Wer wie die Newcomer-Band Krahnstøver schon so erfrischend und elektrisierend aufspielt, bei dem scheint gesteigerte Aufmerksamkeit angebracht zu sein. motor.de traf sich zum ersten Beschnuppern.
(Foto: Krahnstøver)
Die Schreibweise mag verwirren, doch die Band Krahnstøver kommt nicht etwa aus den tiefen Wäldern Norwegens, sondern aus dem beschaulichen Leipzig. Und obwohl man als Band noch nicht einmal zwei Jahre zusammen musizizert, kann sich der bisherige Werdegang durchaus sehen lassen. In diesem Jahr gewann man den lokalen Bandwettbewerb “Der große Preis” und nahm außerdem eine EP zusammen mit Ed East von den Indie-Poppern Chikinki auf. Und das soll erst der Anfang sein! motor.de traf mit Stephie und August Zweidrittel der Band kurz bevor sie für I Heart Sharks im Rahmen der motor indie.cation den Support gaben.
motor.de: Ihr seid eine noch verhältnismäßig junge Band, die sich selber die Genre-Bezeichnung “Elektro-Clash” auf die Fahne geschrieben hat. Wie lange gibt es denn Krahnstøver in seiner Form schon und wie würdet ihr eure Musikrichtung konkreter definieren?
August: In dieser Form, also als Trio, gibt es uns erst seit Juli diesen Jahres. Davor waren wir seit April 2010 zu viert. Als Elektro-Clash definieren wir das Zusammentreffen verschiedener Genres unter diesem Begriff, mit dem Ziel, daraus etwas Neues und Eigenes zu schaffen.
motor.de: Und mit diesem Sound habt ihr es geschafft, vor kurzem den großen Leipziger Bandwettbewerb “Der Große Preis” zu gewinnen, bei dem es auch einen amtlichen Hauptgewinn gab. Könnt ihr darüber etwas mehr erzählen?
Stephie: Insgesamt gab es da drei Hauptgewinne zur Auswahl: einen zehntägigen Studioaufenthalt, ein Promotion-Paket und die Möglichkeit, eine eigene Vinyl mit 500er Auflage pressen zu lassen. Wir haben uns dann für ersteres entschieden, wollen allerdings gern noch unsere Songs verfeinern und vor allem generell mehr Material vorweisen, bevor wir den Gewinn dann einlösen und ins Studio gehen.
motor.de: “Mehr Songs” ist ein gutes Stichwort. Ist ein Album denn schon in Planung? Bisher gibt es von euch ja lediglich eine EP namens “Silva” mit vier Tracks. Diese habt ihr mit Ed East von der bekannten Indie-Band Chikinki aufgenommen? Wie kommt man als Newcomer denn an so jemanden heran?
August: Das mit Ed ist tatsächlich über Freunde und Bekannte geschehen, welche wir 2010 auf der Pop-Up-Messe getroffen haben. Die hatten damals zusammen mit Chikinki das bekannte Kitty-Yo-Label gegründet und dann den Kontakt zu Ed hergestellt, so dass wir in sein Studio konnten. So einfach war das (lacht).
Stephie: Wir haben da als Band auf jeden Fall noch einiges dazu lernen können. Unser Album wollen wir dann im Rahmen dieser gewonnen Studiosession aufnehmen.
Krahnstøver – “Sonar”
motor:de: Ihr probt und lebt zusammen in Leipzig. Wie fasst ihr die Musikszene dort auf? Gibt es viel Spielraum für Projekte wie euch, oder würdet ihr euch mehr Aktionsfläche wünschen?
Stephie: Von der Genre-Breite ist Leipzig auf jeden Fall sehr abwechslungsreich. Von Elektro über Reggae bis hin zu Rock ist ja hier alles vertreten und es gibt aus meiner Sicht viele gute Bands mit Potential. Allerdings empfinde ich es noch recht schwierig, als Band aus Leipzig rauszukommen und ich weiß auch nicht woran das liegt.
August: Leipzig ist ein schwarzes Loch.
Stephie: (lacht) Ja, vermutlich. Vielleicht auch, weil viele Leute von außerhalb zu wenig Wert darauf legen, Bands aus Leipzig zu engagieren. Wenn man da nicht schon vorher Kontakte nach außen hat, dann kann das wirklich schwer werden.
motor.de: Perspektivisch zieht es einen als Band in Deutschland dann ja doch häufig lieber nach Hamburg oder vor allem Berlin.
Stephie: Ja, in Berlin haben wir schon gespielt und werden dies Anfang Dezember auch nochmal machen. Aber sowas müsste man dann wirklich situationsabhängig machen, gesetz dem Fall, es käme wirklich ein Labelangebot aus der Haupstadt.
motor.de: Habt ihr denn eine bestimmte Arbeitsethik?Schreibt nur einer die Songs oder ist das ein demokratischer Prozess?
August: (lacht) Wir stimmen jeden Ton einzeln ab!
Stephie: Als wir noch zu viert waren, hat unser ehemaliger vierter Mann die Songs häufig am Computer vorprogrammiert und wir haben dann versucht, das Ganze live umzusetzen, oft in einer anderen Form. Wir haben uns dann zusammengesetzt und überlegt, wie wir unsere Vorstellung von einem Song am besten für die Bühne umfunktionieren können.
August: Viele Ideen sind dann einfach beim Jammen gekommen. Das haben wir nach dem Wegfall unseres vierten Mannes dann auch beibehalten. Wir arbeiten jetzt sozusagen genau anders herum, entwickeln die Songs im Studio und nehmen den Computer als zusätzliches “Bandmitglied” zur Hilfe.
Krahnstøver – “Silva”
motor:de Über euch selbst sagt ihr: “Die Musik zieht den Zuhörer in eine nordische Steillandschaft und zwingt sie zu einem Nomadendasein, das sich wiederum doch der Elektronik verschrieben hat.” Bei dieser Beschreibung muss man zwangsläufig nach eurem Bandnamen fragen, welcher auch eher aus nordischen Gefilden zu stammen scheint. Gibt es eine Geschichte dahinter?
Stephie: Krahnstöver ist der Nachname einer Freundin, über die sich die Bandmitglieder kennengelernt haben. Das war noch lange, bevor es die Band in der heutigen Form gegeben hat. Wir haben ihren Namen dann aus Dankbarkeit behalten und nur durch das skandinavische “ø” verändert.
August: Ich finde schon, dass unser Sound einige skandinavische Anleihen besitzt, gerade diese ganzen schwebenden, sphärischen Elemente, die im Hintergrund eine Rolle spielen. Da kann man schon mal an weite Täler denken.
Stephie: Wir haben auch alle unterschiedliche Einflüsse, aber gerade Sachen, die ich gut finde, wie Fever Ray oder Lykke Li fallen ja auch in diese skandinavische Klangwelt.
motor:de Die Album-Ambitionen hattet ihr ja bereits erwähnt. Was steht ansonsten in naher Zukunft bei euch an? Wo setzt ihr Prioritäten?
August: Live spielen, viel live spielen.
Stephie: Vor allem auch gern außerhalb von Leipzig. Wir haben hier schon so oft gespielt, dass ich denke, dass Publikum könnte langsam übersättigt sein. Wir wollen uns gern noch anderswo ausbreiten. Mir ist es außerdem persönlich wichtig, eine gute Balance zwischen der Musik und meinem Studium zu finden, damit keins von beidem auf der Strecke bleibt.
August: Ich würde hingegen gerne mehr Zeit mit der Musik und weniger in der Uni verbringen (lacht).
Interview: Norman Fleischer
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