Leicht gesagt, schwer getan – und trotzdem keine Unmöglichkeit: Supersympathischer Pop mit Sexappeal, Humor und Stil. Ein bißchen Indie, ziemlich elektronisch, mal braves Mädchen, mal Wölfin im Schafspelz, aber immer mit dem Herz auf dem rechten Fleck. ANNIE macht’s vor und alle machen gerne mit. Oder vielmehr alle, denen Geschmack, Verspieltheit und Liebe zur Sache noch etwas bedeutet. So wurde ANNIE für Ende August als Co-Headliner neben dem neuen Hype Act Maximo Park (die übrigens für Annies Single „Hearbeat“ einen Remix anfertigten) zum Monsters of Spex Festival in Köln eingeladen und wird in den Tagen davor mit einem DJ/ Live-to-track Konzept wie man es von Erlend Oye kennt auf Clubtour gehen.
Ein besonderes Bonbon ist natürlich die Anfrage des renommierten Berliner !K7-Labels, ANNIE die kommende DJ Kicks mixen zu lassen – nachdem Kruder & Dorfmeister, Thievery Cooperation, Stereo MC’s, Nightmares On Wax, Tiga, Chicken Lips, Erlend Oye und The Glimmers sich bereits an der legendären DJ-Mix-Reihe bewiesen, ist das die direkte Einladung in den Elektro-Olymp.
Wie dem auch sei, am 22. August wird ANNIE zunächst ihr Album Anniemal in Deutschland veröffentlichen und damit ein herrliches Profil beweisen. Dass Anniemal auf dem britischen Label 679 Recordings stattfindet, das sich mit Acts wie The Streets, The Secret Machines, Futureheads u.a. als Garant für zukunftsweisende Musik profiliert hat, macht die Geschichte um die Norwegerin dann noch aufregender. Aber Anniemal hat das auch verdient, denn was ein erstes Hören erahnen lässt, bestätigt sich bei vorsätzlicher Wiederholung: Anniemal ist ein besonderes Album: Besonders schön und besonders gut!
Manch einer mag sich wahrscheinlich noch an The Greatest Hit erinnern, mit dem ANNIE einen wunderbaren Einstand auf einem Loop von Madonnas Everybody feierte. Der Track wurde zu einem unwiderstehlichen Underground-Hit und ließ Musikfans und empfindsame Herzen butterweich werden und nur so dahinschmelzen.
Ihr aktueller Herzensbrecher heißt Heartbeat und ist der 5. Track auf dem Album. Mit unaufhaltsamem und unwiderstehlichem, aber auch ganz unaufdringlichem Drive und ANNIEs mehr als nur charmanter Stimme ein vollkommener Popsong, dessen Melodie und Minimalismus die Sehnsucht nur so dahinschweben lassen… – und übrigens komplett ohne Synthesizer auskommt.
Aber klar, das Album enthält viele weitere Highlights, die dafür sorgen, dass ANNIEs wundersame Facetten sich in unendlicher Farbvielfalt entfalten, z.B. Chewing Gum, Easy Love, Always Too Late und natürlich die aktuelle Version von The Greatest Hit.
Als Annie Lilia Berge Strand wuchs die Songwriterin und Sängerin an vielen Orten in Norwegen auf und landete mit 13 Jahren in Bergen, einem Nest, das, so klein es auch ist, mit den Kings of Convenience bzw. Erlend Oye, Roysköpp, Ralph Myers, Magnet und Sondre Lerche einige der kreativsten Köpfe des europäischen Nordens beherbergt. Ihre erste Band hieß Suitcase, eine …hmmm… Indie-Rockband, die auseinanderbrach, als „einige aus der Band TripHop machen wollten,“ so ANNIE. Denn TripHop, den mag sie nicht.
Nachdem ANNIE begonnen hatte ihre ersten eigenen Songs zu schreiben, traf sie 1999 auf Producer Tore Andreas Krokne, der unter dem Namen Erot exzellente elektronische Dance-Music schuf. Sie wurden – nicht nur musikalisch gesehen – das perfekte Paar und veröffentlichten The Greatest Hit, dessen Wirkungskreis nicht nur auf Norwegen beschränkt war: „Ich kenne Leute, die es gehört haben, als sie in LA waren, und in Australien und überall in Europa,“ erinnert sich ANNIE. „Aber es ist nirgendwo ein Hit geworden. Ich hab nicht mal eine Ahnung, wie oft es sich verkauft hat.“ Nach einer zweiten Single (I Will Go On) wurde Tore, der mit einem Herzfehler geboren wurde, schwer krank und starb im April 2001 im Alter von nur 23 Jahren. „Danach verfiel ich in Depressionen und war nicht in der Lage, irgend etwas zu tun. Ich blieb zuhause, hielt mich von allen fern und verkroch mich allein in meiner eigenen Welt. Ich hatte mit Tore ein Album machen wollen und konnte ohne ihn keinen Gedanken fassen. Dann aber habe ich mir gesagt: „Okay, du bist deprimiert, aber du MUSST dieses Album machen. Tore wäre stinksauer, wenn du jetzt mit allem aufhörst.“
Der Gedanke an Tore war genug, um ANNIE aus der Lethargie zu reißen. Mit einem Freund startete sie den Club „Pop Til You Drop“ in Bergen. Unter anderem buchte sie Timo von den finnischen Elektroheads Opl:Bastards und The Left Handed. Im Gegenzug legte sie in dessen Club in Helsinki auf und lieh ihre Stimme einigen Opl:Bastards-Tracks. „Ich fragte Timo, ob er Lust hätte, ein paar Produktionen mit mir zu machen. Wir fingen an, und aus dem Spaß wurde eine gute Zusammenarbeit.“
Timo produzierte schließlich alle 12 Tracks auf Anniemal, vom atemberaubenden 12-Minuten-Track Come Together bis zum Missy Elliottesken R&B-Groove Always Too Late. Mit ihren Freunden Royskopp, die übrigens schon Britney Spears und den Pet Shop Boys einen Korb gaben, spielte sie drei Tracks ein, darunter Heartbeat und No Easy Love. Den letzten Puzzle-Stein fügte dann Richard X mit der Produktion von Chewing Gum hinzu. Er hatte sie ursprünglich als Sängerin für einen Song auf seinem Debüt-Album eingeplant; im Februar fuhren sie dann nach London und nahmen Chewing Gum auf und jetzt im Juni sind wieder gemeinsame Studiosessions in Planung. Doch auch sonst ist das 2005 Schedule der hübschen Norwegerin ziemlich gefüllt: Auftritte in ganz Europa (u.a. Manumission auf Ibiza) und im September große Album Release Tour in den USA.
„Es kommt mir so vor, als arbeite ich schon lange an diesem Album,“ erklärt ANNIE. „Seit Jahren hatte ich nichts daran getan, aber ich wusste, ich werde weiterhin Musik machen. Es sieht so aus, als hätte ich es nun geschafft, ein gutes Album zu machen. Das allein ist für mich schon eine große Leistung – und ich hoffe, ich werde ordentlich viele Alben verkaufen…“
ANNIEs Geduld hatte einen Sinn. Und wenn das Anniemal erstmal losgelassen ist, wird es nicht mehr aufzuhalten sein…
„Auf Dauer macht die vollsynthetische Süße vieler Cuts süchtig, und die schöne Norwegerin mit dem noch schöneren Namen […] kann zwar nicht singen, aber mit ihrem Stimmchen unwiderstehlich locken. […] Prima Platte!“, so schwärmte Herr Doebeling vom Rolling Stone im Liebesmonat Mai. Nun, was den Gesang angeht, kann man das durchaus anders sehen, und so „vollsynthetisch“ ist die Süße auch wieder nicht (siehe Heartbeat), aber in der Tendenz liegt der Mann goldrichtig, denn die Tracks machen in der Tat süchtig und die Stimme dürfte auch den das erkaltetste Marmorherz verführen.
warner-promo
No Comment