bewiesen. Maurice (Anm. d. Red.: Sänger der Band Bilderbuch) hat Percussians und Hintern geschwungen, und den ihm von der Casper Hinterland Tour schon bekannten Fans in den ersten Reihen abermals bewiesen, was für eine Maschine er und seine Wiener Jungs live sind. Weiter flippen konnten die Kiddies an dem Abend bei Alligatoah, der seine Minnesänger-Rap-Attitüde mittlerweile so weit gestreut und optimiert hat, dass – ob man nun wollte oder nicht – von Handbrot-Bude bis Dixie-Klo JEDER mit ihm den Bach runter gehen wollte. Badespaß gab es an diesem Wochenende nicht nur textlich bei Trailerpark-Zögling Alligatoah, sondern – oh Wunder! – vor allem im Stausee Rabenstein. Vom Zelt an den Strand, rein ins Kühle Nass: So wurden Saltos, Schrauben und andere akrobatische Wasserfiguren geschlagen, während die Künstler vom Backstage aus Tretboot-Touren unternahmen und im Hintergrund aus Richtung Blume-Bühne seichte Elektro-Beats wummerten. Das nennt man dann wohl Liebe, Luft und Lollipops! Das Grande Finale für den Freitag gab es mit viel Geschrei und einer beachtlichen Menge Feuerwerk bei Rampensau #1 Casper, zu dessen Liveshow nicht mehr viele Worte verloren werden müssen, außer: immer wieder ein Genuss!
Samstag war Helios Karl-Marx-Stadt zwar nicht ganz so wohlgesonnen, dafür wurde es am Stausee Rabenstein international! Die Blood Red Shoes kamen mit ordentlich Wums, wovon es den Klaxons leider ein bisschen gefehlt hat, was aber nichts daran geändert hat, dass bei Hits wie "Golden Skans" oder "Show me a Miracle" die Hände in die Luft gingen und die Stimmen laut wurden. Das Wettbüro für Spekulationen um den "Geheimen Headliner" wurde irgendwann dicht gemacht, und während wir fern ab jeglicher Realitäten immernoch hofften, dass es Portugal. The man sein würde, tuschelte der Rest des Festival Geländes anderen Tacheles. Mittlerweile gab es so viele Pro- und Contra-Listen zu diversen Acts, dass nicht mehr gänzlich auszuschließen war, ob vielleicht Karl Marx' Hologramm "Das Kapital" in einer 18-stündigen Lesung vortragen würde.
Neben den in der Regionalbahn sporadisch zusammengeklebten Pappschildern, deren Aufschrift den sofortigen Konsum von Bier und Schnaps forderte, stand zumindest der Wunschkandidat der Festival-Demonstranten für den "Geheimen Headliner" fest: K.I.Z! Nachdem die mehrstündige Instagram-Diskussion, ob Marterias Fotos von seinem (angeblichen) Weg zur Fusion nun fake oder real seien, abgeschlossen und geklärt war, dass Alter-Ego Marsi mit Kid Simius zusammen Lärz abreißen würde, galt die Spekulation um eine mögliche K.I.Z.-Show als quasi bestätigt. Deswegen mag der ein oder andere latent entrüstet gewesen sein, als der große schwarze Balken auf dem Line-Up sich am Samstag um 23:00 lichtete und die Hamburger Raprabauken Fettes Brot ihre "3 is ne Party" am Stausee Rabenstein gefeiert haben. Abgesehen von zwei, drei K.I.Z.-Ultras schien die breite Masse doch angemessen zufrieden mit der Überraschung, und so ließ es Chemnitz zum Kosmonaut Abschluss nochmal ordentlich knallen.
So ein Wochenende straight outta Chemnitz kann man schon mal machen und deswegen kommt das Kosmonaut Festival 2015 auch wieder! Also nur noch rund 350 Mal schlafen und schon mal eine Liste der möglichen geheimen Headliner aufstellen, bis es wieder heißt: Iiiiich fahr nach Karl-Marx-Stadt!
(Fotos: motor.de)
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